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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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er war so anders - die meisten Kerle damals waren entweder zu bescheuert oder gleich komplette Idioten. Erst zwei Jahre, nachdem wir uns kennengelernt hatten, merkte ich, was mit ihm los war.«
    »Erst nach zwei Jahren? Hat er denn nicht versucht, dir das Blut abzuzapfen?«
    »Natürlich. Und manchmal hat er es sogar geschafft. Als ich jung war, war ich ziemlich durchgedreht und bereit, alles wenigstens einmal auszuprobieren. Er machte mir klar, dass unser Sexualleben noch besser sein würde, wenn er ein bisschen von meinem Blut trank, und dass die Keime in unseren Körpern sich miteinander vermischen würden und er wahnsinnige Einsichten in die Welt der Mikroben gewinnen könnte, und das würde ihm beim Schreiben helfen. Na ja, damals war ich begierig nach allem, was mit Kunst zu tun hatte.«
    Carol platzte beinahe vor Lachen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Wie hast du herausgefunden, dass er, du weißt schon, ein Vampir ist?«
    »Eines Nachts hat er es mir gestanden. Damals habe ich ihm natürlich nicht geglaubt, obwohl ich ja wusste, dass er ziemlich merkwürdig war. Ich meine, ich habe ihn zwei Jahre lang weder essen noch trinken sehen - bis auf ein bisschen Wasser und mein Blut -, und er kam immer nur nachts. Außerdem wollte er mir nicht verraten, wo er wohnte. Aber da gingen wir schon fest miteinander, und ich akzeptierte ihn einfach so, wie er war. Jeder in der Szene war ein bisschen durchgeknallt, sodass er eigentlich gar nicht auffiel. Und er war unglaublich romantisch. Er hat mir immer gesagt, ich hätte einen Schlafzimmerblick.« Dazu klimperte Gerlinde ein paarmal mit den Wimpern.
    »Nun, wir gingen in diesen britischen Film, nach dem alle so verrückt waren - Dracula mit Christopher Lee in der Hauptrolle. Danach zog ich ihn auf: >Hey, Karl, vielleicht ist das ja ein Verwandter von dir.< Daraufhin sah er mich ganz komisch an, und dann sagte er mir, was er war und weshalb er mein Blut getrunken hatte. Ich dachte natürlich, er mache nur Spaß. Etwa eine Woche lang lief ich herum und nannte ihn Nosferatu. Und dann, eines Nachts, zwang er mich, ihm zuzuhören. Er zeigte mir seine Zähne. Du kannst es mir glauben oder nicht, aber mir war nie aufgefallen, wie lang sie waren. Er erzählte mir alles über sein Leben, und mit einem Mal ergaben auch Kleinigkeiten einen Sinn. Bei all dem war er sehr ernst. Er sagte mir, dass er sich wünschte, ich wäre wie er und würde in alle Ewigkeit bei ihm bleiben, und dass er mich dazu machen könne, aber nur, wenn ich es wirklich wollte. Er sagte, er wolle mir Zeit geben, darüber nachzudenken. Wenn ich einwilligte, gut. Wenn ich Nein sagte, würde er gehen, und ich würde ihn niemals wiedersehen, weil es zu gefährlich wäre, bei jemandem zu bleiben, der wusste, was er war. Außerdem würde es ihm viel zu sehr wehtun, mich in der Nähe zu haben und zu wissen, dass er mich nicht haben könne, und mich alt werden und sterben zu sehen. Ich sage dir, Kindchen, als er ging, da zitterte ich wie Espenlaub.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Carol. Er ist so anders als André, dachte sie. Karl war nett zu Gerlinde, er hatte sie noch kein einziges Mal bedroht. Sie fragte sich, welche Schandtat aus einem früheren Leben sie wohl zu büßen hatte, dass sie an einen solchen Sadisten geraten war.
    »Na ja, zwei Wochen vergingen«, redete Gerlinde weiter, »und sie waren für uns beide die Hölle. Ich überlegte und überlegte und konnte mir nicht klar darüber werden, ob ich nun verrückt war oder er oder was auch immer. Ich versuchte, mit meinen Freundinnen zu reden, aber sie lachten mir nur ins Gesicht. >Er hat eine Neurose, Blanche<,
sagten sie mir. Endstation Sehnsucht war damals gerade groß im Gespräch. Wie dem auch sei, er kam zurück, weil er es ohne mich nicht aushielt, und ich stellte fest, dass ich ihn ebenso sehr vermisst hatte wie er mich, und, na ja, unsere Hormone machten Überstunden, und wir machten ein bisschen rum und vögelten, und es war toll und dann, na ja, führte eines zum anderen und ich sagte Ja. Es war wohl so etwas wie eine Art Hochzeit.«
    »Hast du es jemals bedauert?«
    »Bisher noch nicht. Ich habe alles, was ich möchte.«
    »Aber macht es dir nicht manchmal zu schaffen - das Blut, meine ich. Ich habe dich gesehen, wenn du Hunger hast. Dann siehst du ganz abgemagert aus, so als würdest du leiden. Ihr seht alle so aus, nur bei Chloe habe ich es bisher noch nicht

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