Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
somalischen Warlords mit noch mehr Waffen und Geld zu versorgen, nachdem diese die Amerikaner davon überzeugt hatten, sie würden ihnen bei der Bekämpfung der auf dem Vormarsch befindlichen radikalen Islamisten in dem führungslosen und völlig verarmten Land helfen. ***** Die Warlords, darunter einige der Männer, deren Leute 1993 in Mogadischu achtzehn Angehörige der Army Rangers und Delta Force umgebracht hatten, hatten schon 2002 auf der Lohnliste der CIA gestanden. Damals hatten sie der Agency bei der Jagd auf Mitglieder der ostafrikanischen Qaida-Zelle geholfen, von denen einige anschließend aus Somalia in CIA -Geheimgefängnisse gebracht worden waren. Aber die verdeckte Operation von 2006 war ein offizielleres Programm – und eines, das zu einem von Washington sanktionierten Geldbeschaffungsprogramm für die Warlords geriet.
Das eskalierende Chaos im Irak hatte nicht nur zum Abzug amerikanischer Soldaten und Spione aus Afghanistan geführt, es hatte auch eine neue Generation junger Muslime dazu inspiriert, in den Kampf gegen die Vereinigten Staaten zu ziehen. Zu dieser Zeit zirkulierte in der amerikanischen Geheimdienstgemeinde der Entwurf eines geheimen Berichts, der das Problem der metastasierenden Radikalisierung in der islamischen Welt ungeschminkt offenlegte. Der abschließende Bericht kam zu dem Ergebnis, dass der Irak für die »Dschihadisten zu einer Cause célèbre« geworden sei, eine Sache, die »die tief empfundene Abneigung gegen die amerikanische Einmischung in der muslimischen Welt befeuerte und der globalen dschihadistischen Bewegung neue Unterstützer zuführte«.
Der Bericht, als offizielles National Intelligence Estimate verfasst, warnte vor der weiteren Aufsplitterung einer zunehmend dezentralisierten globalen dschihadistischen Bewegung und der Ausbreitung regionaler militanter Gruppen. Auf der politischen Landkarte vollzogen sich dramatische Veränderungen, und zahlreiche Länder in Nord- und Ostafrika und sowie den ärmeren Teilen der Arabischen Halbinsel wurden zusehends instabil.
Im Jemen entkamen dreiundzwanzig al-Qaida zugerechnete Islamisten durch einen Tunnel, den sie mithilfe von Löffeln und abgebrochenen Tischbeinen gegraben hatten, aus einem lokalen Gefängnis. Aller Wahrscheinlichkeit nach halfen ihnen dabei jemenitische Sicherheitsbeamte, die aus der Zeit des sowjetischen Kriegs in Afghanistan Sympathien für die Sache der Gefangenen hegten. Ein jemenitischer Offizieller begründete den Insider-Job gegenüber der New York Times folgendermaßen: »Sie dürfen nicht vergessen, diese Beamte haben während des afghanischen Dschihad Leute aus Sanaa nach Pakistan eskortiert. Da sind persönliche Beziehungen entstanden, und die hören nicht einfach so auf.« Interpol gab eine weltweite Fahndung nach den dreiundzwanzig Flüchtigen heraus, aber die meisten von ihnen gingen gar nicht weit. Sie blieben im Jemen und formten den Kern einer Gruppe, aus der schließlich al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel hervorgehen sollte.
Dann waren da noch Somalia und der kometenhafte Aufstieg eines untersetzten Manns mit mandelförmigen Brillengläsern und einem mit Henna rotgefärbten Kinnbart. Scheich Hassan Dahir Aweis war der Anführer der Union islamischer Gerichte ( UIC ) in Somalia, einem losen Bündnis von Klan-Ältesten, Geschäftsleuten und einflussreichen Persönlichkeiten, die sich zusammengetan hatten, um durch die Einführung der islamischen Scharia Ordnung in das Chaos in Somalia zu bringen. Die islamischen Gerichte, die seit Jahren von gemäßigten Islamisten dominiert wurden, waren in Somalia anfangs sehr populär, weil sie einen Ausweg aus dem seit Jahrzehnten tobenden Kampf zwischen den Warlords zu eröffnen schienen. Doch bis Ende 2005 hatte sich die Union islamischer Gerichte unter Aweis’ Einfluss zu einer vergrößerten Ausgabe seines Scharia-Gerichts in der Hafenstadt Merca verwandelt: einer Plattform zur Propagierung einer kompromisslosen Auslegung des Islams, deren Richter Ehebrecherinnen regelmäßig zur Steinigung verurteilten und Dieben die Hand abhacken ließen.
Die USA führten Aweis seit Jahren weit oben auf der Liste ihrer Terrorverdächtigen, und die CIA hatte ihn mit der Qaida-Zelle in Ostafrika in Verbindung gebracht, auf deren Konto die 1998 verübten Anschläge auf die US -Botschaften in Kenia und Tansania gingen. Trotzdem betrieb er seine Geschäfte in aller Öffentlichkeit, reiste unter eigenem Namen nach Dubai und zeigte sich ohne Scheu in vielen
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