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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Murgo seine Schinken, wonach er und die fünf Thulls abreisten. Ein paar Tage später packten Anhelda und Eilbrig ihre Sachen und begaben sich auf die Rückreise nach Sendar. Auf Faldors Farm kehrte wieder der Alltag ein.
    Der Winter schleppte sich dahin. Der Schnee kam und ging, und dann kehrte der Frühling zurück, wie er es immer tat. Das einzige, was dieses Frühjahr von anderen unterschied, war die Ankunft von Brill, einem neuen Farmarbeiter. Einer der jungen Arbeiter hatte geheiratet, ein kleines Stück Land in der Nähe gepachtet und war fortgezogen, beladen mit Geschenken und guten Ratschlägen von Faldor für sein neues Leben als verheirateter Mann. Brill wurde eingestellt, um ihn zu ersetzen.
    Garion fand, daß Brill eine ausgesprochen unattraktive Bereicherung der Farm war. Hose und Tunika des Mannes waren geflickt und schmutzig, sein schwarzes Haar und der struppige Bart waren ungepflegt, und das eine Auge blickte in eine andere Richtung als sein Gegenstück. Er war ein mürrischer, einzelgängerischer Mann und nicht allzu sauber. Er schien einen beißenden Geruch nach altem Schweiß mit sich zu tragen, der ihn wie eine ansteckende Krankheit umgab. Nach einigen Versuchen, sich mit ihm zu unterhalten, gab Garion auf und mied ihn.
    Der Junge hatte in jenem Frühjahr und Sommer auch andere Dinge, die ihn beschäftigten. Obwohl er sie bis dahin mehr als eine Unannehmlichkeit denn als echten Spielgefährten angesehen hatte, begann er recht plötzlich, von Zubrette Notiz zu nehmen. Er hatte immer gewußt, daß die hübsch war, aber bis zu dieser Zeit war es für ihn unwichtig gewesen, und er hatte die Gesellschaft von Rundorig und Doroon bei weitem vorgezogen. Jetzt änderte sich die Lage. Er merkte, daß auch die beiden anderen Jungen ihr mehr Aufmerksamkeit schenkten, und fühlte zum erstenmal den Stachel der Eifersucht.
    Zubrette flirtete natürlich ausgiebig mit allen dreien und blühte geradezu auf, wenn sie sich in ihrer Gegenwart böse anstarrten. Rundorigs Pflichten auf dem Feld hielten ihn die meiste Zeit fern, aber Doroon war ein ernstes Ärgernis für Garion. Er wurde nervös und fand häufig Entschuldigungen, über die Farm zu gehen, um sicherzustellen, daß Doroon und Zubrette nicht miteinander allein waren.
    Seine eigene Taktik war ebenso einfach wie unwiderstehlich – er nahm seine Zuflucht zu Bestechungen. Wie alle kleinen Mädchen liebte Zubrette Süßigkeiten, und Garion hatte Zugang zur gesamten Küche. In kurzer Zeit hatten sie ein Abkommen getroffen. Garion stahl Süßigkeiten aus der Küche für seine goldhaarige Spielgefährtin, und als Gegenleistung ließ sie sich von ihm küssen. Die Dinge wären vielleicht weiter gediehen, wenn Tante Pol sie nicht an einem schönen Sommernachmittag in der Abgeschiedenheit des Heuschobers bei einem solchen Austausch erwischt hätte.
    »Das reicht jetzt«, verkündete sie streng von der Tür her.
    Garion sprang schuldbewußt von Zubrette weg.
    »Ich hatte etwas im Auge«, log Zubrette rasch. »Garion hat versucht, es herauszubekommen.«
    Garion wurde blutrot.
    »Wirklich?« sagte Tante Pol. »Wie interessant. Komm mit, Garion.«
    »Ich…« begann er.
    »Sofort, Garion.«
    Und das war das Ende der Romanze. Garions Zeit wurde danach vollständig von seinen Pflichten in der Küche in Anspruch genommen, und Tante Pols Augen schienen jeden Augenblick auf ihm zu ruhen. Er trödelte viel herum und ärgerte sich verzweifelt über Doroon, der jetzt abscheulich selbstgefällig auftrat, aber Tante Pol blieb wachsam und Garion in der Küche.

5
    I m Herbst jenes Jahres, als die Blätter sich gefärbt hatten und der Wind sie wie roten und goldenen Schnee von den Bäumen geschüttelt hatte, als die Abende kühl wurden und der Rauch aus den Schornsteinen auf Faldors Farm senkrecht und blau zu den ersten kalten Sternen am rötlichen Himmel aufstieg, kehrte Wolf zurück. Er kam an einem stürmischen Nachmittag die Straße unter dem tief hängenden Herbsthimmel herauf, während frisch gefallene Blätter um ihn herumwirbelten und sein weiter, dunkler Umhang im Wind flatterte.
    Garion, der dabei gewesen war, Küchenabfälle an die Schweine zu verfüttern, sah ihn kommen und lief los, um ihn zu begrüßen. Der alte Mann war staubig von der Reise und müde, sein Gesicht unter der Kapuze war grimmig. Sein übliches unbekümmertes Gebaren war einer ernsten Stimmung gewichen, die Garion nie zuvor an ihm bemerkt hatte.
    »Garion«, sagte Wolf bei der Begrüßung. »Du bist

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