Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
spürte, wie sich ihm innerlich alles zusammenkrampfte, was ein untrügliches Zeichen dafür war, dass eine seiner Panikattacken kurz bevorstand. Er packte den Hebel und zog ihn mit einem entschlossenen Ruck nach unten.
In diesem Augenblick ging auch die große Luftschleuse am anderen Ende des Raumes auf, und ein gleißend heller Lichtstrahl schnitt sich wie ein Leuchtschwert aus »Krieg der Sterne« durch den Raum. Einen Sekundenbruchteil lang sah Ben Dr. Viteks schreckensstarres, von einer starken LED-Lampe aus der Schwärze des Labors gemeißeltes Gesicht, das mit weit aufgerissenen Augen auf einen Mann mit Gasmaske starrte. Der Mann hatte einen martialisch aussehenden Elektroschocker in der Hand, den er dem völlig verdutzten Vitek direkt auf die Brust setzte.
»Was soll das?«, presste der Laborleiter mit einer vor Schreck ganz heiseren Stimme hervor, dann hörte Ben ein hässlich knisterndes Geräusch, das ihn an das Brutzeln eines
Steaks in der Pfanne erinnerte. Vitek stieß noch einen Schmerzensschrei aus und sank dann bewusstlos zu Boden. Als sein Angreifer den Strahl seiner Taschenlampe nach unten lenkte, sah Ben, dass er die dunkelgraue Uniform eines Wachmanns trug.
Vincent!, dachte er, während er die Tür aufschob und aus dem Labor rannte. Es war sinnlos, sie wieder zu schließen, denn einen Notausgang konnte man von außen ohnehin nicht verriegeln. Ben kam nicht weit, dann knallte er schmerzhaft gegen eine Metallwand. Mist! Er hatte nicht daran gedacht, dass auch der Notausgang eine Luftschleuse hatte.
Ben spürte, wie ihm eine warme Flüssigkeit über die Wangen lief. Er hatte sich beim Aufprall auf die zweite Tür der Luftschleuse wohl eine Platzwunde an der Stirn zugezogen, aber jetzt hatte er keine Zeit, sich darum zu kümmern.
Hinter sich hörte er laute Schritte, und das Licht der sich nähernden LED-Lampe warf einen bläulichen Schein in die kleine Luftschleuse. Ben sprang auf den Türhebel zu und riss ihn nach unten. Mit einem leisen Zischen ging die äußere Tür auf. Ben stürzte hinaus in einen engen Korridor. Hier funktionierte die Notbeleuchtung noch, und ein grüner Pfeil wies ihm den Weg ins Treppenhaus. Aus dem Labor hörte Ben das Splittern von Glas, offenbar hatte der Wachmann mit der Gasmaske irgendetwas umgeworfen. Es klang verdammt nahe.
Ben sah sich fieberhaft in dem von dem Notausgangsschild nur schemenhaft erleuchteten Raum um. Eine Flucht vor dem durchgedrehten Wachmann war praktisch aussichtslos - der Mann kannte das Labor bestimmt wie seine
Westentasche und würde Ben in null Komma nichts eingeholt haben. Er musste unbedingt etwas finden, womit er sich verteidigen konnte. Aber was? In dem kurzen Gang hinter dem Notausgang des Labors war nichts außer zwei Türen, dem grünen Pfeil, der den Fluchtweg anzeigte und einem Feuermelder, dessen Knopf in der Dunkelheit rot leuchtete. Ein Feuermelder!, fuhr es Ben durch den Kopf. Wo ein Feuermelder war, gab es in vielen öffentlichen Gebäuden auch einen Feuerwehrschlauch - und vielleicht sogar eine Feueraxt!
Ben rannte hinüber zu dem Feuermelder, und tatsächlich befand sich in dem kleinen Glaskästchen, dessen Scheibe man zerschlagen musste, um an den Feuermelder zu gelangen, auch ein Schlüssel, der wohl zu einer in der Wand eingelassenen Tür passte, auf der ein großes, feuerrotes »F« prangte. Ben zog den Behälter mit dem CardioPatch aus seiner Jackentasche und schlug mit einer der Ecken die dünne Glasscheibe ein. Hinter sich hörte er lautes Schnaufen und schwere Schritte. Der Wachmann war bereits in der Luftschleuse.
Rasch griff Ben in das kleine Kästchen an der Wand und nahm den Sicherheitsschlüssel vom Haken. Dabei schnitt er sich an einer der verbliebenen Glasscherben, kümmerte sich aber nicht weiter um die Verletzung, während er mit zitternden Fingern den Schlüssel in das Schloss an der Wand steckte und eine dünne Blechtür aufriss. In der Wandnische konnte er kaum etwas erkennen, deshalb tastete er ihr Inneres mit beiden Händen ab, fand aber weder einen Feuerwehrschlauch noch die erhoffte Feueraxt, sondern einen tonnenförmigen Gegenstand aus glattem Metall, an dessen Seite sich ein Gummischlauch befand. Ein Feuerlöscher!
Ben riss ihn aus seiner Halterung und hielt ihn ans schwache Licht der Notbeleuchtung. Mit einem Blick erfasste er die auf die rot lackierte Seite des Feuerlöschers aufgedruckte Gebrauchsanleitung und griff, während sich aus der Luftschleuse schwere Schritte näherten, mit seiner
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