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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Faldor. »Du wirst mich nicht überlisten, über Geschäftliches zu sprechen.«
    Der Murgo lächelte kurz, ein Ausdruck, der auf seinem vernarbten Gesicht seltsam wirkte. »Man kann es immer mal versuchen«, sagte er. »Ich möchte jedoch deinem Koch ein Kompliment machen.«
    »Ein Kompliment für dich, Pol«, sagte Faldor mit leicht erhobener Stimme. »Unserem Freund aus Cthol Murgos sagt deine Kochkunst sehr zu.«
    »Ich danke ihm für das Kompliment«, sagte Tante Pol kühl. Der Murgo sah sie an, und seine Augen weiteten sich leicht, als ob er sie wiedererkennen würde. »Ein wunderbares Mahl, werte Dame«, sagte er und verbeugte sich in ihre Richtung. »Eure Küche ist ein Ort der Magie.«
    »Nein«, erwiderte sie, mit plötzlich hochmütiger Miene, »nicht Magie. Kochen ist eine Kunst, die jeder mit etwas Geduld erlernen kann. Magie ist etwas anderes.«
    »Aber Magie ist auch eine Kunst, edle Dame«, sagte der Murgo.
    »Es gibt viele, die das glauben«, sagte Tante Pol, »aber wahre Magie kommt von innen und ist nicht das Ergebnis von geschickten Fingern, die das Auge täuschen.«
    Der Murgo starrte sie mit hartem Ausdruck an. Sie erwiderte den Blick mit eisigen Augen. Garion, der in der Nähe saß, kam es so vor, als würde zwischen ihnen etwas geschehen, das nichts mit den Worten, die sie sprachen, zu tun hatte – eine Art von Herausforderung schien in der Luft zu hängen. Und dann blickte der Murgo fort, fast als ob er sich fürchtete, die Herausforderung anzunehmen.
    Als die Mahlzeit beendet war, wurde es Zeit für die recht einfache Aufführung, die traditionsgemäß an Erastide gegeben wurde. Sieben der älteren Farmarbeiter, die schon früher fortgeschlüpft waren, erschienen auf der Türschwelle in langen Gewändern mit Kapuze und sorgfältig geschnitzten und bemalten Masken, welche die Gesichter der Götter darstellten. Die Kostüme waren alt und wiesen Knitterfalten auf, da sie das vergangene Jahr über auf Faldors Speicher zugebracht hatten. Langsam schritten die gewandeten und maskierten Gestalten in die Halle und stellten sich am Fuß des Tisches auf, an dem Faldor saß. Dann sprach jeder von ihnen der Reihe nach ein paar Worte, die den Gott identifizierten, den er darstellte.
    »Ich bin Aldur«, ertönte Craltos Stimme hinter der ersten Maske, »der Gott, der alleine lebt, und ich befehle dieser Welt zu sein.«
    »Ich bin Belar«, kam eine weitere vertraute Stimme hinter der zweiten Maske hervor, »der Bären-Gott der Alorner, und ich befehle dieser Welt zu sein.«
    Und so ging es die Reihe hindurch, Chaldan, Issa, Nedra, Mara, und dann schließlich kam die letzte Gestalt, die im Gegensatz zu den anderen ein schwarzes Gewand trug, und deren Maske aus Stahl statt aus bemaltem Holz war.
    »Ich bin Torak«, erklang Durniks Stimme hohl hinter der Maske, »der Drachen-Gott der Angarakaner, und ich befehle dieser Welt zu sein.«
    Eine Bewegung erhaschte Garions Auge, und er sah sich rasch um. Der Murgo hatte sein Gesicht in einer seltsamen, fast zeremoniellen Geste mit den Händen bedeckt. Hinter ihm, an einem entfernteren Tisch, saßen die fünf Thulls mit grauen Gesichtern und zitterten.
    Die sieben Gestalten am Fußende von Faldors Tisch legten ihre Hände ineinander. »Wir sind die Götter«, sagten sie einstimmig, »und wir befehlen dieser Welt zu sein.«
    »Lauscht den Worten der Götter«, deklamierte Faldor. »Die Götter sind willkommen in Faldors Haus.«
    »Der Segen der Götter ruht auf Faldors Haus«, antworteten die sieben, »und auf allen, die mit ihm sind.« Und dann wandten sie sich um und schritten, so langsam wie sie gekommen waren, aus der Halle.
    Danach kamen die Geschenke. Es gab viel Aufregung um sie, denn sie waren alle von Faldor; der gute Mann bemühte sich jedes Jahr lange darum, für jeden das passende Geschenk zu finden. Viele neue Kittel und Hosen, Mäntel und Schuhe kamen zum Vorschein, aber Garion war in diesem Jahr geradezu überwältigt, als er ein schmales, in Tuch gewickeltes Päckchen auspackte und einen hübschen Dolch in einer Scheide fand.
    »Er ist schon fast ein Mann«, erklärte Faldor Tante Pol, »und ein Mann braucht immer ein gutes Messer.«
    Garion probierte natürlich sofort die Klinge seines Geschenks aus und schnitt sich auch prompt in den Finger.
    »Das war wohl unvermeidlich«, sagte Tante Pol, und es war nicht ganz klar, ob sie von dem Schnitt, dem Geschenk selbst oder der Tatsache sprach, daß Garion erwachsen wurde.
    Am nächsten Morgen kaufte der

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