Killing for Love: Thriller (German Edition)
Stunde nach unten gekommen war, hatte sie es in die Tasche ihres Baumwollpullovers gesteckt. Vier Jahre bei der Powell Private Security and Investigation Agency mit Hauptsitz in Knoxville hatten sie gelehrt, sich ohne ihr iPhone nirgends hinzubewegen.
Sie sah die Anruferkennung auf dem Display, lächelte und stellte ihren Becher auf den Couchtisch. »Guten Morgen«, grüßte sie. »Was gibt’s?«
Nicole Powell, Maleahs Chefin und gute Freundin, lachte. Es tat gut, Nic wieder lachen zu hören, denn sie hatte ein hartes Jahr hinter sich. Eine Weile war Maleah nicht sicher gewesen, ob Nics und Griffs Ehe überleben konnte, doch in jüngster Zeit schienen die beiden ihre Probleme bewältigt zu haben. Und obwohl Maleah wusste, dass Griff immer noch einige Geheimnisse vor Nic hatte, kam es ihr nicht zu, sich in die Beziehung einzumischen.
»Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass Griff und ich für eine Woche wegfahren, nur wir zwei – eine Art zweite Flitterwochen. Und ich habe keine Ahnung, wohin wir fahren. Griff behandelt die Sache topsecret, um mich zu überraschen.«
Wieso reisen plötzlich alle in die Flitterwochen?
Nein, bloß zwei Paare, rief Maleah sich zur Räson. Und nur weil du auf die Ehe und das ganze Drumrum allergisch reagierst, ist ja nicht gleich allen das Recht versagt, ihr Glück zu versuchen.
»Wow, das klingt richtig romantisch!«
»Falls du also irgendetwas brauchst: Solange ich weg bin, musst du dich an Sanders wenden«, fuhr Nic fort. »Griff hat ihm die Verantwortung übertragen, versteht sich.«
»Ich wüsste nicht, was ich brauchen sollte, denn ich bin ja in Urlaub. Na ja, Urlaub kann man das wohl eher nicht nennen, wenn ich das Haus bewache und versuche, meinen Neffen im Blick zu behalten, auch wenn er bei seinen Großeltern untergebracht ist.«
»Wie geht es dir in deinem Elternhaus?«
»Eigentlich ist es gar nicht mehr dasselbe Haus. Jack und Cathy haben alles renoviert und modernisiert. Bis auf die Grundmauern ist es komplett verändert. Und sie haben es außen in den Farben streichen lassen, die zur viktorianischen Zeit passen, als es gebaut wurde.«
»Dann kommen keine bösen Erinnerungen hoch?«, hakte Nic nach.
»Ein paar, aber keine, mit denen ich nicht klarkomme.«
»Schön.« Nic machte eine Pause, ehe sie bat: »Drück uns die Daumen, ja? Griff und ich lieben uns und wünschen uns beide, dass die Ehe funktioniert, aber wir haben einige große Probleme. Hoffentlich können wir sie auf der Reise klären.«
»Ich wünsche euch viel Glück. Und ich drücke euch die Daumen.«
»Danke. Ich melde mich, wenn ich wieder zurück bin. Bis dann.«
»Bis dann.«
Maleah steckte ihr iPhone wieder in die Pullovertasche.
Sie wünschte Nic und Griff wirklich das Beste. Zu Beginn ihrer Ehe schienen sie beide glücklich, wie füreinander gemacht. Maleah hätte geschworen, wenn es ein Paar schaffen konnte, dann dieses.
Sie war nie in Versuchung gekommen, zu heiraten, auch wenn sie schon zweimal einen Antrag bekommen hatte. Doch sobald ein Mann etwas Ernsteres wollte, machte sie Schluss und ergriff die Flucht. Ihre beiden festen Beziehungen waren gut gewesen, die Männer alle beide wundervoll und echte Glücksgriffe. Wie sie gehört hatte, war Brad Douglas inzwischen verheiratet und Vater von Zwillingen, zwei Mädchen. Brad und sie waren zwei Jahre ein Paar gewesen und hatten sogar eine Zeitlang zusammengewohnt.
Ihre Unschuld hatte sie an Noah Laborde verloren, das war auf dem College gewesen. Damals hatte sie sich zum ersten Mal verliebt. Noah war gutaussehend, intelligent und der Traum aller Mädchen gewesen. Eine Woche nach ihrem Abschluss dann war er mit der Frage angekommen. Maleah hatte auf den Diamantring gesehen, den er ihr hinhielt, und ihr war kalter Schweiß ausgebrochen. Damals war er für die Ehe bereit gewesen, was sie niemals wäre. Kein Jahr später hatte ein gemeinsamer Freund bei ihr angerufen und ihr erzählt, dass Noah tot war. Ermordet. Noch heute, zehn Jahre später, brach es ihr das Herz, wenn sie daran dachte, dass Noah nie die Chance auf ein erfülltes Leben gehabt hatte. Das war so unfair! Andererseits hatte sie schon auf dem Schoß ihrer Mutter gelernt, dass das Leben sich selten fair gestaltete.
Dreimal fuhr Lorie an Mikes Haus vorbei, während sie versuchte, den Mut aufzubringen, anzuhalten, an der Tür zu klingeln und dem County Sheriff zu erzählen, dass sie eine zweite Morddrohung erhalten hatte. Sie würde ihm sagen, dass sie die erste in den
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