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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Eichhörnchen zu sehen waren. Dann kam er in einen Gang ohne Decke, in dem es auch andere Spuren gab, nämlich die eines Mannes. Die Fußabdrücke waren noch ganz frisch, denn es lag keinerlei Schnee in ihnen, und die Nacht zuvor hatte es heftig geschneit. Zuerst dachte er, die Spuren wären seine eigenen, und er wäre irgendwie im Kreis gelaufen und wieder in einen Gang gelangt, in dem er schon gewesen war. Aber die Fußabdrücke waren viel größer als seine eigenen.
    Es gab selbstverständlich ein Dutzend möglicher Erklärungen, aber Garion spürte, wie sein Atem schneller ging. Der Mann im grünen Umhang lungerte noch immer im Palast herum, Asharak der Murgo hielt sich irgendwo in Val Alorn auf, und der flachshaarige Edelmann versteckte sich im Wald mit offensichtlich unfreundlichen Absichten.
    Garion überlegte, daß die Situation gefährlich werden könnte und er bis auf seinen kleinen Dolch unbewaffnet war. Er folgte seiner Spur zurück in ein verschneites Zimmer, das er gerade erkundet hatte.
    Dort nahm er ein rostiges Schwert von einem Haken, das seit ungezählten Jahren vergessen an der Wand hing. Nun fühlte er sich ein wenig sicherer und kehrte zurück, um der stummen Spur zu folgen.
    Solange der Weg des unbekannten Eindringlings durch diesen dachlosen und lange verlassenen Gang führte, war es die Einfachheit selbst, ihm zu folgen: Der unberührte Schnee machte das Spurenlesen leicht. Aber als die Spur über einen Haufen Schutt in die gähnende Schwärze eines Korridors führte, dessen Decke noch intakt war, wurde die Sache etwas schwieriger. Der Staub auf dem Boden war hilfreich, aber er mußte sich oft bücken und niederbeugen. Garions Rippen und Beine waren noch immer etwas steif, und er jammerte und stöhnte jedesmal, wenn er sich bücken mußte, um den Fußboden zu untersuchen. In kürzester Zeit schwitzte er, knirschte mit den Zähnen und dachte daran, die ganze Sache aufzugeben.
    Dann hörte er ein schwaches Geräusch weit vor sich auf dem Gang. Er schrak zurück gegen die Wand und hoffte, daß ihn kein Licht hinter ihm verriet. Weit vor ihm ging eine Gestalt heimlich durch das blasse Licht, das ein einziges kleines Fenster hereinließ. Garion erhaschte kurz das Aufblitzen von etwas Grünem und wußte nun endlich, wen er verfolgte. Er hielt sich dicht an der Wand und bewegte sich in seinen weichen Lederschuhen mit katzengleicher Lautlosigkeit, das rostige Schwert fest im Griff. Wenn jedoch nicht die Stimme des Grafen von Seline so verblüffend nah geklungen hätte, wäre er vermutlich direkt in den Mann hineingelaufen, den er verfolgte.
    »Ist es überhaupt möglich, werter Belgarath, daß unser Feind geweckt werden kann, ehe alle Bedingungen der uralten Prophezeiung erfüllt sind?« fragte der Graf.
    Garion blieb stehen. Unmittelbar vor ihm, in einem engen Spalt in der Wand des Ganges, nahm er eine leichte Bewegung wahr. Der Mann im grünen Umhang trieb sich hier herum und lauschte im Dämmerlicht den Worten, die anscheinend von unten kamen. Garion drückte sich gegen die Wand und wagte kaum zu atmen. Vorsichtig ging er rückwärts, bis er eine weitere Nische fand und in die verbergende Dunkelheit eintauchen konnte.
    »Eine äußerst angebrachte Frage, Belgarath«, sagte die leise Stimme von Cho-Hag von Algarien. »Kann dieser Abtrünnige die Macht, die er nun in Händen hat, dazu benutzen, den Verfluchten wiederzubeleben?«
    »Die Macht ist da«, ertönte die vertraute Stimme von Meister Wolf, »aber vielleicht hat er Angst, sie zu benutzen. Wenn er es nicht richtig macht, wird die Kraft ihn zerstören. Er wird eine solche Tat nicht übereilt angehen, sondern sehr gründlich darüber nachdenken, bevor er es versucht. Dieses Zögern ist es, das uns die wenige Zeit gibt, die wir haben.«
    Dann sprach Silk.
    »Habt ihr nicht gesagt, daß er das Ding vielleicht für sich selbst haben will? Vielleicht plant er, seinen Meister in ungestörtem Schlummer ruhen zu lassen, und sich mit Hilfe der gestohlenen Macht zum König in den Ländern der Angarak aufzuschwingen.«
    König Rhodar von Drasnien kicherte. »Ich glaube nur nicht, daß die Priesterschaft der Grolims so einfach auf ihre Macht in den Ländern der Angarak verzichten und sich einem Außenseiter beugen wird. Der Hohepriester der Grolims ist auch kein schlechter Zauberer, wie man hört.«
    »Verzeih mir, Rhodar«, sagte König Anheg, »aber wenn die Macht in den Händen des Diebes ist, haben die Grolims keine Wahl. Sie müssen seine Herrschaft

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