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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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rasch. »Ist dein Vater denn tot?« Sein vernarbtes Gesicht war gespannt.
    Garion nickte dümmlich. »Ein Baum, den er fällte, fiel auf ihn«, log er. »Es ist schon lange her.«
    Der Murgo schien plötzlich das Interesse zu verlieren. »Hier ist ein Kupferpfennig für dich, Junge«, sagte er und warf gleichgültig eine Münze auf den Boden vor Garions Füße. »Das Bild des Gottes Torak ist darauf geprägt. Vielleicht bringt sie dir Glück – oder wenigstens mehr Verstand.«
    Wolf bückte sich flink und hob die Münze auf, aber die Münze, die er Garion reichte, war ein gewöhnlicher sendarischer Pfennig.
    »Danke dem guten Herrn, Rundorig«, krächzte er.
    »Meinen Dank, Euer Ehren«, sagte Garion und barg den Pfennig fest in seiner Hand.
    Der Murgo zuckte die Schultern und schaute fort.
    Wolf bezahlte dem tolnedrischen Kaufmann die Gewürze, dann verließen er und Garion den Laden.
    »Du hast ein gefährliches Spiel gespielt, mein Junge«, sagte Wolf, sobald sie außer Hörweite der beiden herumlungernden Thulls waren.
    »Du wolltest ihm nicht sagen, wer wir sind«, erklärte Garion. »Ich wußte nicht genau warum, aber ich dachte, ich sollte dasselbe tun wie du. War das falsch?«
    »Du lernst sehr schnell«, sagte Wolf anerkennend. »Ich glaube, wir haben es geschafft, den Murgo zu täuschen.«
    »Warum hast du die Münze ausgetauscht?« fragte Garion.
    »Manchmal sind Münzen aus Angarak nicht, was sie zu sein scheinen«, erklärte Wolf. »Für dich ist es besser, keine davon zu haben. Wir wollen jetzt Pferd und Wagen holen. Der Weg zurück nach Faldors Farm ist lang.«
    »Ich dachte, wir würden uns hier ein Quartier für die Nacht suchen?«
    »Das hat sich geändert. Komm jetzt, mein Junge. Es ist Zeit für uns zu gehen.«
    Das Pferd war sehr müde und trottete den langen Hügel hinauf, aus Obergralt hinaus, als die Sonne vor ihnen unterging.
    »Warum hast du mich den Angarak-Pfennig nicht behalten lassen, Meister Wolf?« fragte Garion wieder. Das Thema beschäftigte ihn noch immer.
    »In dieser Welt gibt es viele Dinge, die etwas zu sein scheinen und in Wirklichkeit etwas anderes sind«, sagte Wolf fast grimmig. »Ich traue Angarakanern nicht und vor allem keinem Murgo. Es wäre außerdem am besten, denke ich, wenn du nie etwas in deinem Besitz hast, was das Bildnis Toraks trägt.«
    »Aber der Krieg zwischen dem Westen und den Angarakanern ist seit über fünfhundert Jahren vorbei«, wandte Garion ein. »Alle sagen es.«
    »Nicht alle«, erwiderte Wolf. »Jetzt nimm den Mantel da hinten aus dem Wagen und decke dich zu. Deine Tante würde es mir nie verzeihen, wenn du dich erkältest.«
    »Ich werde es tun, wenn du es möchtest«, sagte Garion, »aber mir ist überhaupt nicht kalt, und ich bin auch kein bißchen müde. Ich werde dir Gesellschaft leisten.«
    »Das wird mir ein Trost sein, mein Junge«, sagte Wolf.
    »Meister Wolf«, fragte Garion nach einiger Zeit, »hast du meinen Vater und meine Mutter gekannt?«
    »Ja«, sagte Wolf ruhig.
    »Mein Vater ist tot, nicht wahr?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Garion seufzte tief. »Das dachte ich mir«, sagte er. »Ich wünschte, ich hätte sie gekannt. Tante Pol sagt, ich war noch ein Baby, als…« Er konnte es nicht aussprechen. »Ich habe versucht, mich an meine Mutter zu erinnern, aber ich kann es nicht.«
    »Du warst noch sehr klein«, gab Wolf zu bedenken.
    »Wie war sie?« fragte Garion.
    Wolf kratzte seinen Bart. »Normal«, sagte er. »So normal, daß du dich nach keinem von beiden umgedreht hättest.«
    Garion war beleidigt. »Tante Pol sagte, meine Mutter sei sehr schön gewesen«, entgegnete er.
    »Das war sie auch.«
    »Wie kannst du dann sagen, daß sie normal war?«
    »Sie war nicht berühmt oder wichtig«, sagte Wolf. »Auch dein Vater nicht. Jeder, der sie sah, dachte, sie seien nur einfache Dörfler – ein junger Mann mit einer jungen Frau und ihrem Baby, das war alles, was man sah. Das war alles, was man sehen sollte.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es ist sehr kompliziert.«
    »Wie sah mein Vater aus?«
    »Mittelgroß«, antwortete der Wolf. »Dunkles Haar. Ein sehr ernster junger Mann. Ich mochte ihn.«
    »Liebte er meine Mutter?«
    »Über alles.«
    »Und mich?«
    »Selbstverständlich.«
    »An was für einem Ort haben sie gelebt?«
    »Es war ein sehr kleiner Ort«, sagte Wolf. »Ein kleines Dorf nahe den Bergen, weit weg von allen Hauptstraßen. Sie hatten ein Häuschen am Ende der Straße. Es war ein kleines, solides Häuschen. Dein Vater

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