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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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dem CIA -Stationschef in Nairobi. Jose Rodriguez zog ihn aus Kenia ab, und bei der CIA beschloss man, zumindest für den Moment die Finger von Somalia zu lassen. Nachdem nun die Union islamischer Gerichte Mogadischu kontrollierte, rückte Somalia in den Augen der Bush-Beamten in den Kreis der Terrorstaaten auf. Jendayi Frazer, die Afrika-Beauftragte des State Department, äußerte sich in der zweiten Jahreshälfte 2006 mehrfach öffentlich über die direkten Beziehungen zwischen der Union islamischer Gerichte und al-Qaida und bezeichnete die UIC ganz unverblümt als »Terrororganisation«.
    Nach dem Scheitern der CIA -Kampagne in Somalia hatte die Regierung Bush zumindest für den Moment ihre Optionen für den Umgang mit dem Aufstieg der dortigen Islamisten erschöpft. Aber da, wo Regierungen fürchten, einen Fuß hinzusetzen, ergaben sich neue Möglichkeiten für private Militärfirmen und Möchtegern-Söldner, die allesamt begierig waren, Kapital aus der in Ostafrika herrschenden Anarchie zu schlagen.
    Die Bedingungen waren perfekt: So wenig Lust die US -Regierung verspürte, in nennenswertem Umfang eigene Leute nach Somalia zu entsenden, sosehr war sie bereit, anderen Geld zu geben, damit sie das für sie taten. Und ab Mitte 2006 verwandelte sich der Krieg in Somalia in einen ausgelagerten Krieg.
    Nur ein paar Wochen nachdem die von der CIA geförderten Warlords Hals über Kopf aus Mogadischu geflohen waren, landete in Nairobi ein Linienflugzeug, zu dessen Passagieren eine Frau mittleren Alters aus der Pferderegion im nördlichen Virginia gehörte. Bei der Frau handelte es sich um Michelle Ballarin, Präsidentin von Select Armor, einer kleinen Firma, die die Feuerwehr von Los Angeles mit Körperprotektoren belieferte, es bislang aber nicht geschafft hatte, einen großen Deal mit dem Pentagon an Land zu ziehen. Aber Ballarins unternehmerischer Ehrgeiz war viel zu groß, als dass sie sich mit der Rolle eines kleinen Rüstungslieferanten unter vielen zufrieden gegeben hätte. Und als sie nun, im Juni 2006 , nach Kenia kam, dann deshalb, weil sie ein vertrauliches Treffen mit Abdullahi Yusuf Ahmed vereinbart hatte, dem Mann, der von seiner luxuriösen Hotelsuite in Nairobi aus die UN -gestützte somalische Exilregierung führte.
    Dass eine nicht mehr ganz junge Amerikanerin mit dem Aussehen einer reichen Erbin eine Audienz mit dem Führer der schwachbrüstigen somalischen Übergangsregierung haben sollte, mochte auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen. Doch Ballarin war schon mehrmals am Horn von Afrika gewesen und hatte sich bei ihren Aufenthalten dort in Teilen der somalischen politischen Klasse einen gewissen Kultstatus erworben. Sie behauptete, sie würde Lipizzaner-Hengste züchten und trainieren – die berühmten weißen Dressurpferde – , und wohin sie auch kam, stellte sie ihren Reichtum offen zur Schau. Sie reiste mit Taschen und Koffern von Louis Vuitton, kostbarem Schmuck und in Kleidern von Gucci. Wenn es ihr darum ging, die Bewohner eines der ärmsten Länder der Welt zu blenden, dann erreichte sie damit den gewünschten Effekt. Es dauerte nicht lange, bis die Somalier ihr einen bewundernden Beinamen gaben – »Amira«, die arabische Bezeichnung für »Prinzessin«.
    Ballarin hatte einen langen Weg zurücklegt, seit sie sich Mitte der 1980er-Jahre als republikanische Kandidatin in West Virginia, einem durch und durch demokratischen Bundesstaat, erstmals einen Namen gemacht hatte. Sie hatte gehofft, mithilfe von Ronald Reagans Popularität den Kongresssitz für Morgantown, Standort der West Virginia University, gewinnen zu können. Zu dem Zeitpunkt gerade einmal einunddreißig Jahre alt, hatte sie ihren Wahlkampf größtenteils mit dem Geld ihres ersten Ehemanns finanziert, der, etliche Jahrzehnte älter als sie selbst, am D-D ay in der Normandie an Land gegangen war und nach dem Krieg ein kleines Vermögen als Projektentwickler in der Immobilienbranche angehäuft hatte. Aber sie kämpfte auf ihrer Wahltour auch selbst um Spendengelder, indem sie auf politischen Fundraising-Galas ihre Talente als Konzertpianistin unter Beweis stellte. In dem Versuch, den demokratischen Amtsinhaber als jemanden zu brandmarken, der den Kontakt zu den Wertvorstellungen der Familien in West Virginia verloren hatte, griff sie ihren Gegner in den letzten Wochen des Wahlkampfs scharf an, weil dieser der Verwendung von Steuergeldern zugestimmt hatte, um das Erotikmagazin Playboy in Braille-Schrift aufzulegen. Und als der

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