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Killerwelle

Titel: Killerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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weitaus größeres Problem, das sie möglicherweise noch erwartete. Der Bus gehörte einem leitenden Talibanfunktionär, der Cabrillo bekannt vorkam, dessen Name ihm jedoch nicht einfallen wollte. Es bestand die große Wahrscheinlichkeit, dass er vom amerikanischen Militär beobachtet wurde. Also war es durchaus möglich, dass die zuständigen Dienststellen nicht begriffen, was soeben im Dorf stattgefunden hatte, aber wenn sie den Tod dieses Mannes wollten, dann wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt gekommen, die Rakete der Drohne zu starten.
    Er kehrte zum zertrümmerten Heckfenster zurück und blickte zum Himmel. Eddie beobachtete ihn im gesprungenen Rückspiegel über dem Fahrersitz und rief: »Gibt es dahinten irgendwas?«
    »Nicht auf dem Boden, aber ich dachte, ich hätte eine Predator gehört, ehe wir reingingen, und wenn meine Vermutung zutrifft, dann hat dieser Bus eine riesige Zielscheibe auf dem Dach.«
    Während der ersten Kilometer nach der Ortschaft folgte die Straße dem Verlauf des Tales und war auf beiden Seiten mit weiten, offenen Getreidefeldern gesäumt. Aber von ihrem Studium der topographischen Karten vor Beginn ihrer Operation wusste Juan, dass sie schon bald abfallen und sich durch ein Dutzend Haarnadelkurven schlängeln würde. Links von der Straße ragte die Wand des Tales auf, während auf der rechten Seite ein beängstigend steiler Abgrund gähnte. Sobald sie sich auf diesem Abschnitt befanden, wäre ihre Manövrierfähigkeit bis auf ein verschwindendes Minimum eingeschränkt.
    Wenn er das Kommando in Creech hätte, würde er warten, bis sie die Steilstrecke etwa zur Hälfte bewältigt hätten, und dann die Hellfire hinter ihnen her schicken. Mit diesem Bild vor Augen erhob er die Stimme über das asthmatische Rasseln des Motors und rief: »Hey, Soldat?«
    »Meinen Sie mich?«, fragte der blonde Mann.
    »Wen sonst? Von jedem anderen im Bus kenne ich den Namen. Sind Sie in der Verfassung für einen eiligen Fußmarsch von gut zwanzig Kilometern?«
    Es gefiel Cabrillo, dass sich der Mann mit seiner Antwort einen Moment Zeit nahm. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein, Sir. Tut mir leid, aber seit sie mich geschnappt haben, wurde ich regelrecht durch den Fleischwolf gedreht. Ich habe zwar nichts gebrochen, aber alles Mögliche gezerrt oder verstaucht.« Er hob sein Hemd hoch, um ein dichtes Muster von dunklen Blutergüssen auf seiner Brust und seinem Bauch zu zeigen, die durch die Schwellung unter seinem linken Auge noch ergänzt wurden. »Ich schaffe vielleicht in ebenem Gelände sieben oder acht Kilometer, aber in diesen Bergen keinen einzigen.«
    »Warum fragst du?«, wollte Linda wissen.
    »Die Schlucht vor uns könnte eine tödliche Falle sein, wenn meine Vermutungen über die Predator zutreffen. Ich denke daran, den Bus liegen zu lassen und zu unserem ursprünglichen Plan zurückzukehren.«
    Es wäre von Linc sicher zu viel verlangt, den Mann zu tragen, obwohl Juan wusste, dass der große Mann es sicherlich ernsthaft versuchen würde. Er überlegte, ob sie den Marsch in Etappen machen sollten, doch je länger sie sich in dieser Region aufhielten, desto größer war das Risiko, von den zahllos umherstreifenden Patrouillen der Taliban irgendwann entdeckt zu werden.
    »Großer Meister, wir haben ein Problem«, sagte Eddie plötzlich. »Ich sehe Scheinwerfer näher kommen.«
    Cabrillo stieß einen stummen Fluch aus. Man brauchte nur daran zu denken, und schon passierte es. Die Einzigen, die nachts die Straßen bevölkerten, waren die Taliban oder ihre Al-Kaida-Verbündeten.
    »Was soll ich tun?«
    »Bleib ganz cool. Vielleicht lassen sie uns in Ruhe.«
    Die beiden Lichtstrahlen, die aus der Dunkelheit hervorstachen, waren etwa einen Kilometer weit entfernt auf der Straße zu sehen. Dann schwenkten sie herum, erfassten den schwankenden Bus und verharrten. Der andere Fahrer hatte sein Vehikel offenbar in eine Straßensperre umfunktioniert.
    Das Glück, das ihnen während der Flucht aus dem Dorf hold gewesen war, hatte sie verlassen.
    »Was nun?«
    »Lass mich kurz überlegen«, erwiderte Juan im gleichen gelassenen Tonfall wie Eddie kurz vorher. »Was für ein Fahrzeug haben sie?«
    »Wenn ich dir die Frage beantworten kann, dürfte es bereits zu spät sein«, entgegnete Seng.
    »Gutes Argument«, lobte Juan grimmig. Obgleich Juan Arabisch beherrschte wie jemand, der in Riad geboren worden war, hatte er gewisse Zweifel, dass sie sich durch eine Kontrolle schwindeln könnten, jedenfalls

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