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Killerwelle

Titel: Killerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gefesselt. Er entspannte sich wieder und lag nun völlig still.
    Er war nicht in der Verfassung, sich einem Verhör zu stellen, und wenn sie ihn in die alte Hauptstadt, Rangun, gebracht hatten, befand er sich mit ziemlicher Sicherheit im Insein-Gefängnis. Es war das wahrscheinlich brutalste Gefängnis auf dem Planeten, das tiefste der schwarzen Löcher, in dem eine Flucht unmöglich und das Überleben so gut wie unwahrscheinlich war.
    Es beherbergte zehntausend Gefangene, obgleich es höchstens halb so vielen Insassen ausreichend Platz bot. Die Mehrzahl der Gefangenen waren politische Aktivisten und Mönche, die offene Kritik am herrschenden Regime geäußert hatten. Der Rest waren Kriminelle. Krankheiten wie Malaria und Ruhr waren an der Tagesordnung. Zahlenmäßig überlegen waren den Gefangenen und dem Wachpersonal die Ratten. Und die Geschichten von Folterungen boten Stoff für Albträume. Cabrillo wusste, dass sie als Prügelinstrumente am liebsten mit Sand gefüllte Gummischläuche verwendeten und Gefangene mit Kampfhunden auf allen vieren über eine Hindernisbahn hetzten.
    Seine einzige Hoffnung war der elektronische Chip in seinem Oberschenkel und die Gewissheit, dass Max und die gesamte Mannschaft daran arbeiteten, sie herauszuholen.
    Aus dem Nichts krachte eine Faust gegen sein Kinn und renkte ihm beinahe den Unterkiefer aus.
    Er hätte schwören können, dass niemand bei ihm im Raum gewesen war. Der Kerl musste die Fähigkeiten einer Katze haben. Es hatte keinen Sinn, sich länger schlafend zu stellen. Er schlug die Augen auf. Der Mann, der ihn geschlagen hatte, trug eine grüne Armeeuniform. Juan konnte seinen militärischen Rang nicht erkennen, nahm aber mit Genugtuung zur Kenntnis, dass er sich die rechte Faust massierte. Sein Kopf dröhnte wie eine Glocke.
    »Name!«, bellte der Soldat.
    Juan erblickte zwei zusätzliche Wächter, die durch eine Stahltür hereingekommen waren. Einer blieb neben ihr stehen, während sich der andere hinter einem Tisch aufbaute, der mit einem Laken bedeckt war. Er konnte an den Umrissen nicht erkennen, was darunter lag.
    Als er seinen Namen nicht schnell genug nannte, zog der Fragende ein Stück gewöhnlichen Gartenschlauch hinter seinem Gürtel hervor. Daran, wie der Schlauch herabhing, erkannte Juan, dass er zu einem Totschläger umfunktioniert worden war. Er knallte auf seinen Bauch, und ganz gleich, wie stark Juan seine Muskeln anspannte, der Treffer fühlte sich an, als hätte der Schlauch seine Wirbelsäule direkt getroffen.
    »Name!«
    »John Smith«, sagte Cabrillo und sog mit zusammengebissenen Zähnen zischend die Luft ein.
    »Für wen arbeiten Sie?« Abermals peitschte das Schlauchende auf Juans Magengrube, als er nicht sofort antwortete. »Für wen arbeiten Sie? Die CIA? Die UN?«
    »Für niemanden. Ich arbeite für mich selbst.«
    Der Schlauch pfiff wieder durch die Luft und traf diesmal Juans Unterleib. Es war zu viel. Er drehte den Kopf zur Seite und würgte, als der Schmerz in seinem Körper explodierte.
    Eine kultivierte Stimme sagte mit dem Anflug eines britischen Akzents: »Ich kann an Ihrer Aussprache erkennen, dass Sie Amerikaner sind.«
    Der unsichtbare Sprecher befand sich in der Nähe des Tisches, an den Cabrillo gefesselt worden war. Juan hörte, wie er eine Zigarette anzündete, und wenig später trieb eine Rauchwolke über sein Gesicht. Der Mann verließ seine Position, so dass Juan ihn sehen konnte. Ein Birmane, wie die anderen. Juan schätzte sein Alter auf Mitte vierzig. Das Gesicht war nussbraun und hatte Falten um Augen und Mund. Er trug eine Schirmmütze, doch Juan konnte erkennen, dass sein Haar immer noch jettschwarz war. An dem Offizier war eigentlich nichts ausgesprochen Furchteinflößendes, und doch lief es Cabrillo bei seinem Anblick kalt über den Rücken.
    »Wie kommt es, dass Sie in meinem Land sind, und auch noch bewaffnet? Wir haben so wenige Besucher aus den Vereinigten Staaten, dass wir immer ganz genau wissen, wie viele sich innerhalb unserer Landesgrenzen aufhalten. Sie, mein Freund, sollten eigentlich nicht hier sein. Also erzählen Sie mal, was führt Sie nach Myanmar?«
    Eine Dialogzeile aus Casablanca kam Cabrillo in den Sinn. »Meine Gesundheit. Ich bin wegen der Quellen hergekommen.«
    Der Offizier kicherte leise. »Sehr gut. Einer meiner Lieblingsfilme. Claude Rains erwidert darauf: ›Wegen der Quellen? Welche Quellen? Wir sind in der Wüste‹, worauf Bogey entgegnet: ›Ich wurde falsch informiert.‹ Wirklich,

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