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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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möglich sein würde.
    Die Besprechung fing vielversprechend an: Holland legte eine Karte vor und markierte die Länder (Afghanistan, Pakistan, Somalia, den Jemen, Mauretanien und sogar Teile Lateinamerikas), von denen das Militär glaubte, dass sich dort Spießgesellen von Osama Bin Laden versteckt hielten. Rumsfeld wurde ganz aufgeregt und unterbrach den General.
    »Wann können wir mit den Operationen in diesen Ländern beginnen?«, fragte er.
    Holland dachte eine Weile über die Frage nach. Dann gab er genau die Antwort, die der reizbare Verteidigungsminister nicht hören wollte: »Also, das wäre schwierig, weil wir keine verwertbaren Erkenntnisse haben.«
    Es gab noch ein weiteres Problem: Das SOCOM war überhaupt nicht darauf vorbereitet, einen solchen Krieg zu führen – oder überhaupt einen Krieg. Das Kommando hatte nur die Aufgabe, Soldaten für Spezialeinsätze auszubilden, sie kampfbereit zu machen und sie an die unterschiedlichen Regionalkommandos der Streitkräfte im Nahen Osten, im Pazifik und anderswo abzuliefern. Die Regionalkommandeure wachten eifersüchtig über ihren jeweiligen Flecken Erde und waren alles andere als begeistert von dem Gedanken, dass das SOCOM in ihrem Revier seine eigenen Operationen durchführen könnte.
    Die Stimmung wurde noch schlechter, als Rumsfeld dem General eine weitere Frage stellte, bei der er ebenfalls mit einer akzeptablen Antwort rechnete. Wann würden Spezialeinsatzkräfte nach Afghanistan entsandt und dort den Krieg beginnen?
    »Wenn wir grünes Licht von der CIA bekommen«, antwortete Holland.
    Robert Andrews schaute zu Rumsfeld hinüber, der, wie er sich erinnerte, im Begriff war, »an die Decke zu gehen«. In wenigen Minuten hatte man ihm nicht nur erklärt, dass seine teuren Spezialeinsatzkräfte keinerlei verwertbare Erkenntnisse über al-Qaida besaßen, sondern auch, dass sie ohne die Erlaubnis von George Tenet und der CIA nicht in die Schlacht ziehen durften.
    Dieser Sachverhalt sollte Rumsfeld in den Monaten nach dem 11. September noch häufig ärgern, so häufig, dass er im Gespräch mit General Tommy Franks, dem Kommandeur des U.S. Central Command, der für die Planung und Durchführung des Afghanistankriegs zuständig war, einmal klagte, dass die Streitkräfte zwar um ein Vielfaches größer seien als die CIA , aber trotzdem »wie kleine Vögel in einem Nest hocken und darauf warten, dass ihnen jemand Fressen in den Schnabel steckt«. Einige Tage nach dem Beginn des Afghanistankriegs schickte er ein galliges Memo an Richard Myers, den Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs. »Ist es«, schrieb er, »angesichts des Zustands unserer Welt vielleicht denkbar, dass die Streitkräfte in solchen Situationen nicht fast gänzlich von der CIA abhängig sein sollten?«
    Rumsfeld stand dem Geheimdienst schon lange kritisch gegenüber. Im Jahr 1998 hatte er als Vorsitzender einer unabhängigen Kommission zur Beurteilung der Bedrohung der Vereinigten Staaten durch ballistische Raketen in einem Brief an Tenet vernichtende Kritik an der Position der CIA zum Problem dieser Waffen im Iran und in Nordkorea geübt. Nun jedoch, mitten in einem neuen Krieg, wurde ihm klar, dass er den Geheimdienst um die Fähigkeit beneidete, seine Agenten überall hinschicken zu können, ohne vorher um Erlaubnis bitten zu müssen. »Sie können die Veränderung in der Kriegführung mit einigem Recht auf die Erkenntnis zurückführen, dass wir nicht die notwendigen geheimdienstlichen Informationen besaßen, um den Krieg zu führen, den wir führen wollten«, sagte Andrews über die Entscheidungen seines Chefs im Jahr nach dem 11. September.
    Rumsfeld kam zu dem Schluss, dass die einzige Lösung darin bestand, das Pentagon der CIA ähnlicher zu machen.
    Donald Rumsfelds Probleme waren nicht ganz neu. Im Jahr 1980 , nach einem bösen Debakel in der Dascht-e Kawir, der Großen Salzwüste im Iran, hatte das Pentagon schon einmal beschlossen, dass es mehr eigene Spione brauchte.
    Bei dem geheimen Einsatz zur Befreiung von zweiundfünfzig Geiseln in der amerikanischen Botschaft in Teheran war von Anfang an der Wurm drin: Drei der acht an dem Einsatz beteiligten Hubschrauber bekamen auf dem Weg zu ihrem Landeplatz technische Probleme; ein weiterer legte am vereinbarten Treffpunkt eine Bruchlandung hin; und kurz nach dem Befehl zum Abbruch des Einsatzes stieß ein weiterer Hubschrauber in einem Sandsturm mit einem Frachtflugzeug des Militärs zusammen. Es folgte eine Explosion, die den

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