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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Morgen geraten, im Auto auf dem Weg zur Kapelle. Damit meinte sie, dass sie nicht daran denken sollte, wie er gestorben war, sondern daran, wie er gelebt hatte, wie sie beide zusammen gelebt hatten. Jasmina hat sich daran gehalten, aber es hilft nicht einmal ansatzweise. Der Gedanke an jenes Leben erinnert sie nur daran, dass es vorbei ist, genauso, wie glückliche Erinnerungen an das Leben ihrer Tochter sie immer wieder unweigerlich zu der riesigen Lücke führen, die ihre Abwesenheit gerissen hat. Was nützen glückliche Erinnerungen an die Vergangenheit, wenn die Zukunft leer ist? Dann ist es doch besser, an gar nichts zu denken.
    Das Haus hat sie schon von oben bis unten geputzt. Auch der Laden ihres wunderbaren Mannes ist tadellos sauber, als könne er jeden Augenblick zurückkommen und einen Topf mit den klappernden Wachspellets auf die Feuerstelle stellen.
    Du darfst nur die schönen Erinnerungen bewahren.
    Im Auto hatte sie die Hand ihrer Schwester gedrückt, ihre eigene gegen deren wohlmeinende Absichten gepresst.
    So wie sie es auch jetzt tut, während sie vorn in der Kapelle sitzt.
    Der Sarg ist größer, als sie erwartet hatte. Muss er wohl auch, um ihn aufzunehmen natürlich.
    Der Deckel ist geschlossen, aber ein Foto von ihm steht darauf. Auf dem Foto hat er volles schwarzes Haar und einen kräftigen Oberlippenbart, und obwohl das Foto hauptsächlich ihn zeigt, sind – wenn man es weiß – die Gesichter seiner Frau und seiner Tochter auszumachen, die sich von der Seite an ihn drücken und ihre Wangen an seine schmiegen. Er lächelt. Gleich, wie getrieben er war oder welches Omen ihm beschieden war – in dem Moment jedenfalls war er glücklich.
    Hinter ihnen sind leise Bewegungen zu bemerken, die Trauergäste versammeln sich – das Geräusch von Anzügen, die sich an Anzügen reiben, höfliches Räuspern, dezente Unterhaltungen, die in sanften Wogen durch die Luft getragen werden.
    Jasmina dreht sich um und sieht, wie sich die Reihen füllen. So viel Schwarz. Auch in diesem Raum gibt es Liebe, aber nichts, wohin sie noch könnte, wie ein Tier, das sich verirrt hat.
    Der Tod ist abscheulich, denkt sie, als sie sich wieder umdreht. Trotz ihrer Unausweichlichkeit gibt es zu viele Begräbnisse auf dieser Welt, weil selbst eines schon zu viel ist. Ihre Unausweichlichkeit ist der undurchdringlichste Knoten des Lebens.
    Corinna beugt sich zu ihr und fragt leise:
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Sie nickt kurz: »Ja.«
    In gewisser Weise ist das richtig – sie wird es überstehen. Sie hat eine Menge überstanden, und das wird jetzt nicht anders sein.
    Vorn in der Kapelle wartet geduldig der Geistliche; ihre Blicke treffen sich, und er lächelt freundlich. Sie bemüht sich, sein Lächeln zu erwidern. Für ihn mag es vielleicht anders sein, ein Mann des Glaubens, voller Zuversicht. Jasmina ist sich nicht sicher, was sie noch glaubt, wenngleich sie immer versucht hat, die Weltsicht ihres Mannes zu respektieren. Er glaubte, so gut es ihm möglich war – auch wenn es ihm angesichts seines zweiten Lebens vielleicht leichter fiel. Dennoch bleibt zu hoffen, dass er jetzt im Himmel ist, ein drittes Leben beginnt und die unergründliche Aufgabe, für die Gott ihn überleben ließ, nun erfüllt ist.
    Selbst wenn niemand es je wissen wird.
    Selbst wenn sie niemals fähig sein würden, es zu verstehen, auch wenn sie es wüssten.

57
    A cht Jahre ist es her, dass Gregor Lewtschenko wegen Emmeline, seiner Tochter, zu mir kam, die mit einem Mann zusammenlebte, der sie heftig misshandelt hatte. Die Wahrheit aber war, und das hatte ich ihm gesagt, dass wir an der Situation nicht viel ändern konnten, solange sie nicht bereit war, mit uns zusammenzuarbeiten.
    Ich wusste das.
    Dennoch ging mir an dem Nachmittag, nachdem ich mit ihm gesprochen hatte, das Bild von Emmeline Lewtschenkos blassem Gesicht, von schwarzem Haar umrahmt, ein Auge zugeschwollen, nicht aus dem Sinn. So hatte ich beschlossen, mich der Sache trotzdem anzunehmen und etwas zu unternehmen.
    Als John Doherty die Haustür öffnete, stand ein Mann vor mir, den ich um einiges überragte. Er war nicht größer als eins sechzig, was ihn fast dicklich erscheinen ließ. Sein braunes, dünnes Haar war schütter und wirkte so weich wie sein ganzer Körper auch. Sein Blick war verschwommen, als wäre er betrunken oder nicht ganz wach. Fast, als hätte er geheult. Als ich ihm meine Polizeimarke zeigte, fragte ich mich, ob nicht alles drei zutraf. Es hätte mich nicht

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