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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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erwachsen ist. Ich gehe nicht, wenn er nicht mitgeht.« Garions Herz machte einen Satz.
    »Pol«, sagte Wolf eindringlich, »denke daran, wo wir vielleicht hingehen müssen. Du kannst den Jungen nicht in solche Hände fallen lassen.«
    »Er wäre in Cthol Murgos oder gar in Mallorea selbst sicherer als hier, wenn ich nicht da bin, um auf ihn aufzupassen«, sagte Tante Pol. »Letztes Frühjahr habe ich ihn mit einem gleichaltrigen Mädchen in der Scheune erwischt. Wie ich sagte, man muß auf ihn aufpassen.«
    Wolf lachte darauf, ein volles, fröhliches Lachen. »Ist das alles?« fragte er. »Du machst dir über solche Sachen zu viele Gedanken.«
    »Wie würde es dir gefallen, wenn wir zurückkämen und feststellten, daß er verheiratet ist und Vater wird?« fragte Tante Pol beißend. »Er würde einen ausgezeichneten Farmer abgeben. Und sollen wir denn noch einmal hundert Jahre warten, bis wieder die richtigen Umstände eingetreten sind?«
    »So weit ist es doch sicher nicht gegangen. Es sind doch nur Kinder.«
    »Du bist blind, Alter Wolf«, sagte Tante Pol. »Das hier ist sendarischer Hinterwald, und der Junge ist dazu erzogen worden, das Angebrachte und Ehrenhafte zu tun. Das Mädchen ist ein glutäugiger kleiner Wildfang, der für meinen Geschmack viel zu rasch heranreift. Im Moment ist die zauberhafte kleine Zubrette eine weit größere Gefahr als jeder Murgo jemals sein kann. Entweder kommt der Junge mit, oder ich gehe auch nicht. Du hast deine Verantwortung, ich die meine.«
    »Wir haben keine Zeit zu streiten«, sagte Wolf. »Wenn es denn so sein muß, dann sei es.«
    Garion erstickte fast vor Aufregung. Er fühlte nur einen vorübergehenden kurzen Schmerz, daß er Zubrette verlassen sollte. Er drehte sich um und blickte frohlockend zu den Wolken empor, die über den Abendhimmel flogen. Und weil er ihr den Rücken zuwandte, sah er nicht, wie Tante Pol sich ihm durch die Küchentür näherte.
    »Der Garten liegt, wenn ich mich recht erinnere, hinter der Südmauer«, sagte sie spitz.
    Garion zuckte schuldbewußt zusammen.
    »Wie kommt es, daß du die Karotten noch nicht ausgegraben hast?« fragte sie.
    »Ich mußte erst den Spaten suchen«, erklärte er nicht sehr überzeugend.
    »Wirklich? Ich sehe, daß du ihn doch noch gefunden hast.« Ihre Augenbrauen waren gefährlich hochgezogen.
    »Gerade eben erst.«
    »Großartig. Karotten, Garion – sofort!« Garion ergriff Eimer und Spaten und eilte von dannen. Es wurde schon dämmrig, als er zurückkehrte, und er sah Tante Pol die Treppen hinaufsteigen, die zu Faldors Wohnräumen führten. Er hätte ihr folgen können, um zu lauschen, aber eine schwache Bewegung in dem dunklen Torbogen von einem der Schuppen ließ ihn statt dessen in den Schatten des Tores zurücktreten. Eine verstohlene Gestalt bewegte sich von dem Schuppen auf den Fuß der Treppe zu, die Tante Pol gerade hinaufgegangen war und schlich lautlos die Stufen empor, kaum daß sie durch Faldors Tür getreten war. Das Licht ließ nach, und er konnte nicht genau erkennen, wer seiner Tante folgte. Er stellte den Eimer ab, griff den Spaten wie eine Waffe und huschte über den Innenhof, sich dabei ständig im Schatten haltend.
    Aus dem Zimmer oben hörte man eine Bewegung, und die Gestalt an der Tür straffte sich schnell und hastete die Stufen hinunter. Garion schlüpfte außer Sicht, den Spaten noch immer bereithaltend. Als die Gestalt an ihm vorbeikam, erhaschte Garion kurz den Geruch nach dreckigen, muffigen Kleidern und altem Schweiß. So sicher, als ob er des Mannes Gesicht gesehen hätte, wußte er, daß es sich bei der Gestalt, die Tante Pol gefolgt war, um Brill, den neuen Farmarbeiter, handelte.
    Die Tür oben an der Treppe öffnete sich, und Garion hörte Tante Pols Stimme. »Es tut mir leid, Faldor, aber es ist eine Familienangelegenheit, und ich muß unverzüglich abreisen.«
    »Ich würde dir auch mehr bezahlen, Pol«, sagte Faldor mit brüchiger Stimme.
    »Geld hat damit nichts zu tun«, antwortete Tante Pol. »Du bist ein guter Mann, Faldor, und deine Farm ist für mich ein Hafen gewesen, als ich einen nötig hatte. Ich bin dir dankbar – mehr als du ahnst –, aber ich muß gehen.«
    »Vielleicht kannst du zurückkommen, wenn diese Familienangelegenheit erledigt ist«, flehte Faldor fast.
    »Nein, Faldor«, sagte sie. »Ich fürchte, nein.«
    »Wir werden dich vermissen, Pol«, sagte Faldor mit tränenerstickter Stimme.
    »Und ich werde dich vermissen, lieber Faldor. Ich habe nie einen

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