Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
glauben.
»Was ist los?«, hörte er Jack auf einmal stöhnen. Sein Sohn bewegte sich und schlug die Augen auf. »Scheiße, mein Kopf.« Er stöhnte wieder. »Mann, das tut tierisch weh …«
Ben traten Tränen in die Augen. Eine Welle der Erleichterung wallte in ihm auf, und am liebsten hätte er seinen Sohn fest in die Arme geschlossen. Aber dabei hätte er ihn womöglich mit dem Virus infiziert.
»Wie fühlst du dich, Jack?«, fragte er.
»Wie ein Stück Hundescheiße«, antwortete Jack und rieb sich die Stirn. »Sieht ganz so aus, als hätte dein Plan nicht sonderlich gut funktioniert.«
»Nein, hat er nicht.«
»Und? Haben wir einen Plan B?«
»Nein, leider nicht, Jack.«
»Was hast du denn für komische Handschuhe an, Dad?«, fragte Jack, nachdem er seinen Vater eingehend gemustert hat. »Und wieso verziehst du dich in die hinterste Ecke?«
Ben erzählte seinem Sohn, dass der Samariter ihn mit dem Pembroke-Virus infiziert hatte.
»Dad, du musst sofort in ein Krankenhaus!«, rief Jack. Man hörte ihm deutlich an, dass er sich große Sorgen um seinen Vater machte. »Die können da bestimmt etwas machen!«
»Vergiss es, Jack«, erwiderte Ben. »Tammy konnte ihre Patienten in Pembroke auch nicht retten, und Tammy ist eine verdammt gute Ärztin. Nein, wir müssen dafür sorgen, dass du hier rauskommst, das ist das Einzige, was jetzt noch zählt.«
»Aber Angie hat dich doch auch wieder hingekriegt, als du schon halbtot warst. Du darfst jetzt nicht aufgeben, Dad.«
Ben lächelte traurig. »Angie ist tot. Aber auch sie könnte mir nicht helfen, wenn ihr Herzpflaster meine Aorta zerfetzt. Ich bin jetzt in derselben Lage wie die Leute, deren Krankenakten wir gestern angesehen haben. Wenn der Samariter heute Nachmittag bei der Menschenkette das Virus freisetzt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie alle sterben. Millionen von Menschen werden dieses Gel auf ihren Händen verteilen und die Seuchenschutzbehörde
wird nicht einmal mehr den Hauch einer Chance haben, das Virus einzudämmen, wie es ihr in Pembroke noch gelungen ist.«
»Dad, könnte es nicht möglich sein, dass das Virus so nach Pembroke gelangt ist?«, fragte Jack.
»Wie meinst du das?« Obwohl es eigentlich keine Bedeutung mehr hatte, interessierte Ben die Theorie seines Sohnes.
»Na, durch diese Dinger da!«, sagte Jack und deutete auf den aufgerissenen Folienbeutel, der vor Ben auf dem Boden lag. »Du hast mir doch erzählt, dass die alten Leute, die es als Erstes erwischt hat, Shrimps gegessen hätten. Was wäre, wenn sie sich nach dem Essen die Hände mit diesem Gel gereinigt hätten? Viele Leute essen Shrimps mit der Hand aus der Tüte, da kann es doch gut sein, dass sie sich danach die Hände gründlich reinigen wollten.«
»Interessanter Gedanke«, sagte Ben. »Aber wie sollen sie an das Gel gekommen sein?«
»Vielleicht hat sie ein Arbeiter in der Fabrik unter der Hand mitgehen lassen und einem der Alten geschenkt. Du weißt doch, ich habe in den letzten Ferien im Lager dieser Supermarktkette gejobbt, und da haben die Angestellten ständig irgendwas mitgehen lassen. Kein Wunder, bei dem Hungerlohn, den sie denen dort gezahlt haben.«
»Aber du doch hoffentlich nicht?«, fragte Ben automatisch.
»Dad!«
Ben nickte. Was Jack da sagte, war zumindest eine plausible Erklärung für den plötzlichen Ausbruch des Virus vor ein paar Tagen. Irgendwo mussten die Beutel mit dem Handgel schließlich befüllt werden, und es war ziemlich
wahrscheinlich, dass die Arbeiter in dieser Fabrik überhaupt nicht ahnten, was sie da in Wirklichkeit fabrizierten. Wenn man jedem Teilnehmer an Hands Against Terrorism so ein Pröbchen schenken wollte, brauchte man Millionen von den Dingern, und die konnte man nicht in irgendeiner Garage oder Hinterhofklitsche von Hand abfüllen. Dazu brauchte man große, effizient arbeitende Maschinen, und die fand man nur bei professionell arbeitenden Verpackungsfirmen. Dass der Samariter eine solche Firma besaß, war kein allzu realistischer Gedanke. Viel wahrscheinlicher war da die Möglichkeit, dass er jemanden eingeschleust hatte, der das von einem großen Kosmetikhersteller bezogene Gel heimlich mit dem Virus verseuchte. Ein einziger Saboteur genügte da schon. Aber ganz gleich, wie es passiert war, das Virus würde sich mittels dieses Gels in Windeseile über das ganze Land verbreiten, und allen, die ein CardioPatch in ihrer Aorta hatten, einen schmerzhaften Tod bereiten - ihm selbst mit eingeschlossen.
»Dad, wir
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