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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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mit dem Dir-Tal war schon Monate zuvor überprüft worden – und hatte sich als falsch herausgestellt. Die Station in Islamabad musste nun einer aufgeregten CIA -Führung erklären, warum Kellers Telegramm ignoriert werden sollte. Der Stationschef unterzog sich persönlich dem unbequemen Hubschrauberflug nach Wana, so wichtig war es ihm, Keller zusammenzustauchen. »Sie hatten lange und hart daran gearbeitet, dem Gerücht einen Pfahl ins Herz zu treiben«, sollte Keller später berichten, »und ich hatte es wie einen Vampir wiederauferstehen lassen.«
    Keller wusste nicht, dass er nur ein Teil einer großen Kampagne war, mit der die CIA 2006 die Jagd auf Osama Bin Laden neu organisierte, indem sie die Zahl ihrer Führungsoffiziere in Pakistan und Afghanistan radikal erhöhte. Kellers Vorgesetzten in Langley war schmerzhaft bewusst, dass die Jagd auf al-Qaida durch den Irakkrieg aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt war, aber die Fahndung war auch durch interne Probleme der CIA beeinträchtigt worden. Die Geheimagenten in Islamabad waren mit den Beamten im Counterterrorism Center in Langley in Konflikt geraten, deren Vorliebe für Predator-Schläge sie als »pubertäre Spielchen« empfanden.
    Die Drohnenschläge waren 2005 und 2006 noch relativ selten, beruhten aber oft auf schlechten Informationen und forderten viele zivile Opfer. Deshalb war der CIA -Stationschef in Islamabad der Ansicht, dass sie kaum etwas anderes bewirkt hatten, als in Pakistan den Hass auf die Vereinigten Staaten zu schüren, und dass sie Vertreter der pakistanischen Regierung in die unangenehme Lage brachten, in Bezug auf Predator-Schläge lügen zu müssen.
    Auch daheim im CIA -Hauptquartier hatte es eine Störung gegeben: Die Konflikte zwischen den Mitgliedern des Directorate of Operations, das für die Spione im Ausland zuständig war, und den Beratern von Porter Goss waren an die Medien und die Öffentlichkeit durchgesickert, und das Directorate of Operations focht auch noch mit weiteren Abteilungen des Geheimdiensts Revierkämpfe aus.
    Ende 2005 veranstaltete Porter Goss eine Tagung für alle hohen Führungspersönlichkeiten der CIA, in der Absicht, die Spannungen in der Führung seiner Organisationen abzubauen. Während der Konferenz beschwerte sich der Deputy Director for Intelligence, der Chef der Analysten, welche die Berichte der operativen Agenten auswerten, offen über die Arroganz der verdeckt operierenden Agenten, die, wie er sagte, mit allem durchkämen. Daraufhin platzte Jose Rodriguez, dem Leiter der Auslandseinsätze, der Kragen. »Wachen Sie auf, und riechen Sie den verdammten Kaffee!«, schrie er. Dann erinnerte er alle Anwesenden daran, dass seine Geheimagenten im Gegensatz zu den Analysten, die die Welt vom Schreibtisch aus betrachteten, »am spitzen Ende des Speers« arbeiteten.
    Rodriguez’ aufbrausender Charakter führte manchmal auch im klandestinen Bereich selbst zu Schwierigkeiten. So sprach er Anfang 2006 kaum noch mit Robert Grenier, den er selbst zum Chef des Counterterrorism Center gemacht hatte. Grenier, ehemaliger Stationschef in Islamabad, war ein Intellektueller Typ mit geschliffenen Manieren – in vieler Hinsicht das Gegenteil von Rodriguez. Er hatte darauf gedrängt, die Terrorismusbekämpfung der CIA über Afghanistan und Pakistan hinaus auszuweiten und mehr Beamte dafür abgestellt, um sich um die Bedrohungen zu kümmern, die an Orten wie Südostasien und Nordafrika entstanden. Weil das Counterterrorism Center seit 2001 stark erweitert worden war, fand Grenier, dass es restrukturiert werden musste, um Redundanzen auszumerzen, und Alec Station, die in den 1990er-Jahren gegründete CIA -Einheit für die Jagd auf Bin Laden, wurde neu organisiert und umbenannt.
    Rodriguez sah in alledem eine Ablenkung von der Jagd auf Bin Laden. Er ersetzte Grenier durch einen anderen Beamten aus dem CTC , einen hageren, kettenrauchenden Workaholic namens Mike. ******* Letzterer hatte am Anfang seiner Karriere als Geheimagent in Afrika gearbeitet und war zum Islam konvertiert. Seine Kleidung war von Schwarz- und Grautönen geprägt, und dasselbe galt auch für sein Verhalten. Einige nannten ihn »Fürst der Finsternis«, und er sollte tatsächlich die größte Tötungsoperation der CIA seit dem Vietnamkrieg leiten.
    Als er im Jahr 2006 die Leitung des CTC übernahm, war seine erste Aufgabe, die Zahl der CIA -Agenten in Afghanistan und Pakistan zu erhöhen, die Streitereien zwischen den Stationen in Kabul und

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