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Killerwelle

Titel: Killerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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das nicht von Anfang an erkannt? Er dachte nach und suchte nach irgendwelchen Hinweisen und Anzeichen. Die Nachricht, die Croissard angeblich von seiner Tochter erhalten hatte, war offensichtlich gefälscht. Sie enthielt genau das richtige Maß an Geheimnis und Verzweiflung, um Cabrillos Interesse zu wecken. Er hatte sich diese Mission gewünscht, weil es um eine verängstigte junge Frau ging, um die klassische Jungfrau in Nöten, die gerettet werden musste. Mit Bitterkeit dachte er an seine ständig vorhandene Bereitschaft, den Ritter in strahlender Rüstung zu spielen.
    Croissard hatte ihn zum Narren gehalten. Jetzt betrachtete Cabrillo den Selbstmord-Bombenanschlag im Hotel in einem ganz neuen Licht, aber er konnte nichts erkennen, was in irgendeiner Weise dem Plan des Schweizer Bankiers hätte förderlich sein können. Das war nicht zu irgendeinem speziellen Zweck in Szene gesetzt worden. Diese Männer hatten die erklärte Absicht gehabt, so viele Menschen wie möglich zu töten. Es war als reiner Glücksfall zu betrachten, dass er und Max überlebt hatten. Croissard konnte unmöglich dahintergesteckt haben. Dessen war er sich ganz sicher.
    Juan fluchte laut. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal derart zum Trottel gemacht worden war. O Gott, er konnte sich noch nicht einmal daran erinnern, wann ihn jemand das letzte Mal beim Pokern geblufft hatte. Er achtete stets darauf, alle Möglichkeiten durchzudenken, mindestens drei Schritte vorauszuplanen und gegenüber jedem, mit dem er es zu tun hatte, im Vorteil zu sein. Dies hier erschütterte ihn zutiefst, und während er über diese doppelte Täuschung nachdachte, begann er mehr und mehr an sich selbst zu zweifeln.
    Er spürte, wie er nach und nach in einem selbstzerstörerischen Zustand der Selbstvorwürfe und Scham versank.
    Wie kam es, dass er das nicht rechtzeitig erkannt hatte?
    Diese Frage geisterte wie in einer Endlosschleife durch seinen Kopf. Es gab aber keine Antwort darauf, und das setzte ihm noch mehr zu. Mark und Eric hatten Croissard durchleuchtet. Der Kerl war ein Geschäftsmann. Welche Absichten verfolgte er, verdammt noch mal? Warum dieses Versteckspiel? Und dann kam ihm eine andere Frage in den Sinn, die er ebenso wenig beantworten konnte: Was hatte sich in dem Rucksack befunden, das so wertvoll war, dass es sich lohnte, zuerst zwei Leute auf die Suche zu schicken und dann, nachdem sie von der Bildfläche verschwunden waren, Millionen an die Corporation zu zahlen?
    Cabrillo lehnte sich mit dem Rücken an die Betonwand seiner Zelle, während sein gesunder Fuß vor kaum gebändigter Wut zuckte und eine Flut unbeantworteter Fragen sein Gehirn überschwemmte.

12
    Zu Smiths Überraschung widersprach die Frau nicht, als er meinte, sie sollten sich schnellstens in den Urwald zurückziehen, nachdem die Seilbrücke gerissen war. Sie warteten gerade lange genug, um beobachten zu können, wie die birmanischen Soldaten ihre beiden Gefangenen aus der Schlucht hievten, ehe sie im Dschungel Schutz suchten.
    Ohne intakte Brücke könnten ihnen die Soldaten erst dann folgen, wenn sie einen geeigneten Landeplatz für ihren Hubschrauber gefunden hatten. Smith und Linda hätten also einen mehr als ausreichenden Vorsprung, um einer Gefangennahme zu entgehen. Nur für den Fall, dass die Birmanen über einen ähnlich guten Fährtenleser wie Lawless verfügten, achteten sie darauf, ihre Spuren zu verwischen.
    Nachdem sie eine Stunde lang in zügigem Tempo durch ein Gelände marschiert waren, das sie bereits am Vormittag durchquert hatten, bat Smith um eine fünfminütige Pause. Seine Begleiterin atmete noch nicht einmal schneller. Dafür ließ Smith sich keuchend auf den Boden sinken. Das Blätterdach über ihnen filterte mindestens achtzig Prozent des Sonnenlichts weg, und der Waldboden war nahezu frei von jeglicher Vegetation, weil so wenig Licht zu ihm durchdrang. Im Hintergrund war das ständige Zwitschern und Summen von Vögeln und Insekten zu hören. Linda hockte sich neben Smith, ihre Miene war auf Grund der Ungewissheit, was das Schicksal ihrer Gefährten betraf, ernst und sorgenvoll.
    Sie wischte sich durch die Augen und wandte sich von Smith ab, damit er sie nicht weinen sah. Das war der Moment, auf den er gewartet hatte. Leise zog er seine Pistole und drückte die Mündung gegen Lindas Hinterkopf.
    »Lassen Sie das Gewehr fallen, aber vorsichtig«, befahl er.
    Zischend zog Linda die Luft zwischen den Zähnen ein und versteifte sich. Sie hatte

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