Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
zu machen. Und sie waren auch viel schlechter als 2006 , als der ISI Art Keller und anderen CIA -Agenten erlaubt hatte, von pakistanischen Militärbasen in den Stammesgebieten aus zu operieren. Was war schiefgelaufen?
Das Verhältnis der beiden Geheimdienste zueinander war zwar schon seit dem Beginn des Kriegs in Afghanistan belastet, zum eigentlichen Bruch aber kam es erst im Juli 2008 , als in Islamabad hochrangige CIA -Beamte beim pakistanischen Armeechef, General Ashfaq Parvez Kayani, vorstellig wurden und ihn davon in Kenntnis setzten, dass Präsident Bush mehrere Geheimanordnungen abgezeichnet hatte, die eine neue Strategie im Drohnenkrieg autorisierten. Von nun an würde die CIA die Pakistaner nicht mehr vorab über Predator- oder Reaper-Einsätze in den Stammesgebieten informieren. Mit anderen Worten, sie teilten Kayani mit, dass die CIA ihre Tötungskampagne in Pakistan künftig als unilateralen Krieg zu führen gedachte.
Washington hatte diese Entscheidung nach einer sich über Monate hinziehenden, zähen Debatte über die wachsende Militanz in den pakistanischen Stammesgebieten getroffen, die von der CIA in einem internen Bericht mit dem sicheren Rückzugsgebiet in Afghanistan gleichgesetzt wurden, das al-Qaida dort in den Jahren vor den Anschlägen vom 11. September besaß. Die Autoren des auf den 1. Mai 2007 datierten streng geheimen Berichts kamen zu dem Schluss, dass al-Qaida dank der Operationsbasen, die militante Islamisten in Nord- und Süd-Waziristan, Bajaur und den anderen Stammesgebieten errichtet hatten, seit 2001 nicht mehr so gefährlich gewesen sei wie jetzt.
Diese Lagebeurteilung gab den Anstoß zu einer ein Jahr währenden Diskussion über das pakistanische Problem. Etliche Pakistan-Experten im Außenministerium warnten, eine Ausweitung des CIA -Kriegs dort würde die antiamerikanische Stimmung auf den Straßen weiter anheizen und könne das Land ins Chaos stürzen. Beamte des Counterterrorism Center der CIA dagegen setzten sich für eine Ausweitung des Drohnenkriegs auch ohne den Segen des ISI ein. Seit der Tötung Nek Muhammads 2004 , sagten sie, hätten sie nicht einmal fünfundzwanzig Drohnenangriffe in Pakistan geflogen, und nur bei drei davon seien islamistische Kämpfer getötet worden, die auf der CIA -Liste der »hochrangigen Ziele« – der sogenannten »High-Value Targets« – gestanden hatten. Mehrere Einsätze hatten im letzten Moment abgebrochen werden müssen, entweder, weil es bei der Freigabe durch die Pakistaner zu Verzögerungen gekommen war, oder aber weil die Zielpersonen von irgendjemanden einen Tipp bekommen und das Weite gesucht hatten. Die »Targeter« innerhalb des CTC , sprich diejenigen, die Ziele für Drohnenschläge oder Agenteneinsätze ausspähen, vermuteten, dass die Militanten von Angehörigen des »S Wing« innerhalb des ISI – eine Spezialabteilung des pakistanischen Geheimdiensts mit historischen Beziehungen zu militanten Gruppen – gewarnt worden waren, hatten dafür aber keine schlüssigen Beweise finden können.
Gegenüber früheren Zeiten, als die CTC -Agenten von manchen CIA -Führungsoffizieren als Kleingeister und »Boys with Toys« – sprich als schießwütige Halbstarke – abqualifiziert worden waren, hatten sich die diversen Lager innerhalb der Agency inzwischen auf die Position geeinigt, dass die Drohnenkampagne intensiviert werden sollte. Seit Ende 2005 war es der CIA gelungen, mehr Quellen in den Stammesgebieten zu rekrutieren, die präzise Informationen über den Aufenthaltsort von Qaida-Führern liefern konnten. Darüber hinaus hatte der Rüstungskonzern General Atomics die Produktion von Predator- und Reaper-Drohnen hochgefahren, was es der CIA erstmals erlaubte, eine nahezu permanente Überwachung verdächtiger Anwesen und Trainingslager innerhalb der Stammesgebiete durch die unbemannten Drohnen vorzuschlagen. Derweil waren die Experten in der Analyseabteilung der Agency, dem Directorate of Intelligence, zu dem Schluss gekommen, dass die Durchführung unilateraler Operationen in Pakistan keineswegs, wie in Kreisen der Regierung Bush seit Jahren befürchtet wurde, den Auftakt zum Sturz der säkularen pakistanischen Regierung und einer anschließenden Machtübernahme der Islamisten in Islamabad darstellen würde. Die CIA -Analysten hielten die neue, von Asif Ali Zardari geführte, zivile Regierung in Islamabad – Zardari war nach General Musharrafs erzwungenem Rücktritt zum Präsidenten gewählt worden – für stabil genug,
Weitere Kostenlose Bücher