Killerwelle
seine Absichten zu wissen, lässt sich nicht genau sagen, was das Ganze zu bedeuten haben könnte.«
»Damit habt ihr euern Marschbefehl. Ich will die Antworten.«
»Die sollst du kriegen, Chef«, versprach Stoney.
17
John Smith kam die Bordtreppe des Privatjets herab, wo er bereits von Gunawan Bahar erwartet wurde. Die beiden umarmten einander wie Brüder.
»Sie haben Ihre Sache gut gemacht«, sagte Bahar, hielt Smith auf Armeslänge von sich, um ihm in die Augen zu blicken.
»Es war einfacher, als wir erwartet hatten, vor allem nachdem Sie die Armee hinzugezogen hatten.« Sie sprachen Englisch, die einzige Sprache, die sie gemeinsam hatten.
Smith hatte tatsächlich diesen anonymen Spitznamen angenommen, als er in die Fremdenlegion eingetreten war. Geboren wurde er jedoch als Abdul Mohammad in Algerien, und wie viele seiner Landsleute hatte er nach einhundertdreißig Jahren kolonialer Herrschaft eine beträchtliche Menge französischen Blutes in den Adern. Außerdem hatten bei ihm – wie auch bei vielen seiner Landsleute – vierzig Jahre Unabhängigkeit den Hass nicht lindern können, den er für die ehemaligen Unterdrücker seiner Nation empfand. Doch anstatt als Rebell in seinem eigenen Land gegen eine Regierung zu kämpfen, die er als durch westliche Einflüsse bis ins Mark verdorben betrachtete, hatte er sich entschlossen, den Feind von innen zu bekämpfen, und war in die Legion eingetreten, weil sie ihm die Möglichkeit einer militärischen Ausbildung bot und half, sich an europäische Gewohnheiten anzupassen, so dass er sich am Ende nicht mehr von ihnen unterschied und sich unerkannt zwischen ihnen bewegen konnte.
Nachdem er seinen ersten Fünf-Jahres-Vertrag erfüllt hatte, verließ er die Legion und ging zu den Mudschaheddin, um in Afghanistan gegen die gottlosen Russen zu kämpfen. Der Krieg gefiel ihm, aber der Grad von Ignoranz, den er bei den Menschen antraf, schockierte ihn auch. Er stellte fest, dass sie im Grunde abergläubische Bauern waren, die genauso viel Zeit damit verbrachten, ihre privaten Streitigkeiten auszufechten, wie gemeinsam gegen die Russen zu kämpfen. Sogar der berühmte Scheich Bin Laden war ein paranoider Fanatiker, der glaubte, sie sollten, wenn sie erst einmal die Russen aus ihrem Land vertrieben hätten, sofort die Ungläubigen im Westen angreifen. Obgleich er seine Jugend als Playboy verbracht und in europäischen Städten dem Luxus gefrönt hatte, hatte er die wahre Macht einer westlichen Armee doch nie verstanden. Russische Wehrpflichtige auf einem Territorium zu bekämpfen, das ihnen fremd war, unterschied sich erheblich von einem direkten Angriff auf die Vereinigten Staaten.
Bin Laden war irgendwann zu der Überzeugung gelangt, dass Märtyrer-Operationen, wie er die Selbstmordattentate gerne nannte, die Zerstörung der westlichen Welt herbeiführen würden. Abdul Mohammad wollte Amerika auch auf den Knien sehen, doch ihm war klar, dass die Zerstörung einiger Gebäude durch Bomben nichts ändern würde. Im Gegenteil, dadurch würde der Kampfgeist und Widerstandswille der Opfer nur gestärkt werden, und schnelle und tödliche Vergeltungsaktionen wären die Folge.
Obgleich er nicht wusste, wie er aussehen könnte, ahnte er doch, dass es einen besseren Weg gab. Erst Jahre später, lange nachdem Bin Laden die Twin Towers zum Einsturz gebracht und ein Pulverfass angezündet hatte, das der muslimischen Welt weitaus mehr Schaden zufügte als dem Westen, lernte Mohammad Setiwan Bahar kennen, Gunawars Bruder und den Namensvetter seines Sohnes. (Der Junge, der bei der Operation in Afghanistan eingesetzt wurde, war ein Gassenkind gewesen, das sie dazu erzogen hatten, niemals mit Ungläubigen zu reden.) Zu dem Zeitpunkt, als sie sich kennenlernten, arbeitete Mohammad gerade für eine private Sicherheitsfirma in Saudi Arabien, nachdem das Feuer des Dschihad in seinem Innern fast erloschen war. Die Bahar-Brüder hielten sich zu einer Zeit im Land auf, als die Wahabi-Fundamentalisten gezielt westliche Interessen torpedierten. Die beiden besuchten Ölproduktionsfirmen, die sich für den Kauf elektronischer Steuerelemente ihrer Firma in Jakarta interessierten.
Mohammad fungierte zwei Wochen lang als ihr Leibwächter und wurde danach zu ihrem Vollzeit-Angestellten.
Sie setzten ihn im Bereich ihrer eigenen Firmensicherheit ein wie auch bei dem, was sie als Spezial-Projekte bezeichneten. Diese reichten von Werkspionage bis hin zur Entführung von Angehörigen konkurrierender
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