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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Gib keine Versprechen, die du nicht halten kannst, mein Lieber«, meinte sie und umarmte ihn, und alles war wieder gut.
    Nachdem die Wucht, mit der die Flut durch die Enge von Cherek strömte, nachgelassen hatte, segelten sie nach Norden, entlang der schneebedeckten Ostküste der cherekischen Halbinsel, zu der alten Stadt, der angestammten Heimat aller Alorner, Algarier, Drasnier sowie der Chereker und der Rivaner. Der Wind war kalt und der Himmel düster, aber der Rest der Reise verlief ereignislos. Nach drei weiteren Tagen erreichten sie den Hafen von Val Alorn und legten an einem der eisbedeckten Kais an.
    Val Alorn ähnelte keiner sendarischen Stadt. Ihre Mauern und Gebäude waren so unglaublich alt, daß sie eher natürliche Felsformationen zu sein schienen als von menschlicher Hand geschaffene Bauwerke. Die schmalen, gewundenen Straßen waren tief verschneit, und die Berge hinter der Stadt hoben sich hoch und weiß gegen den dunklen Himmel ab.
    Am Kai erwarteten sie mehrere von Pferden gezogene Schlitten, deren Kutscher wild aussahen. Die zottigen Pferde stampften ungeduldig in dem verharschten Schnee. In den Schlitten lagen Pelzmäntel, und Garion legte sich einen davon um, während er darauf wartete, bis Barak sich von Greldik und seinen Seeleuten verabschiedet hatte.
    »Los«, befahl Barak dem Kutscher, während er in den Schlitten stieg. »Sieh zu, daß du die anderen einholst.«
    »Wenn du nicht so lang geredet hättest, wären die anderen nicht so weit voraus, Lord Barak«, sagte der Kutscher verdrießlich.
    »Da hast du wahrscheinlich recht«, gab Barak zu.
    Der Kutscher grunzte, berührte sein Pferd mit der Peitsche, und der Schlitten setzte sich in Bewegung, die Straße entlang, auf der die anderen schon nicht mehr sichtbar waren.
    Pelzgekleidete cherekische Kinder stolzierten die schmalen Straßen entlang, und viele von ihnen brüllten Grüße zu Barak herüber, als ihr Schlitten vorbeifuhr. An einer Straßenecke war ihr Kutscher gezwungen zu halten, weil zwei stämmige Männer, trotz der beißenden Kälte bis zur Hüfte nackt, mitten auf der Straße wütend miteinander im Schnee rangen, unter den anfeuernden Rufen einer Zuschauermenge.
    »Ein üblicher Zeitvertreib«, erklärte Barak Garion. »Der Winter ist eine langwierige Angelegenheit in Val Alorn.«
    »Ist das da vorn der Palast?« fragte Garion. Barak schüttelte den Kopf. »Der Tempel Belars«, sagte er. »Einige behaupten, der Geist des Bären-Gottes verweilte dort. Ich habe ihn allerdings nie selbst gesehen, also kann ich es nicht bestätigen.«
    Dann rollten die Ringer aus dem Weg, und sie setzten ihre Fahrt fort.
    Auf den Stufen des Tempels stand eine alte Frau in zerschlissenen wollenen Umhängen, die sich mit knochiger Hand auf einen langen Stab stützte und der das Haar wild ins Gesicht hing. »Heil Euch, Lord Barak!« rief sie mit brüchiger Stimme, als sie vorbeifuhren. »Euer Verhängnis wartet auf Euch.«
    »Halt den Schlitten an«, knurrte Barak dem Kutscher zu, warf seinen Pelzmantel ab und sprang hinaus. »Martje«, donnerte er die alte Frau an. »Es ist dir verboten, hier herumzulungern. Wenn ich Anheg erzähle, daß du ihm nicht gehorchst, wird er dafür sorgen, daß dich die Tempelpriester als Hexe verbrennen.«
    Die alte Frau schnatterte auf ihn ein, und Garion stellte mit Schaudern fest, daß in ihren Augen nur milchweiße Leere war.
    »Das Feuer wird die alte Martje nicht berühren«, lachte sie schrill. »Das ist nicht das Schicksal, das sie erwartet.«
    »Genug der Schicksale«, sagte Barak. »Fort von dem Tempel mit dir.«
    »Martje sieht, was sie sieht«, sagte die alte Frau. »Das Zeichen Eures Verhängnisses ist noch immer auf Euch, großer Lord Barak. Wenn Ihr ihm anheimfallt, werdet Ihr an die Worte der alten Martje denken.« Und dann schien sie auf den Schlitten zu starren, in welchem Garion saß, obwohl ihre Augen offensichtlich blind waren. Ihr Gesichtsausdruck wechselte plötzlich von boshaftem Vergnügen zu einer seltsamen Ehrfurcht.
    »Heil Euch, Herr der Herren«, sagte sie leise und verbeugte sich tief. »Wenn Ihr Euer Erbe antretet, denkt daran, daß es die alte Martje war, die Euch zuerst grüßte.«
    Barak stürzte mit einem Aufschrei auf sie zu, aber sie eilte davon, und ihr Stock klapperte auf den Steinstufen.
    »Was hat sie damit gemeint?« fragte Garion, als Barak zum Schlitten zurückkam.
    »Sie ist verrückt«, antwortete Barak, das Gesicht blaß vor Wut. »Sie lungert immer um den Tempel herum,

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