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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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wollen wir den Gewürzhändler deiner Tante suchen«, sagte er, »und dann ein Nachtquartier – und einen Stall für unser Pferd.« Sie gingen die Straße hinab und ließen Pferd und Wagen neben der Taverne.
    Das Haus des tolnedrischen Gewürzhändlers war ein hohes, schmales Gebäude in der nächsten Straße. Zwei dunkelhäutige, dicke Männer in kurzen Tuniken lungerten auf der Straße vor dessen Tür herum, in der Nähe eines wild aussehenden schwarzen Pferdes, das einen seltsamen, gepanzerten Sattel trug. Die zwei Männer starrten mit gelangweiltem Desinteresse auf die Passanten auf der Straße.
    Meister Wolf blieb stehen, als er sie erblickte.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Garion.
    »Thulls«, sagte Wolf leise und sah die beiden Männer scharf an.
    »Wie bitte?«
    »Die beiden sind Thulls«, sagte der alte Mann. »Sie arbeiten gewöhnlich als Träger für Murgos.«
    »Was sind Murgos?«
    »Die Leute aus Cthol Murgos«, antwortete Wolf kurz. »Südliche Angarakaner.«
    »Die, die wir in der Schlacht von Vo Mimbre geschlagen haben?« fragte Garion. »Warum sind sie hier?«
    »Die Murgos haben den Handel aufgenommen«, sagte Wolf stirnrunzelnd. »Ich hätte nicht erwartet, in einem so abgelegenen Dorf auf einen zu treffen. Wir können genausogut hineingehen. Die Thulls haben uns gesehen, und es könnte merkwürdig aussehen, wenn wir uns jetzt umdrehten und weggingen. Bleib dicht bei mir, Junge, und sage kein Wort.«
    Sie gingen an den beiden untersetzten Männern vorbei und betraten den Laden des Gewürzhändlers.
    Der Tolnedrer war dünn, glatzköpfig und trug ein braunes, gegürtetes Gewand, das bis auf den Boden reichte. Nervös wog er einige Päckchen eines stechend riechenden Pulvers ab, die vor ihm auf der Theke lagen.
    »Guten Tag wünsche ich«, sagte er zu Wolf. »Bitte habe Geduld. Ich komme gleich zu dir.« Er sprach mit einem leichten Lispeln, das Garion komisch fand.
    »Keine Eile«, sagte Wolf mit einer brüchigen, krächzenden Stimme. Garion musterte ihn und stellte mit Erstaunen fest, daß sein Freund gebückt ging und sein Kopf idiotisch wackelte.
    »Sieh nach, was sie brauchen«, sagte der andere Mann im Laden knapp. Er war dunkel und stämmig, trug ein Kettenhemd und hatte ein kurzes Schwert um die Taille gegürtet. Er hatte hohe Wangenknochen und einige finster aussehende Narben im Gesicht. Seine Augen blickten in verschiedene Richtungen, seine Stimme war rauh, und er sprach mit starkem Akzent.
    »Keine Eile«, krächzte Wolf.
    »Meine Angelegenheit hier wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen«, sagte der Murgo kalt, »und ich ziehe es vor, nicht zur Eile gedrängt zu werden. Sag dem Händler hier, was du brauchst, alter Mann.«
    »Meinen Dank also dann«, gackerte Wolf. »Ich habe irgendwo eine Liste.« Er begann dümmlich in seinen Taschen herumzusuchen.
    »Mein Herr hat sie geschrieben. Ich hoffe, du kannst sie lesen, Freund Kaufmann, denn ich kann es nicht.« Schließlich fand er die Liste und übergab sie dem Tolnedraner.
    Der Händler warf einen Blick auf die Liste. »Es wird nur einen Moment dauern«, sagte er zu dem Murgo.
    Der Murgo nickte und starrte ausdruckslos auf Wolf und Garion. Seine Augen verengten sich leicht, und seine Miene veränderte sich. »Du scheinst ein anständiger Bursche zu sein«, sagte er zu Garion. »Wie heißt du?«
    Bis zu diesem Augenblick war Garion sein Leben lang aufrichtig und ehrlich gewesen, aber Wolfs Verhalten hatte seinen Augen eine Welt voller Täuschung und Verstellung geöffnet. Irgendwo in einer Ecke seines Verstandes schien er eine warnende Stimme zu hören, eine nüchterne, ruhige Stimme, die ihm einflüsterte, die Situation könnte gefährlich werden und er sollte etwas unternehmen, um sich zu schützen. Er zögerte nur unmerklich, bevor er seine erste bewußte Lüge äußerte. Er ließ seinen Mund offenstehen und sein Gesicht einen Ausdruck hohlköpfiger Dummheit annehmen. »Rundorig, Euer Ehren«, murmelte er.
    »Ein arendischer Name«, sagte der Murgo, wobei seine Augen noch schmaler wurden. »Du siehst nicht aus wie ein Arendier.«
    Garion glotzte ihn an.
    »Bist du ein Arendier, Rundorig?« drängte der Murgo.
    Garion runzelte die Stirn, als ob er mit einem Gedanken kämpfte, während sein Verstand raste. Die trockene Stimme schlug mehrere Alternativen vor.
    »Mein Vater war einer«, sagte er schließlich, »aber meine Mutter ist Sendarierin, und die Leute sagen, daß ich ihr ähnlich sehe.«
    »Du hast gesagt, war«, sagte der Murgo

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