Kind der Prophezeiung
Profis.«
»Du bist ein sehr seltsamer Mensch, Silk«, stellte Garion fest. Silk zwinkerte ihm zu.
»Warum hast du dich mit Mingan um die Währung gestritten?« fragte Garion.
»Tolnedranische Münzen sind etwas reiner«, erklärte Silk ihm. »Sie sind mehr wert.«
»Ich verstehe.«
Am nächsten Morgen kletterten sie alle wieder auf die Wagen und lieferten ihre Rüben im Lagerhaus des drasnischen Kaufmanns ab. Dann rollten sie, mit den leer rumpelnden Wagen, aus Darin hinaus in südlicher Richtung.
Der Regen hatte aufgehört, aber es war bedeckt und windig. Auf dem Hügel außerhalb der Stadt wandte sich Silk an Garion, der neben ihm saß. »Also schön«, sagte er, »dann wollen wir anfangen.« Er bewegte die Finger vor Garions Gesicht. »Das heißt ›Guten Morgen‹.«
8
N ach dem ersten Tag hatte sich der Wind gelegt, die blasse Herbstsonne war wieder hervorgekommen. Ihre Route nach Süden führte sie an dem Fluß Darin entlang, einem turbulenten Strom, der von den Bergen herunterschoß auf seinem Weg zum Golf von Cherek. Die Landschaft war hügelig und bewaldet, aber da die Fuhrwerke leer waren, kamen die Pferde gut voran.
Garion achtete kaum auf die Umgebung, als sie das Tal des Darin hinaufrumpelten. Seine Aufmerksamkeit richtete sich ausschließlich auf Silks zuckende Finger.
»Nicht schreien!« wies Silk Garion zurecht, als er übte.
»Schreien?« fragte Garion verwirrt.
»Halte deine Bewegungen sparsam. Übertreibe nicht. Die Idee, die dahintersteckt, ist, die ganze Sache unauffällig zu halten.«
»Ich übe ja erst«, sagte Garion.
»Es ist besser, schlechte Gewohnheiten abzulegen, bevor sie zu stark werden«, sagte Silk. »Und paß auf, daß du nicht nuschelst.«
»Nuscheln?«
»Forme jeden Ausdruck deutlich. Beende erst einen, bevor du den nächsten anfängst. Mach dir keine Gedanken über Schnelligkeit. Die kommt mit der Zeit.«
Am dritten Tag lief ihre Unterhaltung halb in Worten und halb in Gesten. Garion wurde allmählich stolz auf sich.
An jenem Abend bogen sie von der Straße in ein Zederngehölz ab und stellten ihre Wagen wie gewöhnlich im Halbkreis auf.
»Was macht der Unterricht?« fragte Wolf, als er abstieg.
»Geht voran«, antwortete Silk. »Ich denke, daß es schneller vorangehen wird, wenn der Junge seine Neigung ablegt, Babysprache zu reden.«
Garion war niedergeschmettert.
Barak, der gleichfalls abstieg, lachte. »Ich habe mir oft gesagt, es könnte nützlich sein, die geheime Sprache zu beherrschen, aber Finger, die ein Schwert führen, sind dafür nicht geschickt genug.« Er streckte seine Riesenhand aus und schüttelte den Kopf.
Durnik hob den Kopf und schnüffelte. »Es wird heute nacht kalt werden«, sagte er. »Wir werden noch vor morgen Frost bekommen.«
Barak schnüffelte ebenfalls und nickte. »Du hast recht, Durnik«, polterte er. »Heute abend brauchen wir ein gutes Feuer.« Er griff in den Wagen und holte seine Axt heraus.
»Es kommen Reiter«, kündigte Tante Pol an, die immer noch im Wagen saß.
Sie hörten auf zu reden und lauschten auf das schwache, trommelnde Geräusch von der Straße, die sie gerade verlassen hatten.
»Mindestens drei«, sagte Barak grimmig. Er reichte Durnik die Axt und griff nach seinem Schwert.
»Vier«, sagte Silk. Er ging zu seinem Wagen und holte sein Schwert unter dem Sitz hervor.
»Wir sind weit genug von der Straße entfernt«, meinte Wolf. »Wenn wir uns ruhig verhalten, werden sie vorbeireiten, ohne uns zu sehen.«
»Das würde uns auch nicht vor Grolims schützen«, sagte Tante Pol. »Sie werden uns nicht mit den Augen suchen.« Sie machte zwei flinke Gesten zu Wolf, die Garion nicht erkennen konnte.
Nein, gestikulierte Wolf zurück, laß uns lieber… Dann machte er wieder ein nicht erkennbares Zeichen.
Tante Pol sah ihn einen Augenblick an und nickte dann.
»Ihr verhaltet euch ganz ruhig«, wies Wolf sie an. Dann wandte er sich mit gespanntem Gesichtsausdruck der Straße zu.
Garion hielt den Atem an. Der Klang der galoppierenden Pferde kam näher.
Dann geschah etwas Seltsames. Obwohl Garion wußte, daß er vor den näherkommenden Reitern und der Bedrohung, die sie darstellten, Angst haben sollte, überfiel ihn eine träumerische Müdigkeit. Es war, als sei sein Verstand plötzlich eingeschlafen und sein Körper stünde da und beobachtete gleichgültig, wie jene dunkel verhüllten Reiter auf der Straße vorbeiritten.
Wie lange er so dastand, konnte er nicht sagen, aber als er aus seinem Halbschlaf
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