Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Wüstenhimmel erleuchtete und bei der acht Soldaten ums Leben kamen.
Dennoch war der vermasselte Einsatz im Iran in den Augen des Militärs nicht nur auf das tragische Zusammenwirken von naiven Annahmen, schlechter Planung und noch schlechterer Umsetzung zurückzuführen. Nach Ansicht einiger beteiligter Soldaten, die ihre Freunde bei der Explosion in der Wüste hatten sterben sehen, war Operation Eagle Claw unter anderem auch deshalb gescheitert, weil die CIA nicht genügend taktische Informationen darüber geliefert hatte, was bei dem Einsatz zu erwarten war.
Schon vor seinem katastrophalen Ende hatte es zwischen der CIA und dem Militär Konflikte in Bezug auf die Informationsbeschaffung für das Unternehmen gegeben. Der Geheimdienst hatte bereits bewiesen, dass er die Dynamik der iranischen Revolution nicht verstand, und CIA -Direktor Stansfield Turner jammerte bei den Sitzungen des Nationalen Sicherheitsrats, dass sein Dienst kaum Quellen in dem Land habe und seine Informationen größtenteils aus amerikanischen Zeitungsberichten und Sendungen der BBC beziehe. Der für die Mission verantwortliche Kommandeur der Delta Force traute den CIA -Beamten nicht, die mit der Informationsbeschaffung für die Operation beauftragt waren, also schickte er den ehemaligen Green Beret Richard Meadows in den Iran, um das Gelände der Botschaft, in der die Geiseln festgehalten wurden, auszuspähen. Meadows reiste mit einem falschen irischen Pass, gab seinem West-Virginia-Akzent eine irische Färbung und ging als »Richard Keith«, Manager einer europäischen Automobilfirma, durch den Zoll.
Natürlich schafften es die amerikanischen Soldaten nie nach Teheran, um die Befreiung durchzuführen. Doch Generäle im Pentagon beschwerten sich, dass das Militär nicht die Fähigkeit besaß, eigene Leute zur Vorbereitung von Kommandounternehmen auf Spionagemissionen zu schicken. In einem Memorandum für den Chef der Defense Intelligence Agency vom Dezember 1980 wies ein Mitglied des Vereinigten Generalstabs im Pentagon auf ein »schwerwiegendes und hartnäckiges Informationsdefizit« und die Notwendigkeit »einer Gruppe verlässlicher menschlicher Beobachter« hin. Da das Pentagon Pläne für einen zweiten Befreiungsversuch im Iran machte, gründete der Vereinigte Generalstab hastig eine Gruppe solcher Beobachter. Sie erhielt die Bezeichnung Field Operations Group.
Die Gruppe hatte das unglückliche Akronym FOG (»Nebel«) und unternahm kaum etwas. Die Geiseln wurden am Tag von Reagans Amtseinführung im Januar 1981 freigelassen, weshalb ein weiterer Versuch nicht nötig war. Aber auch nach der Auflösung von FOG sah der Generalstabschef des Heeres Edward Meyer noch die Notwendigkeit für einen permanenten Kader von Spionen des Verteidigungsministeriums, und er schrie bei einer Sitzung im Pentagon: »Ich will verdammt sein, wenn wir es je noch einmal mit einer Geiselnahme wie im Iran zu tun kriegen und nicht herausfinden können, was los ist, oder wo wir nicht in das Land gelangen können.« In der Folge wurde die Intelligence Support Activity ( ISA ) des Militärs geboren.
Bei den Programmen aus den frühen 1980er-Jahren handelte es sich nicht um die ersten Versuche des Pentagons, in das Spiel mit der Informationsbeschaffung durch menschliche Quellen einzusteigen. Aber frühere Anläufe waren unter anderem am Widerstand hoher Generäle und Admiräle gescheitert, die der Ansicht waren, dass Soldaten keine Spione sein sollten. Nun jedoch hatte das Fiasko der Operation Eagle Claw den Kräften mehr Gewicht verschafft, welche die Zahl der Agenten des Pentagons erhöhen wollten und deren prominentester Vertreter General Meyer war. Die Intelligence Support Activity machte im Pentagon ein Büro auf. Sie hatte etwa fünfzig Mitarbeiter, aber den ehrgeizigen Plan, auf die fünffache Größe zu wachsen. Das offizielle Wappen der Einheit zeigte verschiedene Symbole, die für die gescheiterte iranische Befreiungsmission standen, und die Inschrift SEND ME , die aus dem Buch Jesaja in der Bibel stammt: »Und ich hörte die Stimme des Herrn, dass er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich; sende mich!«
Die ISA wurde 1981 mit einem großen geheimen Budget und einem schneidigen, tatkräftigen Colonel an der Spitze gegründet, und sie bekam die Erlaubnis, geheime Spionageoperationen durchzuführen, über die sie nicht einmal den Vereinigten Generalstab informieren musste – genau die richtigen Zutaten für
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