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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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von euch einschüchtern zu lassen!«
    Sie bebte am ganzen Körper. Sie war aufs Heftigste erregt, und in ihr wütete der Mut der Verzweiflung. Ihr verstörter Blick fiel auf das große Panoramafenster. Sie stellte sich vor, wie es wohl wäre, sich hindurchzustürzen. Sie befanden sich im Erdgeschoss, also würde der Sturz nicht tödlich sein. Aber sie sah sich bereits das bruchsichere Glas durchbrechen... hörte, wie es zersplitterte, und spürte dm dumpfen Aufschlag auf dem Boden. Sie raffte eine Hand voll Scherben zusammen und schlitzte sich in einer schnellen Bewegung beide Handgelenke auf, durchtrennte die Adern in ihren Kniekehlen. Ein rascher Schnitt am Hals, wo sie eine Arterie traf. Nur ein paar Sekunden, dann bin ich tot, und sie können nichts tun, um mich zu retten!
    »Immer mit der Ruhe, Kleines!« Gerlinde packte Carol mit festem Griff an den Schultern, blickte ihr tief in die Augen und riss sie aus ihren makabren Gedanken. Carol kehrte in die Wirklichkeit zurück. »Du brauchst nicht gleich durchzudrehen! Davon geht die Welt nicht unter.«
    Irgendwie wusste Carol, dass Gerlinde verstand, was in ihr vorging. Mit einem Mal fühlte sie sich wieder elend und erschöpft, niedergeschlagen und voller Angst. Ehe sie es sich versah, fand sie sich weinend wie ein kleines Kind in Gerlindes Armen wieder und hörte nicht mehr auf zu schluchzen. »Ich kann nicht! Ich kann das nicht tun. Das könnt ihr nicht von mir verlangen. Ich kann das nicht!«
    Die beiden Frauen blieben bei ihr sitzen. Karl machte ihr eine Tasse Kräutertee. Sie standen ihr bei, alle bis auf André, der auf Distanz blieb. Die drei redeten auf sie ein, um ihr klar zu machen, dass sie nicht allein sei, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um ihr zu helfen.
    Carol wusste, dass sie den Eindruck erwecken wollten, sie stünden auf ihrer Seite. In Wahrheit jedoch blieb ihr gar keine andere Wahl.
    Nach einer Weile erklärte sie ihnen: »Ich will es nicht tun, aber ich nehme an, ich muss wohl. Allerdings habe ich da ein paar Bedingungen. Wenn ihr sie erfüllt, verspreche ich, dass ich nicht versuchen werde, mir oder dem Baby etwas anzutun.«
    »Und was für Bedingungen stellst du?«, wollte Chloe wissen.
    Carol blickte sie an. »Ich will mich frei bewegen können. Ich will auch mal rausgehen, wenn ich möchte. Ich lasse mich doch nicht acht Monate lang hier einsperren.«
    »Ich bin sicher, wir finden da eine Lösung«, versicherte ihr Chloe.
    »Ich will regelmäßig von einem Arzt untersucht werden, nur um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.«
    Sie sahen einander an. »Das wird schwierig, aber wir können es arrangieren.«
    »Und ich werde ein paar Sachen brauchen:.Kleidung, Bücher, Filme und was weiß ich noch alles.«
    »Kein Problem«, meinte Gerlinde.
    Carol blickte André an. Er erwiderte ihren Blick. »Und er muss versprechen, dass er mich in Ruhe lässt.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Carol, Liebes«, sagte Chloe in beruhigendem Tonfall, »ich habe dir doch bereits gesagt, dass du gemäß den Gesetzen unserer Welt André gehörst. Er hat das letzte Wort in dieser Angelegenheit. Und eines wissen wir mit Sicherheit über derartige Schwangerschaften, nämlich dass man der männlichen Seite Zugang gewähren muss.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Dass du es mit ihm tun musst«, erklärte Gerlinde.
    »Nein, das lehne ich ab!«
    André lachte.
    »Carol, lass es mich dir erklären«, sagte Chloe. »Das Kind, das du in dir trägst, wird automatisch deinen Einfluss spüren. Ich habe ein Buch, das du vielleicht lesen solltest - Das geheime Leben des ungeborenen Kindes. Es listet Fallbeispiele auf, die den pränatalen Einfluss der Mutter auf den in ihrem Leib befindlichen Fötus belegen. Und es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass der Vater einen gleichermaßen starken Einfluss ausübt, wenn er zugegen ist. Bei deinem Kind nun verhält es sich so, dass es zwischen deiner und unserer Welt hin und her gerissen ist. Und da wir es, so weit wir nur können, auf unsere Seite ziehen wollen, muss André das Recht eingeräumt werden, dem  Fötus so nahe wie nur möglich zu sein, damit sein Einfluss klar und  deutlich ist. Er muss eine Beziehung zu dem Kind aufbauen.«
    »Ich habe keine Ahnung, worauf ihr hinauswollt«, sagte Carol. Zugleich hegte sie die Befürchtung, dass sie sehr wohl verstand.
    André war derjenige, der ihr eine Antwort gab. »Sie will damit sagen, dass ich so

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