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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Mitte des Raumes befand sich eine große Feuerstelle, in der ganze Balken loderten und knisterten. Im Gegensatz zur üppig ausgestatteten Halle König Fulrachs waren hier die Wände nackt, und Fackeln flackerten und qualmten in eisernen Ringen, die in die Wände eingelassen waren. Die Männer, die sich am Feuer aufhielten, waren nicht die eleganten Höflinge von Fulrachs Hof, sondern bärtige cherekische Krieger, deren Kettenhemden schimmerten. An einem Ende des Saales standen fünf Throne, jeder überragt von einem Banner. Vier der Throne waren besetzt, und drei königlich wirkende Frauen standen in deren Nähe.
    »Fulrach, König von Sendarien!« brüllte einer der Krieger, die sie hergeleitet hatten, und klopfte mit dem Ende seines Speers auf den binsenbestreuten Steinfußboden.
    »Heil, Fulrach«, rief ein großer, schwarzbärtiger Mann von einem der Throne herab und erhob sich. Sein langes blaues Gewand war zerknittert und fleckig, sein Haar struppig und ungekämmt. Die goldene Krone, die er trug, hatte einige Beulen, und eine ihrer Zacken war abgebrochen.
    »Heil, Anheg«, antwortete der König von Sendarien mit einer leichten Verbeugung.
    »Euer Thron erwartet Euch, lieber Fulrach«, sagte der zottelhaarige Mann und deutete auf die sendarische Fahne hinter dem leeren Thron. »Die Könige Aloriens heißen die Weisheit des Königs von Sendarien auf dieser Ratsversammlung willkommen.«
    Garion empfand die gespreizte, archaische Form dieser Rede seltsam beeindruckend.
    »Welcher König ist welcher, Freund Silk?« flüsterte Durnik, als sie auf die Throne zugingen.
    »Der Dicke in dem roten Gewand mit dem Rentier auf dem Banner ist mein Onkel, Rhodar von Drasnien. Der mit dem hageren Gesicht unter dem Pferdebanner ist Cho-Hag von Algarien. Der große, grimmige in grauem Gewand, der unter dem Schwertbanner sitzt, ist Brand, der Rivanische Hüter.«
    »Brand?« unterbrach Garion ihn verblüfft, als er sich an die Geschichten der Schlacht von Vo Mimbre erinnerte.
    »Alle Rivanischen Hüter werden Brand genannt«, erklärte Silk.
    König Fulrach begrüßte die anderen Könige in der formellen Sprache, die hier üblich zu sein schien, dann nahm er seinen Platz unter dem grünen Banner mit der goldenen Weizengarbe ein, die das Emblem von Sendarien war.
    »Heil, Belgarath, Schüler von Aldur«, sagte Anheg, »und heil edle Polgara, verehrte Tochter des unsterblichen Belgarath.«
    »Wir haben wenig Zeit für all diese Zeremonien, Anheg«, sagte Meister Wolf schroff, warf seinen Umhang ab und trat vor. »Warum haben die Könige von Alorn mich rufen lassen?«
    »Gestatte uns unsere kleinen Zeremonien, Uralter«, sagte Rhodar, der unglaublich dicke König von Drasnien verschmitzt. »Wir haben so selten Gelegenheit, König zu spielen. Wir werden uns damit nicht aufhalten.«
    Meister Wolf schüttelte verärgert den Kopf.
    Dann trat eine der drei königlich wirkenden Frauen vor. Sie war eine große, schwarzhaarige Schönheit, gekleidet in ein erlesen besticktes schwarzes Samtkleid. Sie knickste vor König Fulrach und legte ihre Wange kurz an die seine. »Eure Majestät«, sagte sie, »Eure Gegenwart ehrt unser Haus.«
    »Eure Hoheit«, antwortete Fulrach mit einer respektvollen Neigung des Kopfes.
    »Königin Islena«, murmelte Silk Durnik und Garion zu. »Anhegs Frau.« Die Nase des kleinen Mannes zuckte vor unterdrückter Heiterkeit. »Wartet, bis sie Polgara begrüßt.«
    Die Königin drehte sich und knickte tief vor Meister Wolf.
    »Göttlicher Belgarath«, sagte sie, und ihre volle Stimme vibrierte vor Respekt.
    »Kaum göttlich, Islena«, sagte der alte Mann trocken.
    »Unsterblicher Sohn Aldurs«, fuhr sie fort, ohne auf die Unterbrechung zu achten, »mächtigster Zauberer der Welt. Mein armseliges Haus erzittert vor der schrecklichen Macht, die du in seine Mauern bringst.«
    »Eine hübsche Rede, Islena«, sagte Wolf. »Etwas ungenau, aber trotzdem hübsch.«
    Aber die Königin hatte sich schon Tante Pol zugewandt.
    »Ruhmreiche Schwester«, begann sie.
    »Schwester?« Garion war verblüfft.
    »Sie ist Mystikerin«, sagte Silk leise. »Sie pfuscht etwas mit Magie herum und hält sich für eine Zauberin. Sieh hin.«
    Mit einer kunstvollen Geste brachte sie einen grünen Stein zum Vorschein und reichte ihn Tante Pol.
    »Sie hatte ihn im Ärmel«, flüsterte Silk vergnügt.
    »Ein königliches Geschenk, Islena«, sagte Tante Pol in einem merkwürdigen Ton. »Schade, daß ich dir nur dies dafür geben kann.« Sie reichte der

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