Kind der Nacht
Zauber brach, als die Tür geöffnet wurde. Es war André. In den Raum kehrte wieder Leben ein, die Gespräche wurden wieder aufgenommen. Die Uhr schlug Mitternacht.
André wirkte erholt, nicht mehr hungrig, und Carol fiel auf, wie gut er aussah, fast als begegnete sie ihm zum ersten Mal.
Jeanette und Julien ließen voneinander ab und unterhielten sich auf Französisch mit Karl. Gerlinde kehrte zurück und trat zu ihnen und redete mit ausholenden Gesten in deutscher und französischer Sprache auf sie ein. Claude kam mit einem Mädchen im Teenageralter herein. Sie hatte ein frisches Aussehen und diskutierte mit ihm auf Englisch lebhaft darüber, ob nun der Atlantik, der Pazifik oder der Indische Ozean das interessantere Meer sei. Lediglich Chloe ließ sich von dem Sprachengewirr nicht beeindrucken. Schweigend starrte sie auf die Karten und rührte sich nicht.
Carol sah all dem zu, beobachtete. Sie war fasziniert, zugleich fühlte sie sich jedoch ausgeschlossen, allein, als Fremde. Niemand schenkte ihr auch nur die geringste Beachtung, worüber sie sich einerseits ärgerte, andererseits aber auch dankbar war.
Schließlich löste André sich von den anderen. Er sprach kurz mit Chloe und bedeutete Carol dann aufzustehen. Es traf sie tiefer als sonst, dass er sie wie eine Untergebene behandelte, wie ein Schoßtier. Sei nicht dumm!, sagte sie sich. Nichts hat sich geändert. Morgen werde ich frei sein. Was interessiert es mich, was er tut?
Gerade als sie den Raum verlassen wollten, rief Jeanette ihr nach: »Warte eine Sekunde!« Sie nahm eine der Karten vom Tisch - diejenige, die niemand zu deuten wusste - und gab sie Carol. »Nimm sie besser mit!«
Carol folgte André die Treppen hinauf ins Schlafzimmer. Er schloss die Tür ab, drehte sich um und sah sie eindringlich an.
Sie befahl sich, ruhig zu bleiben. Er wird mir schon kein Blut nehmen -jedenfalls nicht heute Abend!
»Zieh das aus!«
Während sie den Kaftan ablegte, entkleidete er sich ebenfalls. Mit einem leichten Kopfnicken bedeutete er ihr, zu ihm zu kommen. Mittlerweile wusste sie, was seine Gesten zu bedeuten hatten, was er wollte und wie er es wollte.
Sie legten sich hin, und er drang sofort in sie ein, zunächst jedoch ohne ein weiteres Mal zuzustoßen. Seine Arme glitten unter ihre Schenkel, hoben sie an, bis sich ihre Knie beinahe über ihrem Kopf befanden. Seine Hände umfingen ihre Handgelenke, nagelten sie fest wie einen auf ein Brett gespießten Schmetterling. Erst als sie sich nicht mehr zu rühren vermochte, begann er sich langsam zu bewe gen. Sie lauschte auf das Reiben seiner nackten Haut gegen ihre Feuchtigkeit und fragte sich, warum es sie so sehr erregte.
Er hielt inne, und seine Zunge erkundete ihren Mund, ihre Zunge, in warmen, feuchten Küssen. Dann stieß er wieder zu, glitt in sie und wieder hinaus. Und wieder hinein. Ihre Erregung wuchs. Abermals hielt er inne, um an ihrer Brustwarze zu saugen. Fest und steif ragte sie ihm entgegen, als seine Lippen sich darum schlossen.
Ihr entfuhr ein Stöhnen, und sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie ihn begehrte. Erneut stieß er zu und hielt wieder inne, um sie zu küssen. Und wieder glitt er in sie hinein und hielt inne, um die andere Brustwarze zu stimulieren. Und so ging es weiter, während die Nacht verging. Erst erregte er sie, dann wartete er ab, bis sie es kaum noch aushielt, er beherrschte sie und schürte das Feuer, das in ihr brannte.
Carol gab sich ihm hin und verlor jede Kontrolle. Was blieb, war die Leidenschaft, ein Sinnestaumel, der ihren Körper vor Sehnsucht und nie gekanntem Verlangen beben ließ. Doch jedes Mal zog er sich, kurz bevor sie zum Höhepunkt gelangte, zurück und steigerte ihre Erregung nur weiter.
Sie vergaß, dass sie ihn hasste, ihn fürchtete, vergaß, wer und was er war, was er ihr angetan hatte und immer noch antun konnte. Nichts spielte mehr eine Rolle. Sie würde alles darum geben, wenn er sie nur endlich zum Höhepunkt brachte.
»Willst du mich?«, flüsterte er, während seine Zunge über ihre Brustwarze strich. Sie fühlte sich rau an, und das Gefühl jagte einen Schauder durch ihren Körper.
»Oh ja!«, erwiderte sie bebend, ebenfalls flüsternd.
»Wie sehr?«
»Sehr.«
»Dann bettle darum!« Damit schlossen sich seine Lippen um ihre Brustwarze.
»Ich will dich«, stieß sie leise, mit sanfter Stimme hervor. Sie war ihrer Erregung kaum noch Herr. »Ich will dich so sehr. Bitte,
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