Killing God
hassen.
(i have no more empty heart
or limbs to break)
»Erklär mir einfach, was du willst, Dad«, sag ich seufzend. »Wieso bist du hier?«
»Um dich zu warnen«, sagt er und wirft einen Blick auf die Uhr.
»Warnen wovor?«
»Vor einem Mann namens Lee Harding.«
Dann erzählt er mir alles über das Geld, wie er es Lee Harding gestohlen und der Polizei einen Tipp gegeben hat, wie er uns das Geld dagelassen hat, als er verschwand, damit sich Mum keine Sorgen um einen Job machen musste, wie er inzwischen aber gemerkt hat, in was für einem Zustand er damals war (»total im Arsch«, nennt er es), und dass er überhaupt nicht wusste,
was
er eigentlich tat … und anfangs bin ich so verwirrt von dem Ganzen – weil ich Mels Geschichte mit der von Dad vermische … damals und jetzt, jetzt und damals –, ich bin einfach derart verwirrt im Kopf, dass ich überhaupt nichts tu. Ich sitz bloß da, sprachlos, und hör Dad schweigend zu, wie er seine Geschichte weitererzählt.
»Ich habe einfach nicht nachgedacht«, erklärt er mir. »Der Gedanke, dass ich dich und Mum vielleicht in Gefahr bringe,kam mir gar nicht.« Er schüttelt den Kopf, bestürzt über sich selbst. »Ich glaube, ich hab gedacht, dass Lee Harding länger eingesperrt würde –«
»Und das ist also der
wahre
Grund, wieso du hier bist, ja?«, sag ich, überrascht von der Giftigkeit meiner Stimme. »Du machst dir Sorgen um dein Geld.«
»Nein … ich hab dir doch gesagt, ich bin gekommen, um dich zu warnen –«
»Ja, schön, ist ja echt toll von dir, Dad. Sehr rücksichtsvoll. Vielen Dank.«
Er wirft mir einen schrägen Blick zu. »Ich versteh nicht –«
»Tja, das glaub ich auch«, sag ich und funkel ihn an. »Ich meine, du glaubst, es ist okay, wenn du mal eben in unser Leben spazierst, bloß weil irgendein eiskalter Kerl vorbeikommen will, um sich sein Geld zu holen … du glaubst,
das
ist okay. Aber was ist mit Mum und mir? Was ist mit all der Scheiße und dem Schmerz, den wir in den letzten zwei Jahren durchgemacht haben? Findest du nicht,
das
wär es wert zurückzukommen?«
»Aber das ist was anderes –«
»Nein, ist es nicht, Dad.«
Er sieht mich an, will etwas sagen, erklären, warum es was anderes ist, wieso er nicht vorher zurückkommen konnte … aber er schafft es nicht. Ich glaub, ich möchte ihm sagen, dass er nichts erklären muss, ich weiß selbst, dass es was anderes ist, aber auch ich schaff es nicht.
Deshalb atme ich irgendwie nur aus, lass alles raus und sag: »Ich weiß Bescheid über Lee Harding.«
»Wie bitte?«
»Ich weiß Bescheid – über Lee Harding, das Geld … alles.«
»Du
weißt
es?«
Ich nicke. »Mel hat es mir erzählt, das Mädchen, das ich eben erwähnt hab. Sie ist mit Taylor, der Tochter von Lee Harding, befreundet.«
»Verstehe …«, sagt Dad nachdenklich. »Und diese Mel … hat dir alles über Lee Harding erzählt?«
»Ja.«
»Alles?«
»Ja.«
»Hat sie dir auch gesagt, dass er heute Abend herkommt?«
»Ja.« Ich schau auf die Uhr. »In ungefähr einer Stunde. Davor wolltest du mich warnen, stimmt’s?«
Er nickt und schaut verwirrt. »Wieso hat sie dir von Lee Harding erzählt?«
»Weil … na ja, das ist eine lange Geschichte.« Ich seh Dad an. »Woher weißt
du
, dass er herkommt?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagt er und versucht ein Lächeln.
Ich lächle nicht zurück, sondern starr ihn nur an und verlang eine Antwort.
Sein Lächeln verschwindet und er stößt einen langen, erschöpften Seufzer aus. »Als ich herausgekriegt hab, dass Harding entlassen wird, war mir klar, es wird nicht lange dauern, bis er anfängt, nach mir zu suchen, und ich hatte Angst, er könnte probieren, mich über dich oder deine Mum aufzustöbern. Oder, was noch schlimmer wäre, er könnte herausfinden, dass
ihr
sein Geld habt. Also hab ich in den letzten paarWochen so ziemlich jeden beobachtet – Harding, seine Freunde, seine Familie, dich, deine Mum …«
»Dann weißt du also, dass mich Taylor und Mel besucht haben?«
»Ja …«
»Wusstest du, wer sie sind, was sie vorhatten?«
»Zuerst nicht. Anfangs dachte ich, sie wären Freundinnen von dir. Aber irgendwas war an Taylor, verstehst du … irgendwas vage Vertrautes, so als ob ich sie schon mal gesehen hätte. Als sie vorletzte Nacht gingen, bin ich ihr deshalb nach Hause gefolgt. Da war mir klar, wer sie ist.« Er zuckt mit den Schultern. »Ich
erkannte
sie immer noch nicht, aber ich glaube, ich muss ihr vor ein paar Jahren irgendwann
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