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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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einen Arm, und dann führten sie sie die Treppe zur Küche hinab. Vor der Kellertür blieben sie stehen.
    »Ich gebe dir einen Rat«, sagte Gerlinde. »Es klingt vielleicht merkwürdig, wenn es von einer Quasselstrippe wie mir kommt. Aber sprich auf keinen Fall über Freitag oder das Ritual. Am besten, du sagst gar nichts.«
    »Und ich habe auch einen Vorschlag zu machen«, sagte Jeanette. »Ich weiß nicht, wie es bisher zwischen euch sexuell gelaufen ist, aber jetzt wäre es an der Zeit, deiner eigenen Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Kein bisschen.«
    »Man nennt es Verführung«, sagte Gerlinde. »Du weißt doch, wie das geht. Du warst doch mal Schauspielerin.«
    »Aber du darfst es nicht vortäuschen«, mahnte Jeanette. »Es muss schon von Herzen kommen.«
    »Oder auch ein bisschen tiefer«, fügte Gerlinde grinsend hinzu.
    Aufgeregt stieg Carol hinab in Andrés Zimmer. Als sie es betrat, war es stockdunkel. Sie knipste die kleine Lampe über dem Bett an. Wie in der Nacht zuvor saß Andrd wieder in dem Sessel am Kamin, nur dass diesmal kein Feuer brannte. Der Raum war kalt und düster.
André wandte sich nicht zu ihr um.
    Carol biss sich auf die Unterlippe und schmeckte den Lippenstift. Wenn wir Sex hatten, hat immer er angefangen, dachte sie. Das ist alles so neu für mich. Ich weiß gar nicht, was ich machen soll.
    Sie schloss die Augen und atmete in langen, tiefen Zügen, stellte sich vor, dass die Luft ihre Lungen füllte, weiter hinab in den Bauch wanderte und tiefer, bis sie ihre Genitalien anschwellen ließ. Sie versuchte sich zu entspannen und ihre Kräfte dort zirkulieren zu lassen, um eine erotische Quelle zu finden, die sie anzapfen konnte. Die Schauspielübung ließ ihre Gedanken in die Vergangenheit wandern, um Jahre zurück zu den Stücken, bei denen sie im College mitgemacht hatte und später dann am Amateurtheater in Philadelphia. Sie hatten ihr nie eine Hauptrolle gegeben. In der Regel hatte sie nur für nichts sagende Nebenrollen vorgesprochen und diese auch bekommen, zum Beispiel die Rolle der Cathleen in Eines langen Tages Reise in die Nacht. Aber einmal hatte sie im Schauspielunterricht die erste Szene aus Die Katze auf dem heißen Blechdach vorgespielt. Ihre Darbietung hatte den ganzen Kurs in Staunen versetzt. Sie war stets davon überzeugt gewesen, dass sie die Rolle der sinnlichen Maggie bis zum Schluss hätte spielen können.
    Als sie die Augen aufschlug, war ihr Kopf etwas klarer, und sie war sogar ein bisschen erregt. Ihre Brustwarzen pressten sich gegen den weichen, kühlen Satin. Ihr ganzer Körper war wie elektrisiert. Das war ihr auf der Bühne ein paarmal passiert, wenn alles glatt lief und sie mit ihrer Rolle verschmolz.
    Ohne André anzublicken, ging sie an den Kamin und kniete dort nieder. Zunächst legte sie etwas Anmachholz und Papier zurecht und zündete es an. Sie sah zu, wie es Feuer fing, und versuchte, sich auf ihr Tun zu konzentrieren. Als die Flammen emporzüngelten, legte sie ein paar Zweige nach und stellte dann zwei Scheite schräg gegeneinander. Nach einer Weile verbreiteten sich die Wärme und der angenehme Duft nach Zedernholz im Raum.
    Langsam, betont sinnlich wandte sie sich um. André beobachtete sie. Auf seinem Gesicht lag ein gequälter Ausdruck, Angst und Zweifel spiegelten sich darin. Er hatte die ausgestreckten Beine auf den Hocker gelegt, den Ellenbogen auf die Lehne des Sessels und den Kopf in die Hand gestützt. Carol ging hinüber zum Sessel und kniete
daneben nieder. Sie hatte ihn noch nie so verloren und verzweifelt gesehen. Irgendwie fand sie dies anziehend.
    »Woher hast du das?«, wollte er wissen und schnippte mit den Fingern gegen eine der Schleifen.
    »Von Jeanette.«
    Seine Hand wanderte zurück, um erneut seinen Kopf zu stützen. Er seufzte. »Haben sie dir gesagt, du sollst mich verführen?«
    Carol erwiderte nichts darauf.
    »Das hilft auch nicht. Nichts kann da helfen.«
    Sie glitt vor den Sessel. Die ganze Zeit über nahm er kein Auge von ihr. Lass dich bloß nicht in diese Negativität hineinziehen, ermahnte sie sich. Anstatt ihm zu viel Beachtung zu schenken, konzentrierte sie sich auf ihre Atmung, sog die Luft ein, so tief sie konnte, und ließ sich von der Energie ihrer Rolle als lüsterne Verführerin durchströmen. Ein Prickeln durchfuhr ihre Schamlippen.
    Fast ohne ihr Zutun setzten ihre Hände sich in Bewegung. Sie öffnete seinen

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