Killerwelle
was für ein Klassiker.« Seine Stimme war wie ein Peitschenknall. »Muang!«
Der Schlauch traf zweimal kurz hintereinander, und zwar jedes Mal denselben Punkt auf Juans gebrochenem Schlüsselbein. Der Schmerz schoss von seiner Schulter aufwärts und brandete in sein Gehirn, so dass sich sein Kopf anfühlte, als werde er jeden Moment entlang der Schädelnähte aufplatzen.
»Mr. Smith«, fuhr der Frager beinahe freundlich fort, »ich erwähnte, dass ich glaube, Sie seien Amerikaner. Ich würde gerne Ihre Meinung zum Thema Folter hören. Ich glaube, sie stellt in Ihrem Land ein kontroverses Thema dar. Einige Leute sind der Meinung, dass Schlafentzug und die Berieselung mit lauter Musik grausam und unmenschlich sind. Wie denken Sie darüber?«
»Ich stimme dem vollkommen zu«, sagte Juan schnell.
»Ich dachte mir schon, dass jemand in Ihrer augenblicklichen Position diese Auffassung vertreten werde«, sagte der Offizier mit dem Anflug eines Lächelns in den Mundwinkeln. »Ich frage mich, ob Sie gestern auch schon dieser Meinung waren oder vor einer Woche. Es ist aber gleichgültig. Ich bin mir absolut sicher, dass Sie jetzt davon überzeugt sind.«
Er betätigte irgendeinen Mechanismus unter dem Tisch, so dass dieser ein wenig kippte und Cabrillos Füße anhob, bis sie etwa dreißig Zentimeter höher waren als sein Kopf. Währenddessen zog der Wächter am Tisch das Laken weg, unter dem mehrere zusammengefaltete Handtücher und ein mit Wasser gefüllter Plastikeimer zum Vorschein kamen.
»Was ich wirklich gerne wissen möchte«, fuhr der Offizier fort, »ist, ob Sie Waterboarding ebenfalls als Folter betrachten.«
Juan konnte jetzt nicht mehr verhindern, dass sich die aufsteigende Panik auf seiner Miene zeigte. Er wusste, dass er eine hohe Schmerzschwelle hatte. Er hatte gehofft, die zwei Tage durchzuhalten, die Max seiner Einschätzung nach brauchen würde, um sie herauszuholen, aber er war noch nie mit Waterboarding gefoltert worden und hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren würde. Als Kind und Jugendlicher hatte er unzählige Tage schwimmend vor der Küste Südkaliforniens verbracht, und obgleich er bei mehr als nur einer Gelegenheit Wasser in die Nase bekommen hatte, war er dem Ertrinken niemals so nahe gewesen wie während der nächsten Stunden.
Ein Handtuch wurde über sein Gesicht gelegt, und zwei kräftige Hände hielten seinen Kopf fest, um zu verhindern, dass er ihn bewegte. Cabrillos Herzschlag beschleunigte sich schlagartig. Seine Hände verkrampften. Er hörte Wasser plätschern. Spürte ein paar Tropfen an seinem Hals. Und dann folgte ein feuchtes Gefühl auf seinen Lippen, zuerst nur wenig, doch schon bald war seine Haut nass. Ein Tropfen rann in ein Nasenloch und sickerte brennend in eine Nebenhöhle.
Mehr Wasser wurde auf das Handtuch geschüttet, tränkte es und sickerte hindurch. Juan versuchte, nur durch die Nase auszuatmen, um zu verhindern, dass das Wasser bis zu den empfindlichen Schleimhäuten vordrang. Es funktionierte für Sekunden, fast eine Minute lang, aber seine Lungen konnten nicht so viel Luft aufnehmen, und das Handtuch war triefnass und lastete schwer auf seinem Gesicht. Zuletzt war keine Luft mehr vorhanden, um das Unvermeidliche zu verhindern, und Wasser strömte in seine Nebenhöhlen. Auf Grund der Schrägstellung des Tisches sammelte es sich dort und floss nicht weiter in seine Atemwege.
Das war der eigentliche Zweck des Waterboarding. Dem Opfer das Gefühl vermitteln, es würde ertrinken, ohne es tatsächlich so weit kommen zu lassen.
Es war keine Frage des Willens. Eine Kontrolle war unmöglich. Wenn sich die Nebenhöhlen mit Wasser füllten, wusste das Gehirn, das die Entwicklung seit den Zeiten des ersten Fisches durchgemacht hatte, der das Meer verließ, seinen Lebensraum aufs Festland verlegte und das erste Mal seine Lungen mit Luft füllte – es wusste, dass der Körper im Begriff war zu ertrinken. Dieses Verhalten war festgelegt und zwingend. Juan konnte diese Reaktion seines Körpers genauso wenig steuern, wie er seine Galle zwingen konnte, mehr Gallenflüssigkeit zu produzieren.
Sein Kopf fühlte sich an, als brenne in ihm ein Feuer, während seine Lungen sich verkrampften und winzige Wassermengen aufsogen. Das war schlimmer als alles, was er sich vorstellen konnte. Er war völlig machtlos, während er Stück für Stück starb, seine Brust war völlig leer und sein Kopf zum Bersten gefüllt. Es schien ihm, als werde er innerlich zerquetscht, als sei ein
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