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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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anmerken. Er wird uns beide sehr genau beobachten.«
    »Wirst du lügen?« fragte Garion schockiert.
    »Es wird erwartet«, sagte Silk. »Der Händler wird ebenfalls lügen. Derjenige von uns, der besser lügt, wird das bessere Geschäft machen.«
    »Das klingt alles schrecklich kompliziert«, sagte Garion.
    »Es ist ein Spiel«, sagte Silk, und sein frettchenhaftes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Ein sehr aufregendes Spiel, das auf der ganzen Welt gespielt wird. Gute Spieler werden reich, schlechte nicht.«
    »Bist du ein guter Spieler?« fragte Garion.
    »Einer der besten«, antwortete Silk bescheiden. »Wir wollen hineingehen.« Und er führte Garion die breiten Stufen zu dem Handelskontor hinauf.
    Der Händler trug ein ungegürtetes, pelzverbrämtes Gewand von blaßgrüner Farbe und eine enganliegende Kappe. Er verhielt sich so, wie Silk vorausgesagt hatte, saß an einem einfachen Tisch und blätterte mit geschäftigem Stirnrunzeln durch viele Pergamentseiten, während Silk und Garion darauf warteten, daß er von ihnen Notiz nahm.
    »Gut dann«, sagte er schließlich. »Ihr habt ein Geschäft für mich?«
    »Wir haben Rüben«, sagte Silk etwas geringschätzig.
    »Das ist wahrlich ein Unglück, Freund«, sagte der Kaufmann und machte ein langes Gesicht. »Die Lagerhallen in Kotu platzen im Moment vor Rüben. Es würde mir kaum etwas einbringen, wenn ich sie dir jetzt – gleich zu welchem Preis – abkaufen würde.«
    Silk zuckte die Achseln. »Vielleicht dann in Cherek oder Algarien«, sagte er. »Deren Märkte sind möglicherweise nicht so gesättigt wie eure.« Er drehte sich um. »Komm, mein Junge«, sagte er zu Garion.
    »Einen Moment noch, guter Freund«, sagte der Kaufmann. »Ich erkenne an deiner Sprache, daß du und ich Landsleute sind. Vielleicht kann ich dir einen Gefallen tun und die Rüben abnehmen.«
    »Deine Zeit ist kostbar«, meinte Silk. »Wenn du keinen Bedarf an Rüben hast, warum sollten wir länger stören?«
    »Ich könnte trotzdem in der Lage sein, irgendwo einen Käufer zu finden«, protestierte der Händler, »wenn die Ware von guter Qualität ist.« Er nahm Garion den Sack ab und öffnete ihn.
    Garion hörte fasziniert zu, wie Silk und der Kaufmann höflich miteinander fochten und jeder versuchte, dem anderen gegenüber in Vorteil zu kommen.
    »Was für ein großartiger Bursche«, sagte der Kaufmann, der Garion anscheinend jetzt erst wahrnahm.
    »Eine Waise«, erklärte Silk, »meiner Obhut anvertraut. Ich bringe ihm die Grundbegriffe des Handelns bei, aber er lernt langsam.«
    »Ach«, ließ der Händler leicht enttäuscht vernehmen.
    Dann machte Silk seltsame Bewegungen mit den Fingern der rechten Hand.
    Die Augen des Kaufmanns weiteten sich, dann gestikulierte er zurück.
    Danach hatte Garion keine Ahnung, was vor sich ging. Die Hände Silks und des Kaufmanns woben geheimnisvolle Zeichen in die Luft und bewegten sich dabei manchmal so schnell, daß ihnen das Auge kaum folgen konnte. Silks lange schlanke Finger schienen zu tanzen, und die Augen des Händlers hingen daran, während vor lauter Konzentration Schweißperlen auf seine Stirn traten.
    »Also abgemacht?« fragte Silk schließlich und brach damit das lange Schweigen im Raum.
    »Abgemacht«, stimmte der Händler etwas kläglich zu.
    »Es ist immer ein Vergnügen, mit einem ehrlichen Mann Geschäfte zu machen«, meinte Silk.
    »Ich habe heute viel gelernt«, sagte der Kaufmann. »Ich hoffe, daß du nicht vorhattest, lange in diesem Geschäft zu bleiben, mein Freund. Wenn doch, kann ich dir auch genausogut gleich die Schlüssel zu meinem Warenlager und dem Tresor geben, und mir den Ärger ersparen, den ich jedesmal haben werde, wenn du auftauchst.«
    Silk lachte. »Du warst ein würdiger Gegner, Freund Kaufmann«, sagte er.
    »Das dachte ich zuerst auch«, erwiderte der Kaufmann kopfschüttelnd, »aber ich bin dir nicht gewachsen. Liefere deine Rüben morgen früh in meinem Lager am Anlegeplatz Bedik ab.« Er schrieb ein paar Zeilen mit einer Feder auf Pergament. »Mein Aufseher wird dich bezahlen.«
    Silk verbeugte sich und nahm das Pergament. »Komm, mein Junge«, sagte er zu Garion und ging hinaus.
    »Was ist geschehen?« fragte Garion, als sie draußen auf der Straße waren.
    »Wir haben den Preis bekommen, den wir wollten«, antwortete Silk selbstgefällig.
    »Aber du hast überhaupt nichts gesagt«, wandte Garion ein.
    »Wir haben ausführlich geredet, Garion«, sagte Silk. »Hast du nicht zugesehen?«
    »Ich habe

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