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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»nachdem Braldo geheiratet hatte und fortgegangen war.«
    »Und der Murgo-Händler war an Erastide hier, ein paar Monate früher?«
    Tante Pol sah ihn scharf an. »Du glaubst…« Sie beendete den Satz nicht.
    »Ich glaube, es wäre keine schlechte Idee, wenn ich ginge, um ein paar Wörtchen mit Freund Brill zu wechseln«, sagte Wolf grimmig. »Weißt du, wo seine Kammer ist, Garion?«
    Garion nickte, sein Herz klopfte plötzlich wild.
    »Zeig mir den Weg.« Wolf ging von dem Tisch fort, an dem er gelehnt hatte, und sein Schritt war nicht länger der eines alten Mannes. Es war seltsam, als ob die Jahre plötzlich von ihm abgefallen wären.
    »Sei vorsichtig«, warnte Tante Pol.
    Wolf kicherte, und es klang drohend. »Ich bin immer vorsichtig. Das solltest du inzwischen wissen.«
    Garion führte Wolf rasch auf den Hof und ans andere Ende, wo eine Treppe auf den Gang führte, von dem die Zimmer der Farmarbeiter abgingen. Sie gingen hinauf; ihre weichen Lederstiefel machten kein Geräusch auf den ausgetretenen Stufen.
    »Hier entlang«, flüsterte Garion, ohne recht zu wissen, warum er eigentlich flüsterte.
    Wolf nickte, und sie gingen schweigend die Galerie entlang.
    »Hier«, flüsterte Garion und blieb stehen.
    »Bleib zurück«, wisperte Wolf. Er berührte die Tür mit den Fingerspitzen.
    »Ist sie verschlossen?« fragte Garion.
    »Das ist kein Problem«, antwortete Wolf leise. Er legte seine Hand auf die Klinke, ein Klicken ertönte, und die Tür schwang auf. Wolf trat ein, Garion dicht hinter ihm.
    Es war völlig finster in dem Raum, und der säuerliche Gestank von Brills ungewaschenen Kleidern hing in der Luft.
    »Er ist nicht hier«, sagte Wolf mit normaler Stimme. Er fummelte an seinem Gürtel herum. Garion hörte das Schaben von Feuerstein auf Stahl, und ein paar Funken stoben. Ein Stück abgenutztes Seil fing die Funken und begann zu glimmen. Wolf pustete sekundenlang auf den Funken, bis er aufflammte. Er hob das brennende Seil über seinen Kopf und sah sich in dem leeren Raum um.
    Der Fußboden und das Bett waren mit zerknüllten Kleidern und persönlichen Habseligkeiten bedeckt. Garion wußte sofort, daß es sich hierbei nicht um einfache Unordnung handelte, sondern daß es Zeichen eines hastigen Aufbruchs waren. Woher er das allerdings wußte, war ihm nicht klar.
    Wolf blieb einen Augenblick mit seiner kleinen Fackel stehen. Sein Gesicht wirkte irgendwie leer, als ob sein Verstand nach etwas suchte.
    »Die Ställe«, sagte er scharf. »Rasch, Junge!«
    Garion drehte sich um und stürzte aus dem Raum, Wolf dicht hinter ihm. Das brennende Stück Seil fiel in den Hof hinunter und erhellte ihn dabei flüchtig, als Wolf es beim Laufen über das Geländer warf.
    Im Stall war Licht. Es war schwach, teilweise verdeckt, aber dünne Strahlen schienen durch die verwitterte Tür. Die Pferde waren unruhig.
    »Bleib hier, mein Junge«, sagte Wolf, als er die Stalltür aufriß. Brill war drinnen und mühte sich ab, ein Pferd zu satteln, das vor seinem ranzigen Gestank zurückschreckte.
    »Du gehst, Brill?« fragte Wolf und trat mit verschränkten Armen in die Tür.
    Brill wirbelte gebückt herum und knurrte. Sein schielendes Auge glitzerte weißlich in dem halbverdeckten Lichtschein der Laterne, die von einem Nagel an einer der Pferdeboxen hing. Seine schlechten Zähne schimmerten hinter den zurückgezogenen Lippen.
    »Ein komischer Zeitpunkt für eine Reise«, meinte Wolf trocken.
    »Komm mir nicht in die Quere, alter Mann«, sagte Brill drohend. »Du wirst es sonst bedauern.«
    »Ich habe schon vieles in meinem Leben bedauert«, sagte Wolf. »Ich glaube nicht, daß es auf eins mehr oder weniger ankommt.«
    »Ich habe dich gewarnt«, schnaubte Brill. Seine Hand fuhr unter den Umhang und kam mit einem kurzen, rostfleckigen Schwert wieder zum Vorschein.
    »Sei nicht dumm«, sagte Wolf voller Verachtung.
    Garions Hand war beim ersten Aufblitzen des Schwertes zu seinem Gürtel gefahren und hatte seinen Dolch gezogen, dann trat er vor den unbewaffneten alten Mann.
    »Zurück, Junge«, bellte Wolf.
    Aber Garion hatte schon einen Schritt nach vorn getan, den schimmernden Dolch vor sich ausgestreckt. Später, als er Zeit zum Nachdenken hatte, konnte er sich nicht erklären, warum er so gehandelt hatte. Ein tief sitzender Instinkt schien das Kommando übernommen zu haben.
    »Garion«, rief Wolf, »aus dem Weg!«
    »Um so besser«, sagte Brill und hob sein Schwert.
    Und dann war Durnik da. Er schien aus dem Nichts zu kommen,

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