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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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verborgen halten könnte. Blackwater hatte ein ganzes Netz an Subunternehmen aufgebaut, um seine Arbeit für die CIA zu verschleiern, aber aller Wahrscheinlichkeit nach wäre es ausländischen Regierungen nicht allzu schwergefallen, das Geflecht zu entwirren und die Operation bis zu Prince und, schlussendlich, zur CIA zurückzuverfolgen.
    »Je mehr man eine Operation auslagert, umso besser kann man sie abstreiten«, erklärte ein hoher CIA-Beamter, der an der Entscheidung, Blackwater doch nicht in das Tötungsprogramm miteinzubeziehen, beteiligt war. »Aber umso mehr gibt man auch die Kontrolle über die Operation aus der Hand, und wenn die Leute dann Mist bauen, ist es dennoch unser Fehler.«
    Die glücklose Blackwater-Phase des Tötungsprogramms ist – wie auch die frühere Auflage des Programms – ein bis heute sorgsam gehütetes Regierungsgeheimnis. Selbst im Ruhestand ist es dem ehemaligen Counterterrorist-Center-Agenten Hank Crumpton nicht gestattet, irgendwelche Details über die Zeit zu berichten, in der er an der ersten Phase des Programms mitgearbeitet hatte. Doch in einem Interview meinte er einmal, er wundere sich darüber, dass die Vereinigten Staaten immer noch so täten, als gäbe es einen Unterschied, ob man Leute aus großer Entfernung mithilfe einer bewaffneten Drohne umbringt, oder Menschen dorthin schickt, die das Töten selbst übernehmen.
    Wenn das Land der CIA erlaubt, das eine zu tun, sagte er, warum sollte es dann Magenschmerzen haben, seinen Geheimdienst auch das andere tun zu lassen? »Wie wir tödliche Gewalt anwenden und wo wir sie anwenden – das ist eine extrem wichtige Diskussion, die wir aber im Grunde genommen noch gar nicht geführt haben«, sagte er. »Zumindest scheinen wir kein Problem damit zu haben, eine Hellfire-Rakete auf ein klar definiertes Feindziel in Gegenden wie Afghanistan, den pakistanischen Stammesgebieten, Somalia oder dem Jemen abzufeuern.«
    »Was aber,« fragte er, »wenn man einen Terrorverdächtigen in einer Stadt wie Paris oder Hamburg oder irgendwo hat, wo man keine Drohnen hinschicken kann? Wenn man dann einen CIA -Agenten oder jemandem vom Militär losschickt, der ihm eine Kugel in den Kopf jagt?«
    »Dann«, fuhr er fort, »sehen die Leute darin einen Mordanschlag.«
    Dennoch, mit jedem Schlag, den die Agency für ihr Inhaftierungs- und Verhörprogramm einstecken musste, wuchs in der CIA -Führung die Überzeugung, dass man – vor die Wahl zwischen zwei Übeln gestellt – weitaus besser damit fahren würde, Terrorverdächtige umzubringen, statt sie gefangen zu nehmen und in ein Gefängnis zu stecken. Ende 2005 verabschiedete der Kongress den Detainee Treatment Act, das Gesetz über den Umgang mit Gefangenen, das unter anderem die »grausame, unmenschliche und entwürdigende« Behandlung von Häftlingen untersagt, die sich in amerikanischem Gewahrsam befinden, eine Klausel, die auch die Geheimgefängnisse der CIA mit einschloss. Damit bestand die Möglichkeit, dass in den CIA -Gefängnissen eingesetzte Agenten wegen ihrer Arbeit strafrechtlich belangt wurden, und in Langley ging nun das Schreckgespenst von Strafermittlungen und Kongressanhörungen um.
    Ebensolche Befürchtungen veranlassten Jose Rodriguez, die Vernichtung Dutzender Videobänder anzuordnen, die Minute für Minute die Torturen protokollierten, die die Qaida-Mitglieder Abu Zubaydah und Abdel al-Rahim al-Nashiri während ihrer CIA -Verhöre ertragen mussten. Rodriguez, der einmal mehr befördert worden war – dieses Mal auf den höchst einflussreichen Posten an der Spitze des Directorate of Operations, das sämtliche verdeckten Kampf- und Spionageeinsätze der CIA rund um den Globus steuerte – , bereitete vor allem Sorgen, dass auf den Bändern die Gesichter der Vernehmungsbeamten deutlich zu erkennen waren. Nun, da immer mehr unerfreuliche Details des Gefängnisprogramms nach draußen durchsickerten, hielt er es für nicht mehr ausgeschlossen, dass den betroffenen Agenten nicht nur eine Anklage drohen, sondern auch ihre körperliche Unversehrtheit gefährdet sein könnte. Anfang November 2005 schickte er ein geheimes Telegramm an die CIA -Station in Bangkok, wo die Bänder in einem Safe lagen, und befahl, sie nach allen Regeln der Kunst zu schreddern. Sieben Stahlklingen machten sich an die Arbeit und pulverisierten die Bänder in winzige Schnipsel, die anschließend abgesaugt und in Plastikmülltüten entsorgt wurden.
    Doch auch nachdem diese Bildbeweise aus der Anfangszeit des

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