Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
abgeschaltet war; das JSOC verfügte praktischerweise über die Fähigkeit, das Telefon einzuschalten, das dann die exakten Koordinaten von wem auch immer verriet, der es gerade bei sich trug.
Nachdem der neue Deal mit der CIA unter Dach und Fach war, konnten die per »Sheep-dipping« zu CIA -Agenten mutierten JSOC -Soldaten auf die neu gewonnenen nachrichtendienstlichen Erkenntnisse mit Bodenoperation in Pakistan reagieren. Ein Jahr nachdem der Kommandoeinsatz in Bajaur abgeblasen worden war, erfuhr die CIA erneut von einem neuen geplanten Treffen hochrangiger Qaida-Kämpfer, und auch dieses sollte in der Bajaur Agency stattfinden, also in den Stammesgebieten.
Das Dörfchen Damadola war seit einiger Zeit überwacht worden, genauer gesagt, seitdem der gefangen genommene Qaida-Führer Abu Faraj al-Libi pakistanischen Geheimdienstlern erzählt hatte, dass er sich dort einmal mit Aiman al-Sawahiri im Haus von Bakhptur Khan getroffen hatte. Im Januar 2006 hätte die CIA bei einem Drohnenangriff auf ein Ziel in Damadola um ein Haar Aiman al-Sawahiri erwischt. Und als nun, mehrere Monate später, der Hinweis auf ein weiteres Qaida-Treffen in Damadola kam, schickte man ein Navy SEAL -Team in das Dorf.
Dank der neuen Prozeduren benötigten die zuständigen Leute bei der CIA und beim Militär nur ein paar Stunden, um die nachrichtendienstlichen Erkenntnisse zu analysieren und grünes Licht für die Operation zu erteilen. Der Kommandeur des United States Central Command, General John Abizaid, befand sich gerade in Washington, als bei der CIA der Hinweis auf das Treffen in Damadola einging. Abizaid sprang sofort in einen schwarzen Geländewagen und raste von einer Eskorte begleitet nach Langley, wo er mit Porter Goss die Details des Kommandoeinsatzes durchsprach. Kurz nachdem sie sich geeinigt hatten, hoben in Afghanistan mehrere Hubschrauber ab und brachten die SEAL s über die Grenze nach Bajaur.
Die Elitesoldaten stürmten das Anwesen, rangen mehrere Leute zu Boden und fesselten sie mit Plastikhandschellen. Anschließend luden sie die Gefangenen an Bord der Hubschrauber und nahmen sie mit zurück nach Afghanistan.
Im Counterterrorism Center in Langley hatten sich CIA -Beamte um einen Bildschirm geschart, auf dem das Videofeed einer Predator-Drohne lief, die über dem Anwesen in Damadola kreiste – ein kaltes, unermüdliches Auge, das den mehrere tausend Kilometer entfernt in einem Raum versammelten Spionen erlaubte, den Ablauf der Operation genau mitzuverfolgen. Den SEAL s fiel bei diesem Einsatz zwar kein führendes Qaida-Mitglied in die Hände. Aber mit der Damadola-Mission hatten sie den Beweis erbracht, dass sie unbemerkt nach Pakistan eindringen, eine Gefangennahmeoperation durchführen und sich wieder über die Grenze davonstehlen konnten, ohne dass die pakistanische Regierung auch nur den leisesten Hauch von der Sache mitbekommen hätte.
8
S TELLVERTRETERKRIEGE
»Ich und mein Volk gegen die Welt. Ich und mein Klan gegen mein Volk. Ich und meine Familie gegen den Klan. Ich und mein Bruder gegen die Familie. Ich gegen meinen Bruder.«
Somalische Redensart
Im Frühjahr 2006 luden in der kenianischen Hauptstadt Nairobi CIA -Agenten raketenangetriebene Granaten, Granatwerfer und AK -47-Sturmgewehre in unmarkierte Frachtflugzeuge und flogen die Ladung auf Flugfelder, die von somalischen Warlords kontrolliert wurden. Zusammen mit den Waffen schickten sie Koffer voller Geld – rund 200000 Dollar pro Warlord als Dank für ihre Dienste im Kampf gegen den Terror. Obwohl die Klanchefs und Kriegsherren über die Jahre hinweg mehrfach versucht hatten, sich gegenseitig umzubringen, hatten sie keine Probleme, sich zu einer Allianz zusammenzuschließen, kaum dass die CIA mit Dollarscheinen winkte. Sie brachten es sogar fertig, ihre Vereinigung auf einen Washington genehmen Namen zu taufen: Allianz für die Wiederherstellung des Friedens und gegen den Terrorismus (Alliance for the Restoration of Peace and Counter-Terrorism, kurz ARPCT ) – ein Name, der in Anbetracht der brutalen Vergangenheit mancher der Warlords, etwa Abdi Hasan Awale Qeybdii oder Mohammed Qanyare Afrah, nicht einer gewissen unfreiwilligen Ironie entbehrte. Selbst bei der CIA machte man sich hier und da über die Gruppe lustig, und einige ihrer Agenten verballhornten die Abkürzung ARCPT zu SPECTRE , der globalen Terrororganisation aus einem der James Bond-Filme.
Jose Rodriguez hatte einen von Agenten in Nairobi entwickelten Plan abgezeichnet, die
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