Killing time
alles zweimal durchgehen.«
»Ich würde ja gern bleiben«, sagte Downs, »aber ich muss um halb zwei bei Gericht sein. Ich sage als Zeuge in dem Marihuanafall aus dem letzten Herbst aus.«
Jim nickte und sah zu Hensley. »Bringen Sie doch bitte noch einen Stuhl herein, sonst haben wir nicht genug, wenn Bernie kommt.«
»Sie ist schon da«, verkündete Bernie, die in diesem Moment in der Tür erschien.
Jim blickte von seinem Platz hinterm Schreibtisch auf und bedeutete ihr, sie solle hereinkommen. Downs begrüßte Bernie noch auf seinem Weg nach draußen, und Hensley sagte kurz etwas zu ihr, bevor er hinausging, um noch einen Stuhl zu holen.
»Was habe ich verpasst?«, fragte sie.
»Nichts«, antwortete Jim. »Wir fangen gerade erst an.«
Sie sah Charlie an. »Haben Sie eine harte Nacht gehabt?«
»Sieht man das?«, antwortete er.
Sie grinste ihn an. »Nur ein bisschen.«
Er grummelte. »Unsere Zehnjährige hat uns die ganze Nacht mit einer Magen-Darm-Grippe auf Trab gehalten. Als ich heute Morgen wegfuhr, schlief sie endlich und konnte wenigstens etwas Limonade und Cracker drinbehalten.«
»Wie viele Kinder haben Sie?«, fragte Bernie.
»Drei Mädchen. Acht, zehn und dreizehn.« Charlie lachte, als er aufstand und Bernie mit einer Handbewegung seinen Stuhl anbot. »Zum Glück für sie sehen sie alle ihrer Mutter ähnlicher als mir.«
»Ihre Frau ist gewiss froh, wenn Sie diesen Fall hier hinter sich haben und wieder ganz zu Hause wohnen.« Bernie nahm den angebotenen Stuhl.
»Na, ich glaube, ich vermisse sie und die Mädchen mehr als sie mich.«
»Das bezweifle ich.« Bernie lächelte. »Glauben Sie mir, einem vaterfixierten Mädchen, in dem Alter, in dem Ihre Töchter sind, gibt es in ihrem Leben keinen Mann, der wichtiger ist als der Vater.«
Hensley brachte einen Klappstuhl herein, stellte ihn auf und setzte sich darauf. Dann lehnte er sich zurück und stemmte die Hände auf die Oberschenkel. Der Kerl stolzierte beim Gehen herum wie ein Gockel, drückte mit jeder Geste aus, wie überzeugt er von sich war, und hockte nun da, als gehörte ihm die Welt. Jim beobachtete seinen Hilfssheriff, wandte den Blick jedoch Bernie zu, als Ron ihn ansah. Sie sah heute aus wie immer. Sauber und ordentlich. Sie trug eine braune Hose, eine weiße Bluse, minimales Make-up und schlichten Goldschmuck. Ihr Haar war zu einem losen Pferdeschwanz gebunden.
Als hätte sie gespürt, dass er sie ansah, drehte sie sich um und begegnete seinem Blick. So verharrten sie einen kurzen Moment, bis Jim lächelte und Bernie sein Lächeln erwiderte. Mittlerweile war Jim sicher, dass sie beide sehr gute Freunde werden könnten, denn je besser er Bernie kennenlernte, umso mehr mochte er sie.
Charlie tippte mit dem Finger auf die Akte, die auf Jims Schreibtisch lag. »Ich habe den vorläufigen Autopsiebericht über Stephanie Preston mitgebracht. Wie wir alle wissen, war die Todesursache eine durchtrennte Arteria carotis. Ihr Mörder hat ihr den Hals beinahe von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt, und zwar von links nach rechts. Das legt den Schluss nahe, dass er hinter ihr war, wahrscheinlich auf ihr drauf, und ihren Hals nach hinten bog, um den Schnitt auszuführen. Es gab keine Anzeichen von Kampfverletzungen, das heißt, dass sie sich wohl nicht gewehrt hat. Das Messer hatte eine glatte Klinge, so dass die Wunde keine Hinweise auf ein bestimmtes Fabrikat gibt. Auf jeden Fall aber war das Messer sehr scharf. Es ist anzunehmen, dass der Mörder es vorher extra geschärft hat, weil er ihr Leben schnell und relativ schmerzlos beenden wollte.«
»Ich dachte, wir wüssten schon, dass er sie gefoltert hat. Warum lag ihm dann daran, dass sie schnell und schmerzlos starb?«, fragte Hensley.
»Er hatte schon bekommen, was er von ihr wollte, indem er sie vergewaltigte und folterte«, sagte Jim. »Als die Zeit kam, die Sache zu beenden, war er mit ihr fertig. Er wollte sie nur noch zügig loswerden. Ich würde sagen, dass die Art, wie er sie umbrachte, in seinen Augen eine Art Belohnung dafür war, dass sie ihm gegeben hatte, was er von ihr brauchte.«
»Was für ein kranker Geist muss das sein, der glaubt, dass sie ihm irgendetwas gegeben hat?« Bernie runzelte die Stirn. »Sie gab nichts, sondern er nahm ihr einfach alles, sogar ihr Leben.«
»Unser Bursche ist nicht bloß ein kranker Perverser. Er ist darüber hinaus auch noch schlau«, sagte Charlie. »Er hat ihr die Finger- und Fußnägel geschnitten, um alle Spuren zu beseitigen. Und
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