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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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sein, wenn er die Nachricht erhält.«
    Der Polizist blieb sitzen und rauchte weiter, während er sie durch den bläulichen Qualm hindurch musterte. Sie wusste, dass sie ihn hatte. Die juristische Ausbildung und jahrelanger Schauspielunterricht hatten ihren Blick für Menschen geschärft. Und sie wusste ebenfalls, wann es an der Zeit war, einen wirkungsvollen Abgang zu inszenieren.
    Es war eine warme Mainacht, heiß, aber nicht schwül. Der Himmel war klar und mit Sternen übersät, und der Vollmond schien.
    Carol trug ein leichtes weißes Sommerkleid und Schuhe mit flachen Absätzen, dazu eine Umhängetasche aus hellem Leinen, in der sie das Notwendigste verwahrte. Sie wartete im Schatten einer Halle, in der Fisch gelagert wurde, in der Nähe der Stelle, an der damals sein Wagen geparkt gewesen war. Obwohl in dieser Straße so gut wie keine Fußgänger oder Fahrzeuge unterwegs waren, verspürte sie das Bedürfnis, sich zu verstecken. Es war eine gefährliche Gegend, und aller Wahrscheinlichkeit nach durchstreifte Schlimmeres als ein selbst ernannter Vampir die Nacht.
    Um fünf nach zwölf sollte das Taxi wieder hier sein, um sie mitzunehmen. Carol blickte auf ihre Armbanduhr: halb zwölf. Seit neun war sie jetzt hier, und von dem langen Stehen taten ihr die Füße weh. Und so langsam verließ sie nun auch der Mut. Vielleicht kommt er ja gar  nicht, dachte sie. Vielleicht hat LePage die Nachricht gar nicht weiter geleitet. Zudem fragte sie sich, warum sie in den drei Nächten, die sie  die Stadt jetzt nach ihm absuchte, seinen Wagen noch nicht gesehen  hatte. Das, was sie hier anstellte, war doch verrückt. Wahrscheinlich  würde er ihr ohne weitere Umstände einfach das Blut aussaugen. Das  hatte er doch die ganze Zeit über gewollt. Doch nichts von alldem  spielte im Augenblick eine Rolle. Sie war verzweifelt und nieder geschlagen, und der Gedanke, von seiner Hand schnell zu sterben,  erschien ihr durchaus verlockend.
    Zehn Minuten vor Mitternacht fuhr die silberfarbene Limousine vor  und parkte einen halben Block von ihr entfernt. Der Fahrer schaltete  die Zündung aus, und die Lichter verloschen. Der Wagen stand ein fach nur da, und niemand stieg aus.
    Carol atmete tief durch. Mit einem Mal war sie aufgeregt. Sie zwang  sich dazu; aus dem Schatten ins Licht einer Straßenlaterne zu treten,  und näherte sich dem Heck des Wagens. Das Klacken ihrer Leder sohlen war auf den Pflastersteinen laut und deutlich zu hören.
    Der Fahrer stieg aus, schloss die Tür, zündete sich eine Zigarette an  und ging in der entgegengesetzten Richtung davon. Als sie auf der  Höhe der Limousine war, schwang die Fondtür auf und versperrte ihr  den Weg - als ob sie nach all der Mühe, der sie sich unterzogen hatte,  einfach vorbeispazieren könnte. Carol warf einen vorsichtigen Blick  ins Innere. André saß mitten auf der Rückbank.
    »Steig ein!«, sagte er.
    Nachdem sie Platz genommen hatte, langte er quer über sie und zog  die Tür zu. Dann schaltete er die Innenbeleuchtung ein. Er blickte sie  an und sie ihn. Eine Zeit lang sagte keiner von beiden ein Wort.
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht wiederkommen. Bist du  schwer von Begriff oder hast du sie nicht mehr alle?«
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Komm hierher, neben mich!«
    »Deshalb bin ich nicht hergekommen.«
    »Es ist mir egal, weshalb du zurückkommst.« Er packte sie am Arm  und zog sie mit einem Ruck zu sich. Auf einmal waren seine Lippen  und Hände überall. Er langte ihr unter den Rock und riss ihr den Slip  weg, dann zog er ihr das Kleid über den Kopf und zerriss dabei ihr  Oberteil. Gleichzeitig streifte er seine Pumas von den Füßen und zog  sein T-Shirt aus.
    »Lass das! Hör mir zu!«
    Seine Lippen brachten sie zum Schweigen. Carol wehrte sich, hatte ihm jedoch nichts entgegenzusetzen. Er drückte sie in den Sitz, sodass sie die Arme nicht bewegen konnte. Unterdessen entledigte er sich rasch seiner Hose und zwang ihr die Beine auseinander, schob das eine hoch unter die Heckscheibe, das andere auf den Boden. In der drangvollen Enge des Wagens fiel er über sie her wie ein wild gewordenes Tier. Er kam sofort, blieb aber auf ihr liegen. Beide waren sie schweißgebadet und atmeten heftig.
    Carol hatte schreckliche Angst. Sie schalt sich eine Närrin. Wie konnte sie nur so naiv gewesen sein, sich abermals in seine Klauen zu begeben. Jetzt, dachte sie, wird er mir wahrscheinlich das Blut aussaugen. Ich

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