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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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ich irgendjemandem etwas bedeute.«
    Er schien vollkommen verblüfft. »Du hast Halluzinationen.«
    »Mach Liebe mit mir, so als würdest du mich lieben.«
    Er zögerte, doch dann schob er die Decken von ihrem Körper. Sie zitterte vor Kälte. »Ich glaube, das ist keine so gute Idee ...«
    Ein erstickter Laut entrang sich ihrer Kehle, und ihre Hand schloss sich eisern um seinen Arm. Ihre Augen glänzten fiebrig, ihr schwindelte und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Er berührte ihren schweißnassen Körper, legte sich auf sie, ebenso gut, um sie zu wärmen, wie aus einem anderen Grund. Er bewegte sich langsam und etwas gezwungen, küsste sie auf Lippen, Haar und Wangen und zuletzt ihre Brustwarzen, von denen der Schweiß in großen Tropfen perlte. Behutsam liebkoste er sie und drang in sie ein. Sie lachte und weinte zugleich, die meiste Zeit über bemerkte sie jedoch noch nicht einmal, dass er überhaupt da war, sondern sprach mit den Geistern ihrer Vergangenheit, erzählte ihnen all ihre Geheimnisse, von den Gefühlen, die sie stets verborgen und nie jemandem enthüllt hatte.
    Realität und Einbildung verwoben sich miteinander. Doch in ihren klaren Momenten, wenn ihr bitttersüß bewusst wurde, wie er sich bemühte, sie zu lieben, fühlte sie einen Stich im Herzen. Sie schluchzte hemmungslos, blickte zurück auf ihr ödes Leben, das sich vor ihr erstreckte wie eine riesige unerbittliche Wüste, die sie durchquert hatte. Und vor dieser gnadenlosen Hitze erstarben all ihre Illusionen.
    Er hüllte sie wieder in ihre Decken und drückte sie an sich, den ganzen Tag lang, sie zu Tode ermattet und er reglos wie eine Leiche.

17
    Das Fieber wich. Am nächsten Abend fühlte Carol sich zwar schwach, aber sonst war sie recht munter. Im ganzen Haus ließ die Anspannung nach.
    »Schätzchen«, lachte Gerlinde und packte Carol, die auf der längsten Couch ruhte, in eine Decke. »Eine Zeit lang habe ich schon geglaubt, mit dir wäre es aus. Willkommen im Land der Lebenden beziehungsweise in einer ganz guten Reproduktion davon.«
    »Es ist gut, wieder zurück zu sein«, sagte Carol. »Ich bin zwar ein bisschen müde, aber sonst geht es mir gut.«
    »Nun, du musst immer noch auf dich aufpassen«, meinte Chloe. »Wir wollen nicht, dass sich das wiederholt.«
    »Um Gottes willen, nein!«, pflichtete Jeanette ihr bei. »Wir wussten schon nicht mehr, was wir noch anstellen sollten.« Sie stand neben Julien, den Arm locker um seine Schultern, er hatte den seinen um ihre Hüfte geschlungen.
    Alle waren ganz aufgeregt und freuten sich, dass sich Carol wieder erholt hatte. Sie drängten sich um sie, nur André hielt sich im Hintergrund. Er sagte fast nichts und machte ein eigenartiges Gesicht. Nach kurzer Zeit verließ er das Zimmer, und sie hörten den Wagen wegfahren.
    »Du bist jetzt im achten Monat«, sagte Jeanette. »Bald hast du es hinter dir. Freust du dich?«
    In ihrem entrückten Zustand und während ihrer Krankheit hatte Carol darüber nachgedacht. Es schien keine einfache Möglichkeit zu geben, es ihnen mitzuteilen. »Ich möchte das Baby behalten.«
    Schweigen breitete sich über den Raum.
    »Ich weiß, es kommt euch nicht sehr gelegen, aber es gehört mir. Ich werde hier bleiben, wenn ihr es wünscht, oder weggehen. Aber ich möchte das Kind behalten.«
    Chloe setzte sich und blickte sie an.
    Gerlinde pfiff durch die Zähne. »Hier bei uns im Hotel Transylvania  wird es doch nie langweilig.«
    »Ich glaube, du weißt nicht recht, was du sagst«, meinte Jeanette. »Du hast noch ein bisschen Fieber.«
    »Sie weiß sehr wohl, was sie sagt.« Julien blickte Carol aus seinen Furcht einflößenden Augen eindringlich an. Aber Carol glaubte in ihnen noch etwas anderes zu erkennen, etwas, was vielleicht keine Zustimmung war, aber auch keine Ablehnung.
    »Carol, das ist unmöglich«, unterbrach Chloe ihren Gedankengang.
    »Wir haben dir doch erklärt, weshalb das Baby bei uns aufwachsen muss«, sagte Karl.
    »Außerdem«, fügte Chloe hinzu, »würde dein Einfluss alles nur durcheinander bringen. Es wäre eine Qual für das Kind, das ständig nur hin und her gerissen wäre. Es wird für ihn oder sie ohnehin schon schwierig genug sein, sich für einen Weg zu entscheiden. Und da der unsere der überlegene ist, wollen wir es dazu ermutigen. Was du im Moment durchmachst, sind ganz natürliche Muttergefühle; aber das wird vorübergehen!«
    »Nein, das wird es nicht!« Carol blieb

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