Killerwelle
Schmetterlingsgriffen des Maschinengewehrs ersetzte und seinerseits das Feuer eröffnete. Mit etwa der doppelten Pulverladung eines herkömmlichen AK-47 versehen, flogen die Projektile des PKB wie panzerbrechende Geschosse hinter ihnen her. Das Heck des Schulbusses wurde dutzendfach durchlöchert, und die Kugeln hatten sogar noch genügend Kraft, um ein paar Sitzlehnen zu durchschlagen, ehe sie jeglichen Schwung verloren und harmlos zu Boden fielen. Ein paar flogen durch den gesamten Bus. Hätte Eddie den Bus nicht wie irgend so ein alter Knacker im Rentnerstaat Florida gelenkt, von dem nur die Hände zu sehen waren, er hätte sich gewiss zwei Treffer in seinem Schädel eingefangen.
»Sind alle okay?«, rief Juan, während seine Ohren vom Lärm der wilden Schießerei beinahe taub waren.
Noch während seine Leute antworteten, dass sie nicht verletzt seien, untersuchte Cabrillo den jungen Setiawan Bahar. Der Teenager hatte in seiner drogengeschwängerten Traumwelt von alledem nichts mitbekommen. Ein paar Glassplitter glitzerten zwar zwischen seinen Haaren und auf seiner Kleidung, doch ansonsten sah er aus, als schliefe er gemütlich in seinem Bett in Jakarta.
»Verfolgen sie uns?«, fragte Eddie. »Meine sämtlichen Rückspiegel sind zerschossen.«
Cabrillo drehte sich um und schaute zurück. Die Straßensperre lag noch nicht sehr weit hinter ihnen, und er konnte Gestalten erkennen, die durch die Lichtkegel der Pick-up-Scheinwerfer rannten. Die Männer machten zweifellos Anstalten, dem Bus zu folgen und zu beenden, was sie begonnen hatten. Ihr Lastwagen, eher ein leichter Kampfwagen, war schneller, wendiger und verfügte über mehr Feuerkraft als der Bus.
Sie hatten reines Glück gehabt, die Straßensperre überwunden zu haben. Juan wusste nur zu gut, dass Glück ein launischer Verbündeter und letztlich unberechenbar war.
»Natürlich verfolgen sie uns.«
»Achtung!«, rief Eddie plötzlich.
Es fühlte sich an, als befände sich der Bus in einem Expresslift und auf dem Weg nach unten. Sie hatten den Punkt erreicht, an dem die Straße in einer Folge mehrerer extrem steiler Spitzkehren regelrecht wegsackte. Jegliche Überlegung, den Bus vor dem potentiellen Zielgebiet zu verlassen, wurde für Juan irrelevant. Sie waren bereits mittendrin und hatten einen Taliban-Transporter im Nacken, dessen Fahrer ein Tempo vorlegte, als wolle er das Autorennen in Daytona gewinnen.
Leuchtspurgeschosse verließen das Verfolgerfahrzeug und jagten den rasenden Bus. Die Entfernung stimmte zwar, aber nicht die Zielgenauigkeit. Der Schütze konnte sich kaum auf der Ladefläche des Trucks halten, geschweige denn mit einem schweren Maschinengewehr einen gezielten Schuss abgeben.
Eddie kurbelte vorn im Bus am Lenkrad wie ein Wahnsinniger und wagte nicht nachzuschauen, was sich jenseits der Räder auf der rechten Seite befand. Die Straße klebte an der Canyonwand und schlängelte sich an ihr abwärts, als wäre sie direkt aus einem Roadrunner-Cartoon hierherverlegt worden. Was würde er jetzt für eine Acme-Rakete geben, um seine Verfolger roadrunnermäßig auszuschalten.
Nur wenige Zentimeter von den Fenstern auf der linken Seite entfernt, raste die Felswand verschwommen vorbei. Auf der rechten Seite schien der Abgrund im Schein der Mondsichel kein Ende zu nehmen. Juan konnte sich nicht vorstellen, dass ein Blick vom Gipfel des Mount Everest eindrucksvoller sein sollte als dies. Wenn er sich den Hals verrenkte, erkannte er, wie die Straße tief unter ihm eine scharfe Kehre beschrieb. MacD Lawless leistete ihm an der teilweise zertrümmerten Hecktür Gesellschaft. Er hatte Eddies REC7 in der Hand und die Beintaschen seiner Kampfhose aus Tarnstoff mit Reservemagazinen vollgestopft.
»Ich dachte mir, dass der Mann da oben nicht gleichzeitig fahren und schießen kann.« Er reichte Juan seine Pistole. »Ein schönes Stück, aber ich finde, die Barrett ist für diese Situation erheblich angemessener.«
Er hatte einen Akzent, den Juan nicht einordnen konnte.
Danach gefragt, sagte Lawless: »New Orleans«, und sprach es »N’Orlens« aus.
»The Big Easy.«
»Zufälligerweise beschreibt das auch ziemlich genau meine Schwester.« Lawless grinste freundlich. »Eigentlich habe ich gar keine Schwester, aber ich liebe diesen Scherz.«
Die kurze Atempause dauerte nur eine weitere Sekunde, bis der Pick-up hinter ihnen um die nächste Ecke bog, und der Schütze hatte wieder ein Ziel. Kugeln prallten von der Felswand ab und flogen singend durch
Weitere Kostenlose Bücher