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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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angehörenden Kämpfern. Die Namen waren mit schwarzen Filzstiftlinien verbunden – ein Geflecht, das die Summe aller bis dahin gewonnenen Erkenntnisse und Vermutungen darüber repräsentierte, wie al-Sarkawis amorphes Terrornetzwerk aufgebaut war.
    Das JSOC verdankte seinen raschen Aufstieg auch einer von Rumsfeld in Auftrag gegebenen und 2005 abgeschlossenen internen Studie des Pentagons, deren Autoren unter anderem zu dem Schluss kamen, das Militär müsse »seine Fähigkeiten und Kapazitäten zur Durchführung andauernder Operationen in multiplen exponierten, nicht-permissiven und gesperrten Zonen ausbauen«. Oder, übersetzt aus dem Militärsprech: seine Fähigkeit zur simultanen Führung geheimer Kriege an möglichst vielen Orten. Der Bericht, verfasst von dem ehemaligen JSOC -Kommandeur Wayne Downing und Michael G. Vickers – einem ehemaligen verdeckt operierenden CIA -Agenten –, fand Rumsfelds ungeteilte Zustimmung. Vickers war zu eigenem Ruhm gelangt, als seine Rolle bei der Lieferung von Waffen nach Afghanistan während der sowjetischen Besatzung im Buch Der Krieg des Charlie Wilson nachgezeichnet wurde; das Original erschien 2003. Seine hauptsächliche Schlussfolgerung lautete, dass die Spezialeinsatzkräfte eine größere Rolle im Krieg der Bush-Regierung gegen al-Qaida und andere Terrorgruppen übernehmen sollten. Die Spezialeinsatzkräfte seien, hieß es weiter, im Irak und in Afghanistan gut positioniert, nicht aber für die Kriege der Zukunft. »In Zukunft«, lautete das Schlusswort, »werden Kämpfe auch in Ländern stattfinden, mit denen wir uns nicht im Krieg befinden.«
    In Wahrheit führte das Pentagon zu diesem Zeitpunkt bereits eigene Spionageoperationen im Iran durch. Spezialeinsatzkräfte heuerten, unter Ausnutzung des regen Handelsverkehrs über die irakisch-iranischen Grenze hinweg, vor Ort Informanten an, die sie, ausgestattet mit gefälschten Identitäten, über die Grenze schickten, um militärische Anlagen im Westiran auszuspionieren. Bei den Informanten handelte es sich um iranische Muslime und Kopten, die an der Grenze nur erzählten mussten, dass sie lastwagenweise Früchte oder andere Waren im Iran kaufen wollten, um ohne Probleme die Grenzkontrollen passieren zu können. Aus solchen auf den kleinen Grenzverkehr begrenzten Operationen konnte das Pentagon nur wenig nachrichtendienstlich relevante Informationen gewinnen, und zudem war es ihm nicht erlaubt, irgendwelche Sabotageaktionen im Iran durchzuführen oder iranische Revolutionswächter umzubringen.
    Das eigentliche Ziel, erklärte ein hochrangiger Pentagon-Geheimdienstbeamter in dieser Zeit, bestehe im Aufbau eines möglichst großen Spionagenetzwerks innerhalb des Iran – ein Netzwerk, das man aktivieren könne, sollte Präsident Bush oder einer seiner Nachfolger jemals eine Invasion in dem Land anordnen. Wie so viele andere verdeckte militärische Missionen in informellen Kriegsgebieten wurden die Einsätze im Iran als Maßnahmen zur »Vorbereitung des Schlachtfelds« gerechtfertigt.
    Die Grenzlinien zwischen dem, was Soldaten und was Spione taten, verschwammen in zunehmenden Maße. Im Vergleich zum Pentagon besaß die CIA zwar nach wie vor die umfassenderen Kompetenzen zur Durchführung von Operationen wo auch immer auf der Welt, aber seit Rumsfelds Geheimdirektive von 2004 fiel es immer schwerer, wirkliche Unterschiede zwischen militärischen und CIA -Einsätzen zu erkennen. Im Irak hatte McChrystal ein gutes Arbeitsverhältnis zu den amerikanischen Spionen aufgebaut, aber die vom Militär im Iran geführten Operationen wurden mit der CIA nicht koordiniert. Bei so vielen in den dunkelsten Ecken der Welt verdeckt operierenden Agenten und einer derart mangelhaften Kooperation zwischen den einzelnen Diensten war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis es irgendwo zu einer größeren Katastrophe kam.
    Oder eine einmalige Chance nicht genutzt wurde. Nachdem Rumsfeld 2005 die Bajaur-Operation in Pakistan im letzten Moment abgeblasen hatte, weil er bei dem hastig geplanten Einsatz allzu viele Risiken sah, strengten die CIA und das Pentagon eine Untersuchung an, um herauszufinden, was schiefgelaufen war und wie man dafür sorgen konnte, dass sich ein solches Debakel nicht wiederholte. Wie die Überprüfung zeigte, gab es keine etablierten Prozeduren zur Autorisierung von Notfalleinsätzen in anderen Ländern außerhalb des Iraks und Afghanistans. Das Pentagon wie auch die CIA führten zwar weltweit Geheimoperationen aus,

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