Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
somalischen Städten. Unter seinem Kommando stand eine Bande junger und hoch motivierter Kämpfer, die sich selbst als »al Shabaab« – arabisch für »Die Jugend« ****** – bezeichneten. Ihre Mitglieder patrouillierten durch die Straßen von Mogadischu und jagten und töteten jeden, von dem sie glaubten, er habe der somalischen Übergangsregierung Treue geschworen, einer von den Vereinten Nationen eingesetzten schwachen und korrupten Exekutive, die über kaum Einfluss im Land verfügte. Somalier, die im Verdacht standen, für die Amerikaner zu spionieren, wurden auf der Stelle erschossen.
Da die CIA seit Jahren keine dauerhafte Station innerhalb Somalias mehr unterhielt, fiel die Aufgabe, die Vorgänge im Land zu überwachen, an die im benachbarten Kenia stationierten Agenten. Die CIA -Station in Nairobi war nach den Anschlägen vom 11. September stark ausgebaut worden und bekam deutlich mehr Geld und Personal, seit CIA -Direktor Porter Goss entschieden hatte, dass die Agency ihre Präsenz in Afrika verstärken und einige der dicht gemachten Stationen auf dem Kontinent wieder öffnen sollte. In den Monaten um den Jahreswechsel 2005/2006 herum hatten Agenten aus Nairobi höchst alarmierende Telegramme nach Langley geschickt, in denen sie vor dem wachsenden Einfluss des Rotbarts Aweis und seiner Shabaab-Milizen warnten. Die jungen Radikalen innerhalb der Union islamischer Gerichte, zu denen auch ein schlaksiger Veteran aus dem Afghanistankrieg namens Aden Hashi Farah Ayro zählte, könnten, schlossen einige der Berichte, al-Qaida den Boden bereiten, um in Somalia eine neue Basis aufzubauen.
Doch sosehr Osama Bin Laden und seine Gefolgsleute die Vorstellung auch gelockt haben mochte, sich in Somalia häuslich einzurichten, die Terrorgruppe hatte im Laufe der Jahre in dem vom Krieg verheerten Land teilweise mit denselben Problemen zu kämpfen gehabt wie zuvor schon die Amerikaner. Einfacher ausgedrückt, al-Qaida verstand Somalia nicht, und der Plan der Gruppe, nach Ausbruch des Kriegs in Afghanistan nach Somalia zu fliehen, war grandios gescheitert. Den arabischen Dschihadisten, die in das Land kamen, fiel es schwer, durch das verwirrende, tief in der somalischen Kultur verwurzelte Geflecht aus Klans und Unterklans zu navigieren, und sie mussten an allen Ecken und Enden damit rechnen, von irgendwelchen Klan-Ältesten erpresst zu werden. Statt sich unter einem Banner zu versammeln und mit vereinten Kräften die Westler aus dem Land zu verjagen, zogen die Somalier es vor, sich gegenseitig zu bekämpfen. Die Qaida-Militanten, die dem radikalen wahhabitischen Islam anhingen, konnten wenig anfangen mit dem weitaus gemäßigteren Sufismus, den die große Mehrheit der Somalier praktiziert. Darüber hinaus standen die Somalier im Ruf, ausgemachte Klatschmäuler zu sein, und die ausländischen Besucher verzweifelten daran, dass ihre Gastgeber keine Geheimnisse für sich behalten konnten. Insgesamt erschien ihnen das chaotische, am Arabischen Meer gelegene afrikanische Land ganz und gar anders als die Berge Pakistans und Afghanistans.
In Washingtoner Militär- und Geheimdienstkreisen war das zu der Zeit kaum jemandem bewusst, und so erregten die alarmierenden CIA -Berichte aus Nairobi im Weißen Haus ziemliches Aufsehen. Was aber konnte man unternehmen, sollte Somalia tatsächlich dem Weg Afghanistans folgen? Das Gespenst der Black-Hawk-Down-Episode – der Schlacht um Mogadischu 1993 – trieb in den Fluren des Pentagons noch immer sein Unwesen, und etliche Armeegeneräle hatten bereits angekündigt, eher den Hut zu nehmen als noch einmal mit anzusehen, wie sich die Vereinigten Staaten auf eine neuerliche größere Militärintervention in Somalia einließen. Davon abgesehen banden die Kriege, die man andernorts führte, eine große Zahl an Soldaten und Marines, und das Pentagon konnte über das Kontingent hinaus, das es für die rudimentäre Task Force in Dschibuti abgestellt hatte, die dort von einer ehemaligen Basis der französischen Fremdenlegion aus operierte, kaum noch Truppen für das Horn von Afrika erübrigen. Aber da man im Weißen Haus Somalia nun für ein Problem hielt, das gelöst werden musste, wandte man sich an die CIA und beauftragte sie, eine Stellvertreterarmee aufzutreiben, die den neuen Krieg um Mogadischu führen würde. Das war die Geburtsstunde der ARPCT , der Allianz für die Wiederherstellung des Friedens und gegen den Terrorismus.
Die Warlords der ARPCT zeigten sich nicht gerade verschwiegen,
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