Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Islamabad zu beenden und seinen Stab im CIA -Hauptquartier zu reorganisieren. Er ließ außerhalb der Cafeteria in Langley, gleich hinter dem Starbucks, mehrere riesige wellblechbarackenartige Gebäude hinstellen und das wachsende Personal für die Jagd auf Bin Laden darin unterbringen. Im Rahmen eines neuen Plans mit der Bezeichnung Operation Cannonball entsandte er Dutzende von Nachrichtenanalysten nach Kabul und Islamabad, damit sie in Zusammenarbeit mit den dortigen Führungsoffizieren die Informationssplitter über die Aufenthaltsorte von Qaida-Führern auswerteten.
Die wichtigste Veränderung war jedoch, dass die CIA mehr Geheimagenten (wie zum Beispiel Art Keller) einsetzte, um unabhängig von den Pakistanern Quellen zu erschließen. Da die USA in Afghanistan offiziell Krieg führten, war es nicht schwer, weitere CIA -Beamte nach Kabul zu bekommen. Das größere Problem war Pakistan, wo der ISI die Zahl der Visumsanträge amerikanischer Beamter genau überwachte und auch die CIA -Beamten, mit denen die Station von Islamabad bemannt wurde, im Auge behielt. Langley musste sich etwas Neues ausdenken, um die Identität der Spione geheim zu halten, die es nach Pakistan entsandte.
Eine Gelegenheit kam am Morgen des 8. Oktober 2005 , als ein massives Erdbeben in den Bergen von Kaschmir die Stadt Muzaffarabad dem Erdboden gleichmachte und in ganz Nordpakistan Erdrutsche verursachte. Nach ersten Schätzungen der pakistanischen Regierung kamen dabei 90000 Menschen ums Leben, darunter 19000 Kinder, denen zum Teil die Schulgebäude über dem Kopf zusammenbrachen.
Milliarden Dollar an ausländischen Hilfsgeldern flossen in das pakistanische Kaschmir, und fast unmittelbar nach dem Beben überquerte eine Flotte amerikanischer Militärhubschrauber die afghanische Grenze und leistete humanitäre Hilfe. Die Chinook-Hubschrauber wurden in Kaschmir ein regelmäßiger Anblick, und viele Pakistaner nannten sie im lokalen Dialekt schon bald »Engel der Barmherzigkeit«.
Doch die Amerikaner waren nicht nur von Barmherzigkeit getrieben. In den Monaten nach dem Erdbeben nutzte die CIA die Hilfsaktion in Kaschmir, um ohne Wissen des ISI Geheimagenten ins Land zu schmuggeln. Die amerikanischen Spione gaben zur Tarnung verschiedene zivile Berufe an. Vertreter des ISI hatten durchaus den Verdacht, dass die Hilfsaktion als trojanisches Pferd fungieren könnte, um mehr CIA -Beamte nach Pakistan einzuschleusen, aber angesichts der verheerenden Lage in Kaschmir und der dringenden Notwendigkeit, den Strom humanitärer Hilfsgüter aufrechtzuerhalten, waren die pakistanischen Militärs und Geheimdienstbeamten nicht in der Lage, alle Amerikaner zu überprüfen, die in Pakistan ankamen.
Es sollte mehrere Jahre dauern, bis die CIA erstmals von ihrer erhöhten, aber immer noch relativ bescheidenen Präsenz in Pakistan profitierte. Ein früherer Spitzenbeamter in Langley schätzt, dass die Gesamtzahl der Geheimagenten in Pakistan während der Operation Cannonball nur um 10 bis 20 Prozent zunahm. Führende CIA -Beamte waren damals besorgt, dass der ISI die Überwachung verstärken würde, wenn sie das Land mit zu vielen Spionen überfluteten.
Doch die CIA hatte eine Schwäche, die sie kaum noch verbergen konnte. Sie verfügte nur über eine begrenzte Anzahl erfahrener Beamter, die sie nach Afghanistan und Pakistan entsenden konnte, und die Führung in Langley brauchte so dringend Personal, dass sie mehrere frischgebackene Führungsoffiziere ins Feld schickte, die gerade erst auf der »Farm« in Camp Peary ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. »Wir mussten Leute mit suboptimalem Erfahrungsniveau in den Einsatz schicken«, erinnert sich einer der für Cannonball Verantwortlichen, »aber wir hatten keine große Auswahl.«
Ein Aspekt der neu organisierten Jagd auf Bin Laden bestand darin, dass man versuchte, das Netzwerk von Kurieren zu infiltrieren, durch das Bin Laden Botschaften an seine Anhänger übermittelte. Die CIA hatte Informationsschnipsel über seine Lieblingskuriere gesammelt, die sie in die Lage versetzten, die Aktivitäten von Qaida-Mitgliedern in Pakistan zu verfolgen und ein genaueres Bild von der Funktionsweise der zweiten und dritten Führungsebene der Terrorgruppe zu gewinnen. Wie Michael Hayden berichtete, hatte die CIA , als er im Frühjahr 2006 von Porter Goss den Posten des CIA -Direktors übernahm, »al-Qaida 2006 viel stärker penetriert und wusste viel mehr über sie, als in den Jahren 2001 oder 2002. Wir begannen
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