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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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von Islamabad erschien, lernte er dort eine großgewachsene blonde Frau Ende dreißig kennen, die, wie er später sagte, einen »britischen Look« gehabt habe. Die Frau nannte sich Kate und wurde Afridis erste CIA -Agentenführerin.
    Save the Children dementiert, dass McGrath oder irgendeiner der Mitarbeiter der Organisation jemals für die CIA gearbeitet hätten, und auch amerikanische Beamte bezweifeln, dass die Kinderhilfsorganisation für Spionagezwecke eingesetzt wurde oder wird; sollte die CIA nämlich große internationale Hilfsorganisationen zur Rekrutierung von Informanten missbrauchen, würde sie damit nur alle Entwicklungshelfer der Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen aussetzen. Nichtsdestotrotz musste Save the Children nach Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts zu Afridis Arbeit für die CIA , in dem auch sein Treffen mit McGrath zur Sprache kam, auf Weisung der pakistanischen Behörden sämtliche Aktivitäten im Land einstellen.
    Was offizielle amerikanische Stellen hingegen nicht bestreiten, ist die Tatsache, dass die CIA ab Mitte des letzten Jahrzehnts vermehrt verdeckte Agenten mit Tarnberufen nach Pakistan entsandte, die den Spionen mehr Bewegungsfreiheit in dem Land erlaubten. Mit der »Surge«, der massiven Ausweitung der Zahl der in Pakistan stationierten CIA -Beamten ab 2005 , in deren Rahmen auch Art Keller in die Stammesgebiete geschickt wurde, nahm ebenso die Zahl der amerikanischen Spione im Land zu, die in ihrer verzweifelten Suche nach Hinweisen auf Osama Bin Ladens Aufenthaltsort die allgemein anerkannten Regeln der internationalen Geheimdienstarbeit mitunter sehr großzügig auslegten.
    Nach den Enthüllungen im Zuge des Church-Ausschusses in den 1970er-Jahren war die CIA dazu übergegangen, keine amerikanischen Journalisten, Geistlichen oder Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wie dem Peace Corps als Informanten für die Agency anzuheuern – eine bis dahin durchaus übliche Praxis. Dass man in der Führungsetage der CIA aber nicht davon ausging, dass die neuen Regeln in Stein gemeißelt waren, wurde spätestens klar, als ihr damaliger Direktor John Deutch 1996 vor dem Geheimdienstausschuss des Senats bekundete, er könne sich durchaus Szenarien einer »extremen Gefährdung der nationalen Sicherheit« vorstellen, in denen die CIA die Notwendigkeit sehen könnte, von dieser Politik abzurücken. »Unter gewissen Umständen«, erklärte Deutch den Senatoren, »halte ich es für unklug, von vornherein die Nutzung irgendwelcher potenziell wertvoller Informationsquellen auszuschließen«. Was die Rekrutierung ausländischer Journalisten oder Entwicklungshelfer betrifft, hat sich die Agency nie irgendwelche Einschränkungen auferlegt – wiewohl man sich auch in amerikanischen Geheimdienstkreisen seit Langem der Gefahren bewusst ist, die der Einsatz von Mitarbeitern humanitärer Organisationen als Spione mit sich bringt. Dennoch, in den Jahren nach den Anschlägen vom 11. September 2001 griff die CIA zu allen möglichen (und unmöglichen) Mitteln – angefangen vom simulierten Ertränken von Häftlingen in Geheimgefängnissen bis hin zur Tötung von Terrorverdächtigen mithilfe bewaffneter Drohnen – , und rechtfertigte diese Operationen regelmäßig mit dem Hinweis auf eine Gefährdung der nationalen Sicherheit. Den Kreis der Personen ausweiten, die man als Spione rekrutieren konnte, war nur eine von vielen Taktiken, die die CIA in dem sich immer länger hinziehenden Krieg gegen den Terror einsetzte.
    In den ersten beiden Jahren nach seinem Treffen mit der großgewachsenen, blonden CIA -Agentin organisierte Dr. Afridi im pakistanischen Nordwesten mehrere öffentliche Gesundheitskampagnen, die in Wahrheit dem Zweck dienten, Informationen über die Aktivitäten militanter Gruppen in den Stammesgebieten zu sammeln. Impfkampagnen galten dabei als eine besonders gute Fassade: Aus den bei den Kindern benutzten Nadeln ließen sich DNA -Proben entnehmen und analysieren, um daraus Hinweise auf den Aufenthaltsort von Qaida-Mitgliedern zu erhalten, von denen die CIA bereits DNA -Proben besaß. Insgesamt führte Afridi im Auftrag der Amerikaner ein halbes Dutzend Impfkampagnen in den Stammesgebieten durch und kassierte dafür acht Millionen Rupien. Seinen Aussagen zufolge wurde er alle paar Monate an einen neuen Agentenführer übergeben, von »Kate« an »Toni«, dann an »Sara« und schließlich, im Dezember 2010 , an »Sue«. Afridi bekam einen Laptop und einen sicheren Sender ausgehändigt,

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