Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
alter Priester, der mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Töchtern unterwegs war. Doch Maes war einen Tick schneller. Davis hielt hinter Maes’ Wagen an, ließ die Scheibe herunter und beschimpfte den Priester durch das offene Fenster. Anschließend stieg er aus, ging zu Maes und erklärte ihm, er habe schon vor ihm darauf gewartet, dass der Parkplatz frei würde.
»Kommen Sie mal runter«, gab Maes zurück, »und hören Sie auf, sich wie ein Idiot zu benehmen.«
Daraufhin versetzte Davis ihm einen Schlag ins Gesicht, und Maes ging zu Boden. Als er sich wieder aufrappelte, sagte Maes später aus, habe Davis weiter auf ihn eingedroschen. Davis wurde zunächst wegen einfacher Körperverletzung und Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen, doch dann waren sich Maes’ Verletzungen doch schwerer als zunächst angenommen und er wurde wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Die Frau des Priesters sagte später, sie hätte nie zuvor in ihrem Leben einen derart zornigen Mann gesehen.
Nach der Davis-Affäre zog Langley in der Hoffnung, auf diese Weise die heißgelaufenen Beziehungen zwischen der CIA und dem ISI wieder etwas abzukühlen, mehrere Dutzend verdeckt operierende Agenten aus Pakistan ab. Kurz nach der bizarren Gerichtsverhandlung gab der amerikanische Botschafter in Islamabad eine öffentliche Erklärung heraus, in der er sich für die »Großherzigkeit « der Familien der Opfer bedankte und sein aufrichtiges Bedauern für den gesamten Vorfall und das »dadurch verursachte Leid« bekundete.
In der pakistanischen Bevölkerung aber fachte der insgeheim ausgehandelte Deal die Wut nur noch weiter an, und in den meisten großen Städten, darunter auch Islamabad, Karatschi und Lahore, kam es zu schweren antiamerikanischen Ausschreitungen. Die Demonstranten steckten Autoreifen in Brand, griffen Polizisten an und hielten Schilder in die Höhe mit Aufschriften wie: » ICH BIN RAYMOND DAVIS . LASST MICH GEHEN . ICH BIN DOCH NUR EIN CIA - KILLER .«
Davis war in Pakistan zu einer Art schwarzem Mann geworden, ein amerikanischer Attentäter, der im Unterbewusstsein einer zutiefst verunsicherten Nation permanent auf der Lauer lag. Er war der Gegenstand wilder Verschwörungstheorien, und auf antiamerikanischen Protestmärschen wurde sein Name wieder und wieder skandiert. Nachdem die CIA ihre Operationen in Pakistan heruntergefahren hatte, bezeichnete eine pakistanische Zeitung den Rückzug der amerikanischen Geheimarmee sogar als den eigentlichen Grund für den seit einigen Monaten zu verzeichnenden Rückgang der Terroranschläge im Land.
In einer schwülen Sommernacht des folgenden Jahres stand Hafis Mohammed Said ( der Anführer der Lashkar- e-T aiba und eigentliche Grund, warum Raymond Davis und sein Team überhaupt nach Pakistan entsandt worden waren ) auf der Ladefläche eines Sattelschleppers und sprach , nur gut einen Kilometer vom pakistanischen Parlamentsgebäude in Islamabad entfernt , zu mehreren Tausend jubelnden Anhängern. Auf seinen Kopf war nach wie vor eine Belohnung von zehn Millionen US -Dollar ausgesetzt, Teil einer umfassenderen, gegen die Finanzierung der Terrorgruppe gerichteten Kampagne der Amerikaner. Aber hier stand er, in aller Öffentlichkeit, und trieb die Menge mit dem laut hinausgebrüllten Versprechen, er werde »Pakistan von den amerikanischen Sklavenhaltern befreien«, zu immer neuen Begeisterungsstürmen an. Die Versammlung markierte den Endpunkt eines von Lahore nach Islamabad führenden Protestmarschs gegen die Präsenz der Amerikaner in Pakistan, zu dem Said aufgerufen hatte. In der Nacht vor der Ankunft der Protestierenden in der Hauptstadt waren nicht weit von der Stelle, wo die Demonstranten ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten, sechs pakistanische Soldaten von Attentätern auf Motorrädern erschossen worden, woraufhin spekuliert wurde, Said habe die Angriffe angeordnet.
In Islamabad aber verkündete Said, dass die Morde der vorangegangen Nacht nicht auf sein Konto gingen. Die Attentäter seien, rief er seinen Gefolgsleuten zu, Ausländer gewesen, Angehörige einer geheimen Gruppe von Meuchelmördern, deren Ziel es sei, Pakistan zu destabilisieren und ihm seine Atomraketen zu stehlen. Mit Pathos in der Stimme verkündete er, er wisse ganz genau, wer die sechs Männer ermordet habe.
»Es waren die Amerikaner!«, rief er unter lauten Beifallsbekundungen.
»Es war Blackwater!« Das Gejohle nahm noch zu.
Und dann, den größten Applaus hatte er sich für den
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