Killing for Love: Thriller (German Edition)
Dort, gleich an der Tür, stand jemand – ob Mann oder Frau konnte er nicht sagen – in einem dicken Wintermantel, Stiefeln, Handschuhen und einer seltsam vertrauten Maske.
»Was zur Hölle soll das? Wer sind Sie?«
Dean bemühte sich, vernünftig über das nachzudenken, was er sah, aber so blitzschnell sein Verstand auch arbeitete, war er leider nicht hinreichend schnell damit, dem bizarren Bild einen Sinn abzuringen. Bevor er irgendetwas sagen oder tun konnte, zog die Person mit der Maske etwas aus ihrer Manteltasche und zielte auf Dean.
Eine Waffe?
Die Person feuerte.
Einmal.
Zweimal.
Dreimal.
Dean sackte vornüber, als die erste Kugel seine Schulter durchschlug, und fiel auf die Knie, sobald die zweite sich in sein Bein bohrte. Als die dritte in seinen Brustkorb prallte, hörte er zwei Dinge zugleich: die Uhr auf dem Kaminsims, die zu schlagen anfing, und die Stimme seines Mörders.
»Tot um Mitternacht«, sagte der maskierte Killer.
Das waren die letzten Worte, die Dean Wilson vernahm.
1
L orie Hammonds schlief fast bis elf und erwachte mit einem leichten Kater, weil sie auf Cathys und Jacks Hochzeit zu viel Sekt getrunken hatte. In dem Moment, als ihre Füße den Holzboden berührten, stöhnte sie. Für Mitte März war es verflucht kalt. Während sie am Fußende ihres Bettes nach dem Bademantel angelte, tänzelten ihre Zehen auf der Suche nach ihren Hausschuhen über den Boden. Ihr großer Zeh stieß gegen einen der Seidenpantoffeln. Sie glitt mit dem Fuß in die weiche Wärme und blickte nach dem zweiten forschend hinunter. Erst nachdem sie aus dem Bett gestiegen und sich heruntergebeugt hatte, entdeckte sie ihn. Als sie um das Bett herumging, stieß sie versehentlich mit ihrer Hüfte gegen die Kante der antiken vergoldeten Truhenbank.
Leise fluchend tapste sie weiter und wurde sich bewusst, dass dies wohl kaum ein sonderlich gelungener Tag würde. Nachdem sie auf der Toilette gewesen war, sich die Hände gewaschen und kaltes Wasser in ihr Gesicht gespritzt hatte, sah sie in den Spiegel und ging geradewegs den Flur hinunter in ihre Küche. Sie sah zur Kaffeemaschine, weil sie nicht mehr wusste, ob sie daran gedacht hatte, sie für heute Morgen zu programmieren. Sie hatte nicht. Super! Das hieß, dass sie auf ihren morgendlichen Muntermacher warten musste. Eilig mahlte sie Kaffee, ließ Leitungswasser durch den Filter laufen und machte alles bereit.
Während der Kaffee brühte, versuchte sie, sich auf ihre Sonntagmorgenroutine zu besinnen. Da sie keine Kirchgängerin war, blieb ihr der Tag des Herrn ganz zur Entspannung. Sie las die Zeitung von vorn bis hinten, manikürte und pedikürte sich, verbrachte den Nachmittag mit einem guten Buch in ihrem Sessel und ging mit einer Freundin ins Kino oder zum Essen.
Nur war ihre beste Freundin – besser gesagt: ihre einzige richtige Freundin in Dunmore – in die Flitterwochen gereist und kehrte erst in zwei Wochen zurück. Sie neidete Cathy ihr Glück keineswegs. Sollte sie ihre vierzehn Tage ununterbrochenen Liebesspiels mit ihrem frisch angetrauten Mann genießen. Aber die Tatsache, dass Cathys romantische Träume wahr wurden, machte Lorie umso bewusster, dass ihr ein solches Glück auf ewig versagt war.
Sie tappte durch das Haus zur Vordertür ihres 1920er-Bungalows, der gleich außerhalb von Dunmore lag, und seufzte. Romantische Träume wurden für Frauen wie Lorie nicht wahr. Sie hatte ihre eine Chance auf das »Glücklich bis an ihr Lebensende« gehabt und gehörig verpatzt. Nur weil Cathy eine zweite Chance bekommen hatte, musste das noch längst nicht heißen, Lorie bekäme sie auch.
Missmutig öffnete sie die Vordertür, blickte sich auf der Veranda, dem Weg und im Vorgarten um und stellte fest, dass ihre Sonntagszeitung zwischen zwei kleinen Azaleensträuchern hing. Verdammt! Es goss in Strömen, was es wohl den ganzen Tag tun würde, und dank des kalten Märzwinds fühlte es sich eher wie Februar an. Sie bibberte sofort, als sie die Stufen hinunterlief, die in Plastikfolie gewickelte Zeitung schnappte und wieder ins Haus zurückrannte.
Drinnen roch sie schon den Kaffee. Bis sie ihren nassen Hausmantel und das Nachthemd ausgezogen und sich etwas Warmes, Trockenes angezogen hatte, wäre der Kaffee fertig durchgelaufen. Aber nach wenigen Schritten den Flur entlang blieb sie stehen, fluchte, drehte sich um und ging zur Tür zurück. Sie hatte vergessen, die Post aus ihrem Briefkasten vorn an der Einfahrt zu holen. Das sollte sie am besten
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