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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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Pakistan angekommen war, hatte einen offenen Konflikt mit dem amerikanischen Botschafter in Pakistan, denn er bestand darauf, dass die Vereinigten Staaten keinerlei Zugeständnisse oder Tauschgeschäfte machten, um Davis freizubekommen. Das Spiel in Pakistan habe sich geändert, sagte er. Die Zeit der freundlichen Beziehungen zwischen der CIA und dem pakistanischen Geheimdienst sei vorbei.
    Von jetzt an würde man nach den Moskauer Regeln verfahren, dem ungeschriebenen, gnadenlosen Gesetz, das bei der Spionage im Kalten Krieg gegolten hatte.
    Die ganze blutige Affäre schien auf einen Schlag sämtliche Verschwörungstheorien zu bestätigen, die in Pakistan sowohl im Gewühl der Basare als auch in den Korridoren der Macht kursierten. Demnach hätten die USA eine riesige Geheimarmee nach Pakistan geschickt, Männer, die im Rahmen eines geheimen amerikanischen Kriegs Chaos und Verderben brächten. In der festen Überzeugung, dass der Mörder ihres Mannes niemals zur Rechenschaft gezogen würde, schluckte die Frau eines von Davis’ Opfern eine tödliche Dosis Rattengift.
    Doch der Davis-Skandal erzählt noch eine größere Geschichte. Der frühere Green Beret, den die CIA für die Menschenjagd in Pakistan engagiert hatte, war das neue Gesicht eines amerikanischen Geheimdiensts, der sich angesichts von Konflikten, die weit entfernt von erklärten Kriegszonen stattfanden, verändert hatte. Die Central Intelligence Agency ist heute kein traditioneller Geheimdienst mehr, der anderen Staaten ihre Geheimnisse stiehlt, sie ist zu einer Tötungsmaschine geworden, einer Organisation, die sich vollends der Menschenjagd verschrieben hat.
    Aber nicht nur die CIA hat sich verändert. Während sie immer mehr Aufgaben übernahm, die traditionell dem Militär zugeordnet werden und bei denen sich Spione in Soldaten verwandeln, passierte beim amerikanischen Militär das Gegenteil: Es wurde in die Grauzonen der amerikanischen Außenpolitik hineingezogen und führt heute mit Kommandoeinheiten Spionageeinsätze durch, denen Washington in den Jahren vor dem 11. September 2001 nicht einmal im Traum zugestimmt hätte. Vor dem Terrorangriff betrieb das Pentagon kaum Spionage mit menschlichen Quellen – und die CIA war nicht befugt, Menschen zu töten. Danach jedoch haben beide Institutionen viel von dem getan, was sie vorher nicht taten. Und es ist ein militärisch-geheimdienstlicher Komplex entstanden, mit dem eine neue amerikanische Art des Kriegs geführt wird.
    Die historischen Konturen der Kriege in Afghanistan und im Irak sind inzwischen wohlbekannt. Aber seit mehr als einem Jahrzehnt wird parallel dazu ein weiterer Krieg geführt, ein dunkles Spiegelbild der »großen Kriege«, die Amerika nach den Angriffen des 11. September begann. In einem auf dem ganzen Erdball geführten Schattenkrieg verfolgen die USA ihre Feinde mit Killerdrohnen und Spezialeinsatzkräften. Sie bezahlen Privatunternehmen, damit diese geheime Spionagenetzwerke aufbauen, und sie stützen sich auf launische Diktatoren, unzuverlässige ausländische Geheimdienste und bunt zusammengewürfelte Stellvertreterarmeen. In Regionen, wo sie keine Bodentruppen einsetzen können, haben plötzlich seltsame Figuren das Sagen. So führte ein kettenrauchender Pentagonbeamter zusammen mit einem CIA -Mann, der bei der Iran-Contra-Affäre eine gewisse Rolle gespielt hatte, eine geheime Spionageoperation in Pakistan durch, und eine reiche Erbin aus dem ländlichen Virginia entwickelte eine Obsession für Somalia und überzeugte das Pentagon, sie dort bei der Jagd auf Qaida-Kämpfer zu unterstützen.
    Der Krieg hat sich auf mehrere Kontinente ausgedehnt, von den Bergen Pakistans bis zu den Wüsten des Jemen und Nordafrikas, von dem von Stammeskriegen zerrissenen Somalia bis zum undurchdringlichen Dschungel der Philippinen. Die Grundlagen für den geheimen Krieg wurden von einem konservativen republikanischen Präsidenten gelegt und von einem liberalen demokratischen Präsidenten übernommen. Obama lernte das Vermächtnis seines Vorgängers schnell zu schätzen, weil es eine Alternative bot zu den komplizierten und kostspieligen Kriegen, durch die Regierungen gestürzt werden und die eine jahrelange Besatzung durch amerikanische Truppen erforderlich machen. Oder, um mit John Brennan zu sprechen, einem der engsten Berater Obamas, der von diesem im März 2013 zum CIA -Chef gemacht wurde: Statt mit dem »Hammer« zuzuschlagen, setzt Amerika jetzt das »Skalpell« an.
    Das Bild vom

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