Killerwelle
Gomez Adams und sein Team angewiesen, das Gleiche mit dem Helikopter zu tun.«
Ein Rigid Hull Inflatable Boat, kurz RHIB, war eins der beiden halbstarren Schlauchboote, die die Oregon mit sich führte, eines in einer Kammer an Steuerbord, von wo aus es direkt ins Meer abgesetzt werden konnte, und eines als Reserve im vorderen Laderaum.
Linda äußerte sich nicht dazu, wie offensichtlich Cabrillos Plan war. Sobald sie Myanmar mit dem Hubschrauber erreicht hätten, könnten sie sich im Landesinnern nur noch per Boot weiterbewegen. »Aye, Chef. Genieß deine Dusche.« Linda entfernte sich. Juan hatte für weibliche Rundungen genauso viel übrig wie jeder normale Mann, aber ihr nachzuschauen, wie sie in der engen Shorts davonstolzierte, war das Gleiche, als würde man hinter seiner eigenen Schwester her hecheln. Er hatte sich bereits abgewandt, ehe sie auch nur den zweiten Schritt gemacht hatte.
Die Kabine des Präsidenten der Corporation war wie das Bühnenbild für den Film Casablanca eingerichtet: mit allen möglichen Bogengängen, kunstvoll geschnitzten Holzparavents und genügend Topfpalmen, um eine Wüstenoase zu bepflanzen. Der Fliesenboden ruhte auf einer Kautschukunterlage, damit die Schwingungen des Schiffsrumpfs die Kacheln nicht zum Bersten brachten.
Ehe er sich um seine eigenen Bedürfnisse kümmerte, holte er – inspiriert von den Waffentechnikern auf dem Oberdeck – die Kel-Tec-Pistole aus der Overalltasche und legte sie auf das Löschblatt auf seinem Schreibtisch neben einem anscheinend antiken Bakelittelefon, das jedoch Teil des raffinierten Kommunikationssystems des Schiffes war. Hinter dem Schreibtisch befand sich ein Waffensafe. Er öffnete die schwere Tür, ignorierte die Kollektion von Waffen und auch die Bündel von Geldscheinen unterschiedlicher Währung sowie die Stapel von Goldmünzen, die darin deponiert waren. Stattdessen holte er ein Waffenreinigungs-Set heraus. Er wusste, dass die Kammer der kleinen Waffe leer war, doch er betätigte mehrmals probeweise den Schlitten, sobald er das leere Magazin herausgezogen hatte. Nachdem er den Lauf und die Kammer sorgfältig gesäubert hatte, wischte er alle Teile mit Waffenöl ab. Dann lud er frische Kaliber-.380-Patronen ins Magazin. Er hätte auch noch eine letzte Patrone in die Kammer eingesetzt, doch er wollte, dass die Waffentechniker und Kevin Nixon unten im Zauberladen sein künstliches Bein nach dem ausgiebigen Bad einer ausführlichen Generalinspektion unterzogen, daher legte er die Pistole in seine Schreibtischschublade.
Eine Patrone, die nicht in die Kammer transportiert worden war, war nicht gefährlich, solange niemand mit der Waffe herumhantierte.
Er schlängelte sich aus dem XXL-großen Overall, nahm seine Beinprothese ab und hüpfte leichtfüßig in das luxuriöse Badezimmer. Dort stand eine Kupferbadewanne, die einem Elefanten ausreichend Platz geboten hätte, um darin einen gemütlichen Nachmittag zu verbringen. Doch sie wurde nur selten benutzt. Stattdessen trat er in die Duschkabine, justierte die Wassertemperatur und die zahlreichen Duschdüsen, bis sein Körper von einer Wasserflut massiert wurde, deren Temperatur nur knapp unter dem Siedepunkt lag.
Cabrillo war nicht gleichgültig gegenüber den harten Tatsachen des Lebens, den Gefahren, denen er sich stellte, oder der echten Wahrscheinlichkeit, dass seine nächste Mission seine letzte sein konnte. Allein aufgrund dieser Möglichkeit war er sich seiner Sterblichkeit wesentlich intensiver bewusst als jeder Durchschnittsbürger, der von neun bis fünf in einem Büro arbeitete. Er hatte genügend Zeit gehabt, um zu verarbeiten, was auf dem Hoteldach geschehen war, aber während er unter der heißen Dusche stand, konzentrierte sich sein Geist ausschließlich auf die physischen Empfindungen, die sein Körper genoss und die es ihm erleichterten, das erlebte Grauen und das Blutvergießen wenigstens einstweilen hinter sich zu lassen. Während jeder Kampfeinsatz einen Tribut von seiner Psyche – und seiner Seele – forderte, gaben ihm dreißig Minuten, in denen seine Haut vom heißen Wasser gerötet und gepeitscht wurde, die Kraft zurück, die er brauchte, um den Krampf in seinem Magen zu lösen, seine Nerven zu beruhigen und ihn schlicht und einfach weitermachen zu lassen.
Als er sich wieder anzog, entschied er sich für eine leichte Khakihose und ein lila Polohemd. Hinzu kamen weiche Ledermokassins, in die er mit nackten Füßen schlüpfte. Im Gegensatz zu seinem Kampfbein
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