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Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rip Gerber
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verschlingen.
    Bald würde es so weit sein, dachte der Samariter, bald würde der Zorn Gottes so fürchterlich über die sündige Menschheit hereinbrechen, wie es seit den Tagen der Sintflut nicht mehr geschehen war. Ein grauenvolles Strafgericht, das die Verderbten und Schlechten hinwegraffen und
Platz für die wenigen wahrhaft Guten und Gerechten schaffen würde.
    Der Samariter erschauderte vor der Größe und der Schönheit dieses heraufdämmernden Weltgerichts. Seine Aufgabe dabei war es, den Weg für die Armeen des Herrn zu bahnen und den Gottlosen und Heiden in den Arm zu fallen, die versuchten, dieses Gericht noch im letzten Augenblick abzuwenden. Dass die Heerscharen des Herrn schon lange nicht mehr aus gottesfürchtigen Kriegern oder strahlenden Rittern bestanden wie zu Zeiten der Kreuzzüge, barg eine ganz eigene Ironie des Schicksals in sich. In einer Zeit, in der das Böse so groß und übermächtig geworden war, dass es sich den ganzen Erdball untertan gemacht hatte, waren es winzige Lebewesen, mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, die in wenigen Tagen das Werk des Herrn erledigten - Geschöpfe fehlgeleiteter Menschen, die in ihrer Verblendung eine neue Geißel Gottes erschaffen hatten.
    Der Samariter legte die kleine Maschine in eine sanfte Kurve und blickte hinab auf das stille, dunkle Land unter ihm. Von oben betrachtet sah alles so friedlich aus, aus dieser Perspektive waren die Behausungen und Fahrzeuge der Menschen nichts weiter als kleine Lichtpunkte, und viele dieser Lichtpunkte würden in wenigen Tagen für immer erloschen sein. Erloschen wie die Menschen, die sie angezündet hatten, die Millionen und Abermillionen kleiner Lichter, die einzeln für sich betrachtet so unschuldig und harmlos wirkten, und in ihrer Masse doch so böse und alles verschlingend waren wie die Höllenfeuer der Verdammnis.
    Das Flugzeug des Samariters folgte nun nicht mehr dem
breiten, sechsspurigen Band des Highways, es tastete sich am Lauf eines Flusses entlang, der sich in sanften Schleifen durch schwarzes Bergland schlängelte. Der Samariter konzentrierte sich auf den grünlich leuchtenden Kompass auf dem Instrumentenbrett vor ihm und schaute angestrengt in die Dunkelheit hinab. Er wusste genau, wonach er suchte. Es war eine Zelle des Bösen, die für eine kurze Zeit dennoch ein Werkzeug des Herrn gewesen war. Nun aber musste sie vernichtet werden, und ihr Untergang würde der erste Paukenschlag sein, der Auftakt zum größten Gottesgericht, das jemals auf eine verderbte Menschheit herabgewittert war. Wenn sein Donnerhall verklungen war, würden nur die wenigen Reinen überlebt haben, und der Samariter hoffte dazuzugehören. Mit Bestimmtheit sagen konnte er es nicht, denn die Wege des Herrn waren unerfindlich, und er würde sich ohne zu Hadern in das Schicksal fügen, das sein Schöpfer und Gott ihm bestimmt hatte.
    Hundert Meter unter ihm flog ein zweites Sportflugzeug denselben Kurs wie seine Cessna. Der Samariter, der kurz nach diesem Flugzeug von einem verlassenen Flugplatz südlich von Washington gestartet war, konnte deutlich seine blinkenden Positionsleuchten ausmachen. Der Pilot wusste, wohin er fliegen musste, aber er wusste nicht, was er tat und für wen er in Wahrheit in wenigen Minuten sein armseliges Leben opfern und wessen Werk er damit in Wahrheit befördern würde.
    Den Einfall, sich in geduldiger, langjähriger Arbeit eine Gruppe islamistischer Fundamentalisten heranzuziehen, die glaubten, ihren eigenen, verblendeten Zielen zu dienen und doch nur zu einem willigen Werkzeug im großen Plan des Herrn wurden, hatte ihm Gott selbst gegeben.

    Fast zehn Jahre zuvor, am 11. September 2001, hatte der Samariter vor dem Fernseher gesessen und mit angehaltenem Atem zugesehen, wie eine der stolzesten Festungen des Götzen Mammon in einem Inferno aus explodierendem Kerosin und gigantischen Betonstaubwolken dem Erdboden gleichgemacht wurde. Eine Handvoll entschlossener Männer, mehr hatte es nicht gebraucht, um die New Yorker Twin Towers zu Fall zu bringen. Seit diesem Tag hatte ihn der Gedanke, sich diese Kräfte zunutze zu machen, nicht mehr losgelassen. Jetzt flog ein paar Dutzend Meter unter ihm ein voll aufgetanktes und mit Sprengstoff bepacktes Flugzeug, dessen einem fanatischen Irrglauben aufgesessener Pilot in wenigen Minuten ein Werk Gottes tun würde.
    Wie naiv diese Dschihadisten doch waren, dachte der Samariter, während er auf das rhythmische Blinken der kleinen Maschine schaute. Sie glaubten, dass

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