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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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als »verlorene Jahre seines Lebens, die er niemals wieder zurückbekommen wird«. Bennetts Nachfolger als Leiter des CIA -Büros, der sich noch intensiver mit der von ihm vermuteten ISI -Propagandakampagne auseinandersetzte, die den öffentlichen Zorn über die Drohnenschläge schüren sollte, musste sogar in aller Eile das Land verlassen, nachdem seine Identität in der pakistanischen Presse aufgedeckt worden war. Die CIA ging davon aus, dass der ISI den Medien die Information zugespielt hatte – wohl als Quittung dafür, dass General Pasha in einem von den Opfern der Anschläge von Mumbai 2008 in New York angestrengten Prozess als Mitbeschuldigter genannt wurde.
    Selbst von den Operationen, die zunächst den Eindruck erweckten, als könnten sie den Beginn einer neuen Ära des Wohlwollens zwischen der CIA und dem ISI markieren, endeten die meisten mit gegenseitigen Schuldzuweisungen. Im Januar 2010 etwa, noch zu Bennetts Zeiten als Stationschef in Islamabad, gelang es einem verdeckt in Karatschi operierenden Team von CIA -Agenten und Spezialeinsatzkräften, einen Mobilfunkanruf bis zu einem Haus in Baldia Town zurückzuverfolgen, einem Slum im Westen der wuchernden Stadt. Da die CIA keine unilateralen Operationen innerhalb pakistanischer Großstädte durchführte, gaben die Amerikaner die Information an den ISI weiter, woraufhin pakistanische Truppen und Polizisten einen Überraschungsangriff auf das Haus unternahmen.
    Wie sich zeigte – und ohne dass man bei der CIA etwas davon geahnt hätte – , hielt sich in dem Haus auch Mullah Abdul Ghani Baradar verborgen, der als Militärkommandeur der afghanischen Taliban und zweiter Mann in der Befehlskette nach Mullah Mohammed Omar galt. Erst nachdem die Verdächtigen in dem Haus festgenommen und verhört worden waren, erfuhr die CIA , dass sich Baradar unter den Verhafteten befand. Der ISI schaffte ihn in eine Haftanstalt in einem Industriegebiet von Islamabad und verweigerte der CIA jeden Zugang zu ihm. Und »ab diesem Punkt wurde es so richtig kompliziert«, wie ein ehemaliger CIA -Beamter später erzählte.
    War die ganze Sache abgekartet? In Pakistan hatten Gerüchte die Runde gemacht, Baradar wolle einen Deal mit den Amerikanern machen und die Taliban an den Verhandlungstisch bringen. Hatte der ISI die Festnahme irgendwie inszeniert und der CIA die Informationen in die Hände gespielt, damit die Pakistaner, ohne dass ein Verdacht auf sie fiel, Baradar von der Straße holen und eventuelle Friedensgespräche bereits im Keim ersticken konnte? War die CIA vom ISI ausgetrickst worden? Auch Monate später hatte die CIA -Führung in Langley immer noch keine Antworten auf diese Fragen.
    Der starke Verdacht, dass der ISI weiterhin ein doppeltes Spiel mit den afghanischen Taliban spielte, den man bei der CIA hegte, stellte eine schwere Belastung für das Verhältnis der beiden Geheimdienste dar. Dennoch gab es auch einige gemeinsame Operationen, die unverhoffte nachrichtendienstliche Erkenntnisse hervorbrachten. Im Juni 2010 , acht Monate bevor die Welt den Namen Raymond Davis zum ersten Mal vernahm, rafften sich die beiden Geheimdienste zur gemeinsamen Überwachung der Mobiltelefone einer Gruppe von Arabern auf, die man im Verdacht hatte, in Pakistan versteckten Qaida-Führern logistische Unterstützung zu leisten. »Gemeinsam« war die Operation allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt: Dass eine der Mobilfunknummern auf einen gewissen Abu Ahmed al-Kuwaiti angemeldet war – der Deckname eines Mannes, den gefangengenommene Qaida-Mitglieder schon Jahre zuvor gegenüber der CIA als einen persönlichen Kurier Bin Ladens identifiziert hatten –, davon erfuhr der ISI nichts. Die CIA hatte, seit sie von al-Kuwaiti wusste, schon mehrmals dessen Spuren verfolgt, die aber immer in einer Sackgasse geendet hatten; erst 2007 erhielt die Agency von einem befreundeten Nachrichtendienst die Information, dass al-Kuwaitis echter Name Ibrahim Saeed Ahmed lautete. Das war in der arabischen Welt zwar nicht gerade ein seltener Name, doch dank der neuen Information konnte die National Security Agency ( NSA ) im Laufe der Zeit eine der von dem Kurier verwendeten Mobilfunknummern ermitteln und sie der CIA für die Mobiltelefon-Überwachungsoperation weiterleiten.
    Im Sommer 2010 war es schließlich so weit: Al-Kuwaiti nahm auf seinem angezapftem Handy den Anruf eines Freundes aus einem Land am Persischen Golf entgegen, bei dem die amerikanischen Schnüffler mithörten.
    »Wir haben dich

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