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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gutherzigeren Mann getroffen. Ich wäre dir dankbar, wenn du meine Abreise nicht erwähnen würdest, bis ich fort bin. Ich liebe keine Erklärungen oder sentimentale Abschiede.«
    »Was immer du möchtest, Pol.«
    »Schau nicht so traurig drein, alter Freund«, sagte Tante Pol fröhlich. »Meine Helfer sind gut angelernt. Ihre Kochkunst wird dieselbe sein wie meine. Dein Magen wird den Unterschied nicht merken.«
    »Aber mein Herz«, sagte Faldor.
    »Sei nicht dumm«, sagte sie sanft. »Jetzt muß ich mich ums Abendessen kümmern.«
    Garion huschte flink vom Fuß der Treppe weg. Verwirrt stellte er den Spaten zurück in den Schuppen und holte den Eimer mit Karotten, den er beim Tor hatte stehenlassen. Seiner Tante zu eröffnen, daß er Brill an der Tür hatte lauschen sehen, würde sofort Fragen nach seinem eigenen Tun hervorrufen, die er lieber nicht beantworten wollte. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Brill lediglich neugierig, es war nichts Drohendes oder Unheilvolles an ihm. Den abstoßenden Brill allerdings seinem, Garions, eigenen, scheinbar harmlosen Zeitvertreib nachgehen zu sehen, gab Garion ein etwas unbehagliches Gefühl – ja, er schämte sich irgendwie deswegen.
    Obwohl Garion viel zu aufgeregt war, um zu essen, schien das Abendessen auf Faldors Farm so normal zu verlaufen wie jede andere Mahlzeit auch. Heimlich beobachtete er den mürrischen Brill, aber der Mann zeigte keinerlei Anzeichen, daß sich für ihn durch die Unterhaltung, die er zuvor unter solchen Mühen belauscht, etwas verändert hatte.
    Als das Abendessen vorüber war, wurde Meister Wolf – wie immer, wenn er die Farm besuchte – gedrängt, eine Geschichte zu erzählen. Er erhob sich und blieb einen Moment tief in Gedanken versunken stehen, während der Wind im Schornstein heulte und die Fackeln in ihren Haltern auf den Säulen im Saal flackerten.
    »Wie alle Welt weiß«, begann er, »gibt es die Marager nicht mehr, und der Geist von Mara weint allein in der Wildnis und klagt zwischen den moosbewachsenen Ruinen von Maragor. Aber, wie ebenfalls alle Welt weiß, sind die Hügel und Flüsse von Maragor voll guten, gelben Goldes. Dieses Gold aber war die Ursache für den Untergang der Marager. Als ein gewisses benachbartes Königreich von dem Gold erfuhr, wurde die Versuchung zu groß, und das Ergebnis war – wie fast immer, wenn Gold ein Thema zwischen zwei Königreichen ist – Krieg. Der Vorwand für den Krieg war die bedauerliche Tatsche, daß die Marager Kannibalen waren. Obwohl dieser Brauch für zivilisierte Menschen widerwärtig ist, wäre über ihn vielleicht hinweggesehen worden, hätte man dort in Maragor kein Gold gefunden.
    Der Krieg war jedoch unvermeidlich, und die Marager wurden erschlagen. Aber der Geist von Mara und die Geister von allen hingemordeten Maragern blieben in Maragor, wie jene, die in dieses gespenstische Königreich eindrangen, schon bald entdeckten.
    Nun begab es sich, daß zu jener Zeit in der Stadt Muros in Südsendarien drei abenteuerlustige Männer lebten, und als sie von all dem Gold hörten, beschlossen sie, nach Maragor zu reisen, um ihren Anteil daran zu sichern. Die Männer waren, wie gesagt, abenteuerlustig und mutig, und sie lachten über die Geschichten von Gespenstern.
    Ihre Reise war lang, denn es sind viele hundert Meilen von Muros bis zu den Grenzen von Maragor, aber der Geruch des Goldes zog sie weiter. Und so geschah es in einer dunklen und stürmischen Nacht, daß sie über die Grenze nach Maragor schlichen, vorbei an den Patrouillen, die eingesetzt worden waren, um gerade solche wie sie zurückzuschicken. Das Nachbarkönigreich wollte nach all den Kosten und Unannehmlichkeiten des Krieges natürlich nicht mit jedem, der zufällig vorbeikam, das Gold teilen.
    Sie schlichen also durch die Nacht, brennend in ihrem Verlangen nach Gold. Der Geist von Mara klagte, aber sie waren tapfere Männer und hatten keine Angst vor Geistern – und außerdem, sagen sie sich, kämen die Geräusche nicht wirklich von Geistern, sondern waren nur das Heulen des Windes in den Bäumen.
    Als ein blasser und nebliger Morgen in den Bergen heraufzog, konnten sie, nicht weit entfernt, das Rauschen eines Flusses hören. Wie jedermann weiß, kann man Gold am leichtesten an Flußufern finden, und so liefen sie rasch dem Geräusch nach. Einer von ihnen blickte in dem Dämmerlicht zufällig zu Boden, und siehe, die Erde zu seinen Füßen war mit Gold bedeckt – mit vielen, vielen Goldklumpen. Von Gier überwältigt,

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