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Killerwelle

Titel: Killerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ganzer Ozean in seinen Kopf eingedrungen, um die empfindlichen Lufträume hinter seiner Nase und über seinen Augen auszufüllen.
    Lieber Gott, dachte er, lass mich sterben, da die Schmerzen allmählich schlimmer waren als alles, was er je zuvor durchlitten hatte. Und dabei war die Prozedur erst seit dreißig Sekunden im Gange.
    Es wurde noch unerträglicher. Sein Kopf war bereit, jeden Moment zu platzen. Er wollte es sogar. Seine Kehle rang nach Luft, und er sog noch mehr Wasser in seine Luftröhre.
    Er hörte erregte Stimmen in einer Sprache reden, die er nicht kannte, und fragte sich, ob das vielleicht Engel waren, die ihn riefen.
    Und dann wurde das Handtuch weggenommen und der Tisch aufgerichtet, so dass sein Kopf wieder eine höhere Position als seine Füße einnahm. Wasser schoss aus seiner Nase und seinem Mund, er würgte krampfhaft, aber er konnte wenigstens wieder atmen. Und auch wenn seine Lungen immer noch brannten und die Luft nach Tod schmeckte, war es der schönste Atemzug, den er je gemacht hatte.
    Sie ließen ihm weniger als eine Minute Zeit zum Erholen, dann wurde der Tisch wieder nach hinten gekippt und das triefnasse Handtuch abermals auf sein Gesicht gepresst. Das Wasser kam, literweise, eimerweise, tsunamiweise. Diesmal konnte er nur für ein paar Sekunden ausatmen, ehe es sich erneut in seinem Kopf sammelte. Seine Nebenhöhlen füllten sich bis an den Rand der Nasenlöcher, bis sie nicht mehr Flüssigkeit aufnehmen konnten. Gleichzeitig setzte die Qual ein, die Panik, und sein Gehirn schrie ihn an, irgendetwas zu tun – zu kämpfen, sich zu wehren, sich zu befreien und diese höllische Pein zu beenden.
    Cabrillo ignorierte die Mitleid erregenden Hilferufe seines eigenen Geistes und ließ die Folter über sich ergehen, ohne einen Muskel zu rühren, denn er wusste, dass er nicht ertrank, dass die Männer ihn wieder Luft holen und atmen lassen würden und dass er die Kontrolle über das hatte, was sein Körper tat, nicht der Instinkt, nicht sein Rautenhirn. Der Intellekt war es, der seine Aktionen lenkte. Jetzt lag er so still und entspannt da wie jemand, der ein Nickerchen machte.
    Irgendwann sollte einer der Wächter einen frischen Eimer Wasser holen, und insgesamt fünfzehn Mal wurde Juan ertränkt und durfte wieder atmen, wurde scheinbar ertränkt und zum Atmen wieder aufgerichtet. Jedes Mal erwarteten die Soldaten, dass Juan zusammenbrach und um Gnade bat. Und jedes Mal streckte er sich wieder aus, nachdem er zu Atem gekommen war, und deutete durch ein Kopfnicken an, sie sollten die Prozedur ruhig wiederholen. Beim letzten Versuch warteten sie so lange, dass er das Bewusstsein verlor und sie eilig seine Fesseln entfernen, das Wasser aus seinem Körper ablaufen lassen und ihn mit ein paar leichten Schlägen auf die Wangen aufwecken mussten.
    »Offenbar«, stellte der Fragende fest, während Juan nach Luft schnappte und Wasser durch die Nase ausblies, »wollen Sie mir nicht erzählen, was ich wissen will.«
    Cabrillo sah ihn herausfordernd an. »Wie ich schon früher gesagt habe, ich bin wegen der Quellen hierhergekommen.«
    Er wurde vom Tisch gehoben und durch einen kurzen, kahlen Korridor in eine Zelle geschleift. In dem Raum war es unbeschreiblich heiß, und nicht der geringste Lufthauch regte sich. Juan wurde auf dem nackten Betonboden liegen gelassen, die Stahltür wurde zugeschlagen und das Schloss verriegelt. Eine durch einen Drahtkorb gesicherte Glühbirne brannte hoch oben an einer Wand, in einer Ecke stand ein Putzeimer, der wohl als Toilette dienen sollte, und auf dem Fußboden lagen ein paar Hände voll schmutzigen Strohs. Sein Zellengenosse war die abgemagertste Kakerlake, die er je gesehen hatte.
    »Weshalb sitzt du denn hier drin?«, fragte er das Insekt. Es winkte als Antwort mit einem seiner Fühler.
    Endlich konnte er seinen Hinterkopf untersuchen und stellte zu seiner Verblüffung fest, dass der Knochen nicht verletzt worden war. Er hatte ganz sicher geblutet, aber die Wunde war durch das Waterboarding ausgewaschen worden. Weiter spürte er die Auswirkungen der Gehirnerschütterung, aber er konnte noch immer klar und folgerichtig denken, und sein Gedächtnis funktionierte einwandfrei. Es war ein medizinischer Mythos, dass man mit einer Gehirnerschütterung, sofern kein Verdacht auf eine Hirnverletzung bestand, vorerst wach bleiben sollte. Aber da seine Lungen scheinbar in hellen Flammen standen und sein gesamter Körper zu einem einzigen Schmerzherd geworden war, wusste er,

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