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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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eisern. »Dazu habe ich mich nicht erst heute Abend entschieden. Seit Monaten denke ich über nichts anderes nach. Ich werde mein Kind nicht hergeben. Und ihr könnt nichts tun, um mich dazu zu bewegen.«
    Alles schwieg.
    Anscheinend wusste keiner mehr etwas zu sagen - bis auf Gerlinde. »Dann hole ich schon mal das Plasma.«
    Als André zurückkehrte, nahm Chloe ihn beiseite und unterrichtete ihn über die Neuigkeit. Er zeigte sich nicht annähernd so überrascht wie die anderen und sah das Ganze merkwürdigerweise auch nicht so schwarz.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, erklärte er Carol, »und ich kann noch nicht einmal sagen, ob ich dafür bin. Du musst eine von uns werden.«
    »Ein Vampir?«
    »Ich wünschte, du würdest dieses Wort nicht gebrauchen«, sagte Gerlinde. »Es gruselt mich so.«
    »Der Vorgang ist relativ harmlos, zumindest für dich«, sagte André.
    »Aber das will ich nicht. Ich will so bleiben, wie ich bin, und mein Kind zu einem Menschen erziehen.«
    »Kommt gar nicht in Frage!«, meinte Karl.
    »Denk drüber nach«, sagte André. »Du hast Zeit. Wir alle haben Zeit, uns zu entscheiden. Es ist die einzige Möglichkeit.«
    Carol fiel auf, dass Julien sich abseits hielt, aber interessiert zuhörte. Ihre Blicke trafen sich. Sie hatte den Eindruck, dass er etwas sah, was niemand sonst in diesem Raum wahrnahm, auch sie nicht.
    Vom achten bis zum neunten Monat wurden die körperlichen Beschwerden unerträglich. Carol konnte weder lange sitzen noch stehen und verspürte eine ständige innere Unruhe. Ihr Rücken hörte nicht mehr auf wehzutun.
    Bis auf einen täglichen Spaziergang am Strand verließ sie das Haus nur noch selten. Weil sie sich so unwohl fühlte, verbrachte sie ganze Tage lieber in ihrem Zimmer, wo sie ständig die Stellung wechseln konnte, als mit André. In den Abendstunden war sie entweder unten bei den anderen oder mit ihm allein.
    Sie gingen nicht mehr miteinander ins Bett; keine Stellung war bequem, und Chloe hatte ihre Befüchtung zum Ausdruck gebracht, das Kind könne einen Schaden davontragen. Dennoch hatten sie sehr viel Körperkontakt und redeten viel miteinander, mehr als zuvor. Auf unerklärliche Weise hatte sich etwas an ihm verändert, aber Carol konnte beim besten Willen nicht sagen, was es nun war. Er war liebenswürdig zu ihr, und das war alles, was sie interessierte. Er tat, was er konnte, für sie, Kleinigkeiten, wie den Rücken massieren und sie in den Arm nehmen, und wenn sie miteinander sprachen, ging er auf eine Art auf sie ein, die sie von ihm nicht gewohnt war. War er früher bedrohlich erschienen, gab er sich ihr gegenüber nun fürsorglich und um ihr Wohlergehen bemüht. Was zwischen ihnen war, hätte Carol niemals als Liebe bezeichnet, zumindest nicht, was sie anging. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie sich näher gekommen waren, und sie begann ihn in einem anderen Licht zu sehen, obwohl sie mittlerweile begriffen hatte, dass er sich tatsächlich grundlegend von ihr unterschied. Sie sah mehr von ihm als nur seine aufbrausende Art.
    Doch je näher der Geburtstermin rückte, desto besorgter wurde sie. »Was, wenn das Kind tagsüber kommt, wenn ich allein bin?«
    »Die Wehen werden mindestens zwölf Stunden dauern. Wenn wir nicht bei dir sein können, werden wir den Arzt rufen, damit du nicht allein bist«, versicherte ihr Chloe.
    »Aber was, wenn etwas passiert? Was, wenn Komplikationen auftreten?«
    »Ich habe so eine Ahnung, dass alles gut gehen wird«, sagte Jeanette. »Das Schlimmste hast du doch hinter dir. Du bist kräftig, und letztlich handelt es sich doch nur um ein Baby. Unsere Zellen unterscheiden sich zwar von den deinen, aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten. Du bringst schließlich kein Ungeheuer zur Welt.«
    Die Wehen begannen um sechs Uhr am Silvesterabend. Die Frauen blieben die ganze Nacht über bei ihr, die Männer hielten sich in der Nähe auf. André war nervöser, als sie erwartet hatte. Ständig kam er aufgeregt ins Zimmer und lief wieder hinaus.
    Gerlinde nannte ihn unentwegt »Papi der Finsternis« und brachte Carol damit trotz ihrer Wehen zum Lachen.
    Der Schmerz war schlimmer als alles, was sie bisher kennengelernt hatte, entsetzlich, um genau zu sein. Chloe hatte ihr beigebracht, wie sie atmen musste, aber sie musste sie ständig daran erinnern, weil Carol dauernd die Luft anhielt, wenn es wehtat. Sie stellte fest, dass sie sich nicht lange hinlegen konnte, sondern es

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